Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
befehlshabender Offizier es dir befiehlt, Broglanh«, sagte Fell kalt.
    » Jawohl, Ser. Und ich kann auch verstehen, warum Indaro ausgesucht wurde«, fuhr Broglanh fort. Indaro registrierte einen bis dahin nie gehörten Unterton von Gerissenheit in seiner Stimme. » Sie ist eine meisterhafte Schwertkämpferin und natürlich willst du sie in dieser Leibwache haben. Aber ich, ich bin …«
    » Sollte ich meine Entscheidung bereuen, Soldat?«
    » Nein, Ser.«
    Broglanh drehte sich um und wollte Indaro gerade aus dem Zelt folgen, als ihr Kommandeur weiterredete. » Es sollte eigentlich offensichtlich sein.«
    Sie drehten sich um und sahen ihn verblüfft an.
    » Was habt ihr beide denn gemeinsam?«, fragte er sie.
    Indaros Hirn schien wie betäubt. Als sie nichts sagten, schüttelte Fell den Kopf.
    » Ihr beide tragt große Familiennamen«, sagte er. » Das vergrößert eure Chancen, bei den Eintausend aufgenommen zu werden. Das ist vielleicht nicht gerecht, aber es ist trotzdem die Wahrheit. Wolltest du das hören, Evan Quin Broglanh, dass du für diese Mission nicht wegen deiner Tapferkeit oder deiner Intelligenz, sondern wegen des Zufalls deiner Geburt ausgewählt worden bist?«
    Broglanh erwiderte nichts, sondern lächelte und nickte.
    » Viel Glück«, wiederholte Fell Aron Lee und beugte sich über seine Papiere.

9
    Man gab ihnen Pferde, und sie ritten mit Garvy an der Spitze hinaus in die ruhige Nacht. Es war ein langer Ritt, bei dem sie der Mauer der Cité folgten, die sie immer links von sich in Sichtweite hatten. Manchmal ritten sie in ihrem Mondschatten, dann wiederum war sie nur ein dunkles Band in der Ferne. Sie ritten durch ruhige Armeelager und an den Siedlungen der Verlorenen und Verzweifelten vorbei. An Menschen, die bereit waren, an der Front zu leben oder zu sterben, und die davon lebten, die Berge von Müll zu beseitigen, die eine Armee zurückließ.
    Größtenteils ritten sie durch leeres Land, wo große Mauern, die wie Ruinen eines alten Herrenhauses wirkten, der Vegetation überlassen zwischen grünen Rasenflächen standen. Schafe und Ziegen hielten das Gras im Windschatten kurz, und ab und zu drehte sich ein müder Klepper um und starrte ihnen nach, als würde er die vorbeigaloppierenden Schlachtrosse beneiden.
    Irgendwann in der Nacht führte Garvy sie durch ein Tor der Mauer. Indaro blickte hoch, als die gewaltigen Holzportale sich für sie öffneten. Sie war noch nie in dieser Gegend unterwegs gewesen und hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Seit einer Stunde hatten sie keine Menschenseele mehr gesehen. Über dem Tor waren uralte Runen tief in den Stein geschlagen. Garvy sprach in einem hallenden, steinernen Innenhof, der von flackernden Fackeln erleuchtet wurde, mit den Wachen, gab ihnen Dokumente und beantwortete leise Fragen. Die Soldaten, die diesen fernen Außenposten schützten, wirkten aufmerksam und effizient, aber als sie durch das Tor ritten, sah Indaro auf sie hinab und glaubte, in ihren Augen Neid zu erkennen.
    Die drei folgten den alten Quadern der Mauer bis zum nächsten Tor, wo sie erneut mit Erlaubnis der Wachen nach draußen ritten. Indaro drehte sich im Sattel herum und sah zurück. Sie wunderte sich, warum sie diesen Umweg genommen hatten, aber es gab nichts zu sehen, nur unschuldiges Grasland und die vom Mond beleuchtete Mauer, die sich bis zum Horizont schlängelte.
    Kurz vor Tagesanbruch erreichten sie das Lager des Kaisers. Die erste Warnung war ein Schrei in der Dunkelheit; dann tauchte eine Truppe von leichter Reiterei vor ihnen in der Dämmerung auf. Garvy ließ anhalten, und sie warteten angespannt, umringt von schweigenden Kavalleristen. Das Knarren von Leder, der dumpfe Fall von Hufen und das Schnauben der Pferde klang nach all den langen Meilen Stille willkommen in ihren Ohren. Wieder wurden Papiere präsentiert und Fragen gestellt, dann ritt der Trupp in das Lager.
    » Wurde auch Zeit«, begrüßte eine raue Stimme sie gereizt. Der Sprecher war ein bärtiger Krieger in der schwarzsilbernen Uniform der Eintausend. » Ich bin Fortance«, knurrte er sie an. » Wir werden gleich abrücken. Holt euch frische Pferde. Und zwar zügig!«
    Sie wechselten rasch die Pferde. Indaro sah, wie Garvy Fortance ihre Dokumente gab, dann drehte sich der Mann um und ritt ohne ein weiteres Wort davon. Danach zeigte man den Wildkatzen ihre Position in der Kolonne, und sie nahmen ihren Platz hinter einer dunklen, unauffälligen Kutsche ein. Köpfe unter schwarzsilbernen Helmen

Weitere Kostenlose Bücher