Der Moloch: Roman (German Edition)
Wir nennen sie die Hallen«, meinte er und versuchte, sich Zeit zu verschaffen, um nachzudenken.
Gil nickte. » Also kennst du dich in den Hallen aus, Elija?«
Er schien begierig auf eine Antwort zu sein, und jetzt sah auch der andere Mann, Maron, interessiert aus.
» Ja«, antwortete er.
Das schien die richtige Antwort gewesen zu sein, denn Gil lächelte. » Und kennst du auch den Weg zum Palast?«, fuhr er fort.
» Ja«, erwiderte Elija zuversichtlicher, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, was dieser Palast sein sollte.
» Seid ihr hungrig, ihr beiden?« Gil streckte die Hand aus und nach einem Moment nahm Elija sie und stand langsam auf. Er sah sich um. Jetzt hatten sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt, sodass er erkennen konnte, dass hinter den Felsen ein Sandstrand lag, auf dem zwei Boote lagen. Dort waren andere dunkelhäutige Männer, und außerdem brannte dort ein Feuer, von dem die köstlichen Gerüche ausgingen. Gil schrie den Männern etwas zu, und einer hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Es waren seltsame Worte, die Elija nicht verstand.
Gil drehte sich zu Maron herum und sagte in der Sprache der Cité: » Das ist vielleicht genau das, was wir brauchen. Kinder finden ihren Weg durch die Abwasserkanäle besser als jeder Erwachsene.«
Maron nickte. » Saroyan hätte daran denken sollen. Immerhin war es ihre Idee, nach diesen Kanalratten zu suchen.«
Gil runzelte die Stirn. » Erwähne ihren Namen nicht, nicht einmal hier«, warnte er den anderen Mann. Und fuhr fort: » Außerdem können wir ihnen bestimmt mehr vertrauen als diesem …«, er deutete mit einem Nicken auf die Öffnung zu den Höhlen, » Abschaum.«
Dann sah er zu Amita, die immer noch auf dem Felsen saß und sie misstrauisch beobachtete. » Bist du Elijas Schwester?«
» Ja«, erwiderte sie prompt.
Er half ihr hoch. » Wollt ihr vielleicht an Bord eines großen Schiffes gehen?«
Zuerst bekamen die Kinder von den freundlichen Männern am Strand etwas zu essen, dann setzten sie sie in ein Ruderboot und brachten sie zu dem Schiff, das sie schon bald weit weg brachte. Und erst sehr viel später begriff Elija, dass es kein Schiff der Cité war, sondern eines ihrer Feinde.
Teil zwei – DIE EBENE DES BLUTES
8
Indaro bog sich zur Seite, um einem Schwerthieb auszuweichen, dann hämmerte sie fauchend ihre Klinge mit beiden Händen in den Hals des Feindes, dessen Knochen knackend brachen wie altes Holz. Sie riss die Waffe noch gerade rechtzeitig aus der Wunde, um einen weiteren Hieb von rechts zu parieren. Eine Lanze flog heran, prallte vom Rand ihres Schildes ab und zischte einen Fingerbreit an ihrem Gesicht vorbei. Der Treffer brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie drehte sich um, und ihre Klinge zuckte nach rechts. Sie schlitzte dem Angreifer den Bauch auf. Der Mann ging schreiend zu Boden. Dann riss sie den Schild hoch, um einen mörderischen Schlag von links abzublocken, ihre Klinge zuckte erneut hoch und zertrümmerte den Schädel eines Kriegers, der keinen Helm trug.
Doon neben ihr sprang vom Rücken eines Toten auf und durchtrennte mit zwei raschen Schlägen zwei Angreifern die Kehlen. Sie hielt einen Moment inne und grinste Indaro an, bevor sie sich wieder hinhockte.
Indaro rammte dem Soldaten, der sich in Todesqualen vor ihren Füßen wand, das Schwert ins Herz.
Dann nahm sie sich einen Moment Zeit und sah sich um, um dem Rhythmus der Schlacht nachzuspüren. Die Krieger der Cité waren den ganzen Morgen über stetig auf dem Vormarsch gewesen und hatten den feindlichen Angriff Schritt um Schritt zurückgetrieben. Die Wärme der Sonne schmeichelte ihrem Hals über der blutroten Rüstung. Seit dem Morgengrauen kämpften sie, und jetzt war es fast Mittag. Und sie hatten immer noch Kraft. Als sie innehielt, rannten zwei Kameraden an ihr vorbei, stürzten sich auf den Feind und warfen sich brüllend in das Gewühl.
Vor ihnen befreite sich ein feindlicher Soldat aus dem Tumult und griff sie an. Doon stieß ihren Schlachtruf aus, einen schrillen Schrei, bei dem dem Feind die Knochen im Körper erzitterten, und warf sich dem Mann entgegen. Sie duckte sich unter einem wilden Schlag weg und zerschmetterte ihrem Gegner mit dem Schwert das Knie. Drei weitere feindliche Krieger griffen sie an. Indaro sprang über einen Gefallenen hinweg und lief ihnen entgegen. Sie blockte den Schlag des ersten Mannes ab und hätte ihm mit dem Rückhandschlag beinahe den Kopf abgerissen. Doch die Klinge des zweiten
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