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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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auffiel, war eine Ausgehuniform auf einem Gestell, auf deren rotem Leder Gold und Silber funkelten. Indaro stellte sich vor, wie sie selbst eine solche Rüstung trug. Dann stellte sie sich vor, wie Fell Aron Lee darin aussah, und plötzlich wurde ihr in dem mitternächtlichen Zelt warm.
    » Setzt euch«, befahl ihr Kommandeur und deutete auf die Stühle. Er sah sie kaum an. » Du bist verwundet, Indaro.«
    Woher wusste er das? » Nur ein Kratzer, Ser.«
    » Zeig es mir.«
    Sie zögerte nur eine Sekunde, bevor sie ihr Wams anhob. Er stand auf, trat rasch neben sie, untersuchte die Verletzung und nickte dann zufrieden.
    » Ihr werdet mit sofortiger Wirkung versetzt und euch den Eintausend anschließen.«
    Indaro ließ sich nichts anmerken, innerlich jedoch jubilierte sie. Die Eintausend waren die persönliche Leibwache des Kaisers. Nur Veteranen wurden für diese Aufgabe ausgesucht, handverlesen, und gewöhnlich infolge irgendeines Akts von bemerkenswerter Tapferkeit.
    » Das ist keine Beförderung«, fügte er hinzu, während er ihre Gesichter beobachtete. » Es hat in den Reihen der Leibwache kürzlich einigen … Schwund gegeben. Ihr werdet sie zusammen mit Soldaten anderer Kompanien nur bei dieser einen Mission unterstützen.«
    Das kümmerte Indaro nicht. Dies hier war eine Chance aufzufallen, ihren Namen in Erinnerung zu bringen, und zwar mit etwas anderem als einer Fahnenflucht. Sie spürte, wie Broglanh neben ihr vor Aufregung förmlich knisterte, und sie fragte sich, wie schwer es ihm fiel, nicht mit irgendetwas Schwachsinnigem herauszuplatzen.
    » Der Kaiser befindet sich zurzeit am Vierten Östlichen Tor«, erklärte ihr Kommandeur. » Er wird bei Sonnenaufgang aufbrechen. Er geht nach Nordosten zu den Schmalen. Dort steht die Dritte Imperiale, die gegen eine doppelt so große odrysianische Armee kämpft. In diesem Winter werden wir Verstärkung dorthin schicken. Kavallerie und Infanterie von der Maritimen. Der Kaiser ist dorthin unterwegs, um die Moral der Krieger zu heben. Hat man mir jedenfalls gesagt.« Er drehte sich zu seinem Schreibtisch herum und rollte eine offenbar häufig benutzte Karte auf. Indaro trat sofort eifrig vor. Es war das erste Mal seit ihrer Ausbildung, dass ein Befehlshaber sich die Mühe gemacht hatte, ihr irgendetwas zu erklären.
    Sie betrachtete die Karte in dem dämmrigen Licht des Zeltes. Die große Cité nahm die linke Seite der Karte in Beschlag. Fell deutete auf das Kleine Meer an der Spitze der Karte und auf die Schmalen, die sich dahinter erstreckten. Indaro konnte die Linie der Stadtmauer erkennen, die sich über die ganze Karte schlängelte. Sie suchte nach Kap Salient, ihrem Heim, aber es war nicht da. Zu weit westlich.
    » Wo sind wir?«, erkundigte sie sich. Der Kommandeur sah sie ausdruckslos an und deutete auf einen großen Fleck in der Mitte, der bis auf eine Kreuzschraffierung frei war.
    » Sind das Wälder?« Sie deutete auf dunkle Flecken auf der rechten Seite.
    » Nein«, erwiderte Fell. » Das ist der Feind, Soldat.« Er fuhr mit dem Finger über das Pergament. » Odrysianer, hier sind die Fkeni, einige Petrassi, zwei Armeen von …«
    » Für uns sind es alles einfach nur Blaue, Ser«, meinte Broglanh. Er grinste Fell an, und sein Kommandeur betrachtete ihn nachdenklich. Indaro glaubte, dass irgendetwas zwischen den beiden Männern vorging. Männer und ihre Kumpanei, dachte sie. Dann deutete Fell auf die winzige Zeichnung eines Turms an der Stadtmauer.
    » Das ist das Vierte Östliche Tor«, sagte er dann. » Ihr müsst eure Mähren antreiben, wenn ihr bis zum Morgengrauen dort sein wollt.« Er nahm eine Hand von der Karte und ließ sie mit einem Schnappen zusammenrollen. » Es ist sehr ungewöhnlich für den Unsterblichen, eine solche Reise zu unternehmen«, sagte er dann. » Das bedeutet, die Lage muss ernst sein. Ihr werdet zum Tor reiten und euch sofort seiner Leibwache anschließen. Mein Adjutant hat eure Papiere. Er wird euch begleiten.« Dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch. » Viel Glück«, sagte er, und obwohl sie ihn kaum kannte, glaubte sie, Befriedigung in seiner Stimme zu erkennen.
    Obwohl er damit entlassen war, blieb Broglanh stehen. » Warum wir, Ser?«, erkundigte er sich. » Ich meine, ich weiß, dass wir uns freiwillig gemeldet haben, aber du bist schließlich zu uns an den Tisch gekommen.«
    Indaro hätte ihn am liebsten getreten. Sie ging weiter zum Eingang des Zeltes und hoffte, dass Broglanh ihr endlich folgte.
    » Weil dein

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