Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
seinen Verstand vollkommen erfüllte.
    Da durchdrang ein Lachen seine Angst. Amita kniete sich neben ihn und legte ihren Arm um ihn. » Es ist alles gut, Elija«, flüsterte sie ihm ins Ohr. » Du bist einfach nicht an das Tageslicht gewöhnt. Das ist die Sonne. Sie ist so hell! Und sieh dir die Flotte da draußen in der Sonne an!«
    Elija legte die Hände vor die Augen und spähte zwischen den Fingern hindurch. Dann richtete er sich langsam auf die Knie auf.
    Es war das Ende der Welt. Sie befanden sich auf einem felsigen Vorsprung am Rand eines großen Lochs im Land. Vor ihnen war nichts, außer silbrigem Wasser, das im Tageslicht funkelte und sich in die Ferne erstreckte, bis es den Himmel traf und verschwand.
    Und auf dem Wasser schwammen, gefährlich dicht am Rand der Welt, hohe, hölzerne Bauwerke, Dutzende von ihnen, die von riesigen, mit Seilen geschmückten Pfosten gekrönt waren. Elija wunderte sich, was diese Bauwerke daran hinderte, vom Rand der Welt in den Himmel zu treiben. In der Luft um sie herum kurvten große weiße Vögel, die dieses furchteinflößende Kreischen von sich gaben.
    » Was ist das für ein schrecklicher Ort?« Seine Stimme zitterte.
    Sie starrte ihn an und lächelte ein bisschen, als argwöhne sie, dass er sie auf den Arm nehmen wolle.
    » Das ist das Meer«, antwortete sie dann verblüfft. » Hast du denn noch nie zuvor das Meer gesehen, Junge?«
    Sie nahm seine Hand, und zusammen stolperten sie zum Wasser, während sie unbeholfen ihren Weg über die spitzen Felsen suchten. Die Sonne war so hell, dass sie die Augen nur kurz offen lassen konnten. Elija spürte, wie ihm Tränen über das Gesicht liefen.
    Plötzlich hörten sie durch das Kreischen der Vögel das Kratzen von Stiefeln auf Felsen. Elija wirbelte herum und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Zwei Männer kamen auf sie zu. Sie hatten Schwerter umgegürtet und trugen eine leichte Rüstung.
    » Plünderer!«, schrie er. Sie versuchten wegzulaufen, aber die spitzen Felsen schnitten ihnen in die nackten Füße, und sie stürzten zu Boden. Es tat sehr weh. Elija versuchte wegzukriechen, zurück in die Höhle, aber die Schmerzen an Händen und Knien waren quälend. Sie bluteten.
    » Hört auf! Bitte, bleibt stehen. Wir werden euch nichts tun!«, rief einer der Männer. » Ihr verletzt euch nur selbst.«
    » Es sind nur Kinder. Sie nützen uns nichts«, meinte der andere Mann.
    Elija starrte die beiden Männer voller Panik an. Sie waren ein paar Schritte vor ihnen stehen geblieben. Der eine war groß und dunkel, hatte eine merkwürdige braune Haut und ein hageres Gesicht. Der andere war untersetzt und bleich und kleiner als sein Kamerad.
    » Kommt ihr aus dem Schlammdorf?«, erkundigte sich der dunkle Mann.
    Elija hatte keine Ahnung, was er meinte, und er warf Amita einen Blick zu. Sie sagte nichts.
    » Die Siedlung in der Höhle?« Der Mann deutete auf die Öffnung, aus der die Kinder herausgekommen waren.
    Elija schüttelte den Kopf.
    » Verstehst du die Sprache der Cité, Junge?«
    » Ja«, antwortete Elija kläglich.
    » Woher seid ihr gekommen?«
    Er fragte sich, was diese Worte bedeuteten. Woher war er gekommen? Er erinnerte sich an sein erstes Treffen mit Rubin.
    » Ich bin Elija, aus der Halle des Blauen Lichts«, sagte er.
    Die Männer sahen sich an und grinsten.
    » Und wo ist diese Halle des Blauen Lichts?«, erkundigte sich der dunkle Mann. Er sprach merkwürdig, stockend, als wäre er an die Worte nicht gewöhnt. Als Elija nicht antwortete, ging er in die Hocke. » Ich bin Gil. Das ist Maron. Wir wollen euch nichts tun, Elija.«
    » Du verschwendest deine Zeit«, erklärte der andere und sah sich um, als könnte er es kaum erwarten, von hier zu verschwinden.
    » Ist die Halle des Blauen Lichts da drin?« Gil deutete auf die Höhle.
    Elija nickte.
    » Wohnst du da drin?«
    Elija sah wieder zu Amita. Er wollte diesen Männern trauen, aber er hätte auch den Plünderern beinahe vertraut. Amita sagte nichts. Dieses Mal gab sie ihm keine Hinweise. Er nickte zweifelnd, weil er nicht wusste, was die Männer von ihm hören wollten.
    Gil sah seinen Freund erneut an. » Kennst du dich in den Abwasserkanälen aus?«, fragte er dann.
    Elija wurde plötzlich durch den Geruch von Fett und saftigem, gebratenem Fleisch abgelenkt. Er wurde von der salzigen Luft zu ihnen getragen. Seine Nase zuckte, und sein Magen krampfte sich zusammen. Würden diese Männer ihm etwas zu essen geben, wenn er ihnen die richtigen Antworten gab?
    »

Weitere Kostenlose Bücher