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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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furchtsam schrie. Dann blickte er zu Indaro. Als er sah, dass ihre Wunden wieder aufgegangen waren, eilte er zu ihr.
    Archange hatte sich wieder hingesetzt und sah jetzt aus wie zuvor, eine freundliche ältere Dame in zartblauen Gewändern.
    » Ihr habt heute eine Schlacht gewonnen«, erklärte sie ruhig. » Araeon und Marcellus sind tot. Ich bin kein Soldat, und ich will nicht, dass dieses Schlachten weitergeht. Dieser Serafim wird nicht reiten. Dafür werde ich sorgen. Aber die Cité wird sich ihren Feinden niemals ergeben.«
    » Du willst nicht kämpfen, aber du willst auch nicht kapitulieren«, kommentierte Fell emotionslos.
    » Ich folge dem Beispiel der Frauen aller Zeitalter und neige mich wie das Schilfrohr den Stürmen der Geschichte«, entgegnete sie.
    Lügnerin, dachte Fell. Du wirst den anderen rücksichtslos deinen Willen aufzwingen, genau so, wie du es schon immer getan hast.
    » Vor tausend mal tausend Jahren«, erzählte Archange mit einer Stimme, die so fein war, dass sie kaum bis zu den anderen reichte, » lebte in einem Land namens Cumae eine Frau, die als Seherin bekannt war, als Sibylle. Ihr Ruhm erregte die Aufmerksamkeit der Götter, die – nicht anders als heute – zugleich launisch, schlau und grausam sein konnten. Bei Sonnenaufgang erschien der Frau am Strand der Sonnengott. Er sprach sie respektvoll an, erzählte ihr, dass ihre Weisheit ihn beeindruckt hätte, und gewährte ihr die Erfüllung eines Wunsches. Sie bückte sich, nahm eine Handvoll Sand und bat den Gott, ihr so viele Lebensjahre zu schenken, wie sie Sandkörner in der Hand hielt. Er willigte ein und stellte insgeheim erfreut fest, dass sie doch nicht so weise war, wie sie glaubte. Denn sie hatte nicht um ewige Jugend gebeten und war verdammt, immer älter und runzeliger zu werden und immer mehr Schmerzen erdulden zu müssen , je m ehr Jahrhunderte sich in ihrem Leben aneinanderreihten.«
    Fell fragte sich, ob sie damit um Verständnis bitten wollte. Aber es ging ihm mit ihr wie zum Schluss mit Marcellus. Er empfand nur noch Abneigung gegen sie.
    Archange stand auf und wandte sich an das Mädchen. » Komm mit mir, Emly. Ich werde dafür sorgen, dass dein Bruder die Hilfe bekommt, die er benötigt. Dol Salida, ich danke dir für das, was du heute geleistet hast. Ich werde schon bald eine andere Aufgabe für dich haben.«
    Dann eilte sie mit den Soldaten im Gefolge fort, bis schließlich Fell, Indaro und Broglanh mit der Leiche des alten Mannes allein waren.
    Fell sagte: » Ich weiß nicht, ob es Shuskara gefallen würde, wenn er wüsste, dass sein Tod zum Plan dieser Frau gehörte.«
    Broglanh meinte aufmunternd: » Wir sind Soldaten. Wir sind immer Schachfiguren in den Plänen anderer. Aber wir sind noch am Leben, und der Kaiser ist tot. Das war der Plan und der Plan ist aufgegangen. Heute war ein guter Tag.«
    Dann sah er Indaro an, und sein Lächeln erlosch. » Wohin gehst du, Rotschopf?«
    » Ich weiß nicht.«
    » Du brauchst einen Arzt.«
    Sie schüttelte schwach den Kopf. » Dafür ist keine Zeit. Bis Sonnenuntergang muss ich die Cité weit hinter mir gelassen haben.«
    Fell nahm ihre Hand. Sie war so klein, die Haut so rau und schwielig unter all dem Blut und Schmutz. Er hob sie an seine Lippen und küsste sie. » Bei Sonnenuntergang sind wir beide fort«, sagte er.
    Das Innere der schaukelnden Kutsche war mit bunten Farben ausgeschmückt, über die Seiten und den Dachhimmel ergossen sich zarte Blau-, Grün und Rosatöne. Emly hatte so viel Zeit im Dunkel verbracht, dass sie vergessen hatte, dass solche Farben existierten. An der Innenwand, gleich neben ihr, trabte ein gemaltes Pferd durch ein Kornfeld in den Sonnenuntergang. Das Mädchen ertastete die Umrisse des Tieres und spürte die feinen Pinselstriche des wehenden Schweifs unter seinen Fingerspitzen.
    Sie warf der alten Frau einen Blick zu. Sie schien zu schlafen. Sie streifte die Stiefel ab und zog ihre Füße auf die Kutschbank. Der weiche Bezug fühlte sich an wie Kaninchenfell und liebkoste ihre nackte Haut.
    Elija lag auf der gegenüberliegenden Bank. Er bekam überhaupt nichts mehr mit und lag in einem tiefen, heilsamen Lorassiumschlaf. Ein würdevoller alter Mann hatte seinen Arm gerichtet und geschient und ihr versichert, dass alles gut verheilen würde, weil Elija noch jung war.
    Danach war Archange noch einmal zu ihr gekommen und hatte sie zum dritten Mal gefragt: Darf ich jetzt für dich sorgen, Emly?
    Diesmal hatte sie dankbar eingewilligt. Ihr Vater

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