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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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umkippte.
    Einen Augenblick lang befand sich niemand zwischen Indaro und der Kutsche des Kaisers, und sie gab ihrem Pferd die Sporen. Dann jedoch schien sich die Erde vor ihr zu erheben, und ein bewaffneter Krieger tauchte wie durch Magie vor den Hufen ihres Pferdes auf. Er stieß mit dem Schwert nach dem Bauch des Pferdes, und Indaro zerrte an den Zügeln. Dann beugte sie sich aus dem Sattel und schlug ihm den Arm ab. Er taumelte und hatte den Mund zum Schrei weit aufgerissen. Doch sie konnte nichts hören, weil die Explosionen sie betäubt hatten.
    Weitere feindliche Soldaten erhoben sich aus dem Boden, aus ihren versteckten Löchern. Aber sie waren noch steif, weil sie so lange darin gehockt hatten, und einem bewaffneten Reiter nicht gewachsen. Indaro schlug sich den Weg durch die trägen Krieger, schlug ihnen Köpfe ab, hackte ihnen in die Hälse und versuchte, den Kaiser zu erreichen. Sie bemerkte, dass Broglanh neben ihr vom Pferd gesprungen war, und sie sah, dass er aus Leibeskräften kämpfte. Er war von feindlichen Soldaten umringt und einer seiner Arme hing nutzlos am Körper herab.
    Durch den aufgewirbelten Staub sah sie, wie jemand mühsam aus der zertrümmerten Kutsche kroch. Es war ein bartloser Jüngling, der zwar verletzt war, sich aber noch bewegte. Ein feindlicher Soldat rammte sein Schwert in die Brust ihres Pferdes, das zu Boden stürzte. Indaro landete ebenfalls auf dem Boden, ihr Schwert noch in der Hand, tötete den Feind und rannte zur Kutsche. Sie half dem verletzten Jüngling, stützte ihn mit der Schulter und zuckte zusammen, als er sein Gewicht auf ihre verletzte Seite verlagerte. Sie führte ihn von der Kutsche weg und half ihm, sich in den dürftigen Schutz eines toten Pferdes zu setzen. Sie sah, dass er kaum älter als dreizehn oder vierzehn Jahre alt war, und seine dunklen Augen waren weit aufgerissen. Er trug grüne Seide, und in seiner Brust steckte ein Holzsplitter. Es überraschte sie, dass er noch am Leben war.
    Dann drehte sie sich zur Kutsche um und sah dort eine Bewegung. Jemand versuchte verzweifelt, sich unter dem zertrümmerten Rahmen herauszuarbeiten. Sie sah, wie ein feindlicher Soldat schnell wie ein Sprinter darauf zurannte. Indaro zog ihr Messer aus der Scheide und schleuderte es nach dem Mann. Es grub sich in seinen Hals, und der Soldat stolperte, aber es gelang ihm, das Geschoss zu werfen, das er in seiner Hand hielt, bevor er zu Boden stürzte. Es verfehlte jedoch die Kutsche und rollte unter die Hufe eines der wild um sich tretenden Pferde. Indaro holte tief Luft und rannte darauf zu, aber sie hatte kaum drei Schritte gemacht, als es eine gewaltige Explosion gab, die sie vollkommen betäubte. In der tödlichen Stille wurde die schwarze Kutsche vor ihren Augen in tausend Stücke gerissen.
    Indaro wurde von der Druckwelle getroffen und zu Boden geschleudert. Sie rollte herum und schützte Gesicht und Augen. Im nächsten Moment war sie wieder aufgesprungen und rannte zu dem Wrack. Aber dort war nichts mehr für sie zu tun; es lagen nur zwei blutige, verbrannte und bis zur Unkenntlichkeit zerfetzte Leichen in den Trümmern. Ihr stockte der Atem, und sie hatte das Gefühl, dass jemand ihr einen Stahl ins Herz gebohrt hätte. Der Kaiser. Ihr Kaiser. Tot.
    In der Staubwolke erkannte sie Fortance. Er starrte auf die Leichen. Er hatte eine Kopfverletzung und die Tränen, die ihm über das Gesicht liefen, hinterließen Spuren im Blut. Dann sah er sie und schrie etwas, was sie nicht hören konnte. Er deutete nach Osten, wo sie feindliche Soldaten sah, die in den Sonnenaufgang flohen, nachdem sie ihre Arbeit erledigt hatten. Fortance streckte seine Handgelenke aneinandergelegt vor sich aus und nickte ihr eindringlich zu. Sie verstand, was er meinte. » Mach Gefangene!« hieß das.
    Dann sah sie im Staub zwischen den Toten und Sterbenden ein unverletztes Pferd, ein graues Schlachtross, das mit hängenden Zügeln durch das Gemetzel wanderte. Indaro lief zu dem Tier, packte die Zügel und nahm sich eine Sekunde Zeit, um der Stute über die Schnauze zu streicheln und ihr in die Augen zu sehen. Dann sprang sie in den Sattel. Sie gab dem Tier die Sporen, und das gut ausgebildete Pferd machte sich an die Verfolgung der flüchtenden Feinde.
    Auf einer kleinen Anhöhe hatte eine Gruppe von feindlichen Kriegern Stellung bezogen. Sie waren umringt von Soldaten der Cité. Indaro sah, wie die Soldaten kämpften, aber sie konnte nichts hören. Ebenso wenig wie die Blauen. Sie galoppierte

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