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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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hören, wie das Knirschen von Kies.
    » Vielleicht greifen sie ja während des Sturms an«, meinte Garret. Gespräche mit ihm beschränken sich fast immer auf Spekulationen, wann der Feind angreifen würde oder wann sie den Feind angreifen würden. Er besaß die erschreckende Fähigkeit, fast immer falschzuliegen.
    » Glaubst du wirklich, Garret?«, erkundigte sich Doon listig, während sie Indaros Helm mit Fett einrieb.
    » Ich würde es jedenfalls tun«, erklärte er starrköpfig. » Ich würde uns überraschen.«
    » Dann werden zumindest wir fünf dank dir nicht überrascht sein«, mischte sich eine neue Stimme ein. Eine tiefe, hohle Stimme, die amüsiert klang.
    Indaro hob den Kopf und sah sich um. Der dürre grauhaarige Malachi hockte an einem winzigen Feuer, das offenbar keinerlei Hitze und nur minimal Rauch produzierte. Neben ihm war ein anderer Nordländer aufgetaucht, ein Hüne mit einer breiten Brust, hellrotem Haar und einem Bart, der zu vielen Zöpfen geflochten war. Er erwiderte ihren Blick und zwinkerte.
    » Was macht ihr denn hier?«, fragte sie die beiden, setzte sich auf und drehte sich um. Sie war froh, dass es jemand Neuen gab, mit dem sie reden konnte.
    Malachi hustete und spie in das kleine Feuer. » Unsere Kompanie wurde beim letzten Angriff von feindlichen Reitern abgeschlachtet«, erklärte er. » Einschließlich unserer Anführer. Es sind nur noch zwanzig von uns übrig. Deshalb sind wir auf andere Kompanien verteilt worden.«
    » Willkommen bei den Wildkatzen«, sagte sie liebenswürdig. » Ich bin Indaro. Das da ist Doon.«
    » Deine Leibdienerin«, bemerkte der rothaarige Mann, der zusah, wie Doon ihren Pflichten nachging.
    Indaro nickte. Sie verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass Doon mehr Freundin als Dienerin war, dass sie sich seit ihrer Kindheit kannten, zusammen aufgewachsen waren und dass sie ihr Leben für Doon ebenso bereitwillig opfern würde wie ihre Freundin das ihre für Indaro. Und sie war auch an die höhnischen Bemerkungen und die derben Witze über das enge Verhältnis von zwei Frauen gewöhnt. Sie glitten von ihr ab wie Regentropfen.
    » Ich bin Garret«, sagte der blonde Soldat, der wie üblich die feineren Nuancen des Gesprächs nicht mitbekam. » Man sagt von euch Nordländern, ihr wärt sehr gute Krieger«, setzte er großzügig hinzu.
    Die beiden Männer sahen ihn finster an, aber Garret lächelte freundlich. In diesem Augenblick hörte man im Westen ein schwaches, fast nicht wahrnehmbares, weit entferntes Donnern. Malachi legte den Kopf schief, nickte seinen Kameraden zu und wiederholte seine Worte.
    » Es wird ein Erderschütterer«, bestätigte er.
    Es begann mit riesigen, aber vereinzelten Regentropfen, die, wie Doon bemerkte, so groß waren wie Marcellus’ Brustpanzer. Sie klangen wie ferne Gongs, wenn sie auf eine Rüstung prallten. Indaro und sie kletterten rasch in ihr armseliges Zelt, welches kaum groß genug für sie beide war. Dann stecken sie den Kopf heraus und sahen zu, wie die fetten Tropfen in den Staub fielen und ihn aufwirbelten. Der Donner rollte auf sie zu, und als sie die ersten Blitze sahen, warfen sie sich einen Blick zu wie aufgeregte Schulmädchen, die endlich von ihrer Langeweile erlöst worden waren.
    Der Himmel verdunkelte sich und nahm eine sonderbare, grünliche Färbung an. Dann machte der Regen ernst. Die Tropfen trommelten auf das Segeltuch über ihren Köpfen und drückten es sehr rasch nach unten. Donner krachte über ihnen, und ein Blitz schien sich direkt vor ihnen in die Erde zu bohren. Sie hörten, wie Männer schrien und Pferde entsetzt wieherten. Dann hörten sie das Donnern von Hufen. Sie grinsten sich an.
    » Wer will schon gern ein Pferdeknecht sein?«, bemerkte Doon ohne jegliches Mitgefühl.
    Plötzlich lief ein Rinnsal in ihr Zelt, und Indaro spürte, wie das Wasser gierig ihre knochentrockene Kleidung durchnässte. In ihrem Jahr an diesem umkämpften Ort hatte sie so ziemlich jedes Wetter erlebt, dachte sie jedenfalls. Und Regen war nicht das Schlimmste. Sie warf einen Blick nach draußen, um nachzusehen, wie es den anderen ging, konnte jedoch durch die graue Wand des Regens kaum etwas erkennen. Es wurde kühler und dunkler, es donnerte beinahe ständig, und die vielen Blitze erfüllten die Luft mit dem Geruch von Salz und Metall.
    Es wurde noch dunkler, und der Regen prasselte noch heftiger. Die beiden Frauen waren mittlerweile nass bis auf die Knochen, weil der Regen durch das Segeltuch über ihren Köpfen

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