Der Moloch: Roman (German Edition)
vereinigen und den roten Flügel von der restlichen Armee abzuschneiden. Fell stockte der Atem. Er wusste mit absoluter Sicherheit, dass die roten Truppen, die da in höchster Gefahr schwebten, seine eigene Kompanie war.
Hinter sich hörte er, wie zwei Generäle über eine Wette bei einem Hunderennen diskutierten.
Wut brannte in seinem Herzen, aber er widerstand der Versuchung, die alten Knacker zu packen und sie vom Turm in die Tiefe zu stürzen. Stattdessen lief er zu der eisernen Treppe und stürmte sie hinab. Unten angekommen, riss er einem erschrockenen Pferdeknecht die Zügel eines Pferdes aus der Hand und sprang in den Sattel. Etwas zu spät bemerkte er, dass er weder eine Rüstung angelegt hatte noch irgendwelche Waffen bei sich trug, abgesehen von einem schmalen Dolch. Aber einen Schild und ein Schwert konnte er sich auch auf dem Schlachtfeld besorgen.
Das Pferd war kräftig und schnell, ein wunderschöner schwarzer Hengst, der vermutlich verschwendet wurde, um einen General vom Palast in die Offiziersmesse, von dort in die Kneipe und wieder zurück zu transportieren. Er beugte sich tief über den Hals des Tieres und trieb es an. Er ritt um die Nachhut der Truppen der Cité herum, und sein Blut brannte heiß in seinen Adern, als er die Geschwindigkeit des Hengstes spürte und die Aussicht, in die Schlacht einzugreifen. Er kam an Reihen von toten und verletzten Soldaten vorbei, die von beherzten Bahrenträgern aus der Gefahrenzone geschleppt wurden. Ihm begegneten lahme und verletzte Pferde, und sein feines Schlachtross fegte verächtlich an ihnen vorbei. Hier unten auf dem Boden war es schwerer zu erkennen, wo er sich befand und wo die Kavallerie seine Kompanie angriff, wie er es vom Turm aus beobachtet hatte. Fell Aron Lee hatte sich noch nie von hinten einer Schlacht genähert. Und der Staub verhüllte alles. Nur die Geräusche kamen ihm vertraut vor, das schreckliche Kreischen von Metall auf Metall, das widerliche Schmatzen, mit dem sich Eisen in Fleisch grub, die grässlichen Schreie der Verwundeten und das schrille Wiehern der Pferde.
Er ritt jetzt langsamer durch die Reihen der Infanterie. Männer und Frauen drehten sich um und sahen ihm verblüfft nach, als er an ihnen vorbeiritt. Einige stürmten zur Front, andere kamen von dort. In diesem alles erstickenden Staub herrschte reinstes Chaos, und Fell musste zur grellen Sonne hinaufblicken, um zu erkennen, in welche Richtung er reiten musste. Dann endlich sah er Reiter, schwarze Reiter, sah in dem Staubschleier Metall aufblitzen, sah die wehenden Mähnen und Schweife von Pferden. Er vermutete, er hoffte, dass dies die Kavallerieschwadron war, die seine Kompanie angegriffen hatte, wie er es von oben gesehen hatte. Es war viel zu viel Zeit verstrichen. Sie konnten schon alle tot sein.
Er hatte nur wenig Erfahrung damit, vom Sattel eines Pferdes aus zu kämpfen, aber er zügelte sein Ross und beugte sich aus dem Sattel, um ein Schwert zu ergreifen, das aufrecht in einer Leiche steckte. Dann trieb er den eifrigen Hengst wieder weiter und stürzte sich mitten in eine Gruppe aus drei schwarz gekleideten Reitern.
Sie erwarteten keinen Angriff von hinten. Einer starb auf der Stelle, als Fell ihm mit dem Schwert das Genick durchtrennte. Die beiden anderen drehten sich um. Einer riss seinen Schild hoch, als Fell mit seinem Schwert nach ihm stach. Der andere schlug nach dem Kopf des Kompaniechefs. Fell duckte sich, streckte den Arm aus und riss dem toten Kavalleristen den Schild weg. Er brachte ihn gerade noch rechtzeitig hoch, um einen zweiten Schlag abzuwehren. Ein Schwert zielte auf seinen Kopf, prallte jedoch vom Schild ab, und er rammte seine Klinge tief in den Bauch des Feindes. Der dritte Mann hob sein Schwert, um auf Fell einzuschlagen. Er starb, als der ihm sein Schwert ins Auge rammte. Dann hob Fell ein neues Schwert auf und dazu einen langen Speer.
» Wildkatzen!«, brüllte Fell in die Staubwolke. » Wildkatzen zu mir!«
Er hatte keine Ahnung, ob irgendeiner seiner Krieger ihn hören konnte, aber immer mehr und mehr feindliche Reiter rissen ihre Pferde herum, um sich der neuen Bedrohung von hinten zu stellen. Ihre Offiziere schrien Befehle, weil sie glaubten, eine ganze Kompanie frischer Kämpfer würde sie von hinten angreifen.
Ein Reiter der Blauhäute galoppierte auf ihn zu und stieß seinen Schlachtruf aus. Fells Speer glitt von seinem Brustpanzer ab und bohrte sich durch den Kiefer des Mannes bis in sein Hirn. Der Soldat wurde vom Rücken
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