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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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tropfte und allmählich um ihre Knöchel stieg. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sie klammerten sich aneinander, und alle Aufregung, alle Belustigung waren weggespült. Sie warteten nur noch darauf, dass es endlich aufhörte.
    Aber das tat es nicht. Die Regenwolken schienen über ihnen fest verankert zu sein, und Donner und Blitz blieben, wo sie waren. Nach einer Weile zwang das steigende Wasser sie aufzustehen. Sie schlugen das nutzlose Zelt zurück und blieben einfach in der Mauer aus Regen stehen. Es war schwer, auch nur Luft zu holen, ohne Wasser einzuatmen. Sie hatten das Gefühl, als würden sie auf dem offenen Meer schwimmen, ohne das Ufer sehen zu können, vollkommen orientierungslos. Indaro setzte ihren Helm auf, um sich vor dem Regen zu schützen, damit sie besser atmen konnte, riss ihn sich aber sofort wieder vom Kopf, weil das Prasseln des Regens unter dem Helm entsetzlich laut war.
    Sie schienen bis zum Oberschenkel in einem Fluss zu stehen. Der Müll des Armeelagers, Stöcke und Holz von Lagerfeuern, Stroh und Hafer von den Pferden, Nahrungsmittel, Kleidung und Zelte, schwammen ihnen um die Beine. Die Latrinen waren überflutet und fügten ihren Inhalt zu der Mischung hinzu. Das Wasser stieg immer noch, und allmählich bekam Indaro Angst. Einen solchen Regen hatte sie noch nie erlebt. Würde er jemals aufhören, oder würden sie schon bald um ihr Leben schwimmen müssen? Sie konnte Doon nicht mehr sehen, fühlte nur ihren festen Griff um ihr Handgelenk. Ihr fiel wieder ein, dass Doon nicht schwimmen konnte.
    In der zehntausendjährigen Geschichte der Cité hatte es noch nie einen solchen Sturm gegeben. Er fegte an einem strahlend sonnigen Morgen von Westen heran, und als der Wolkenbruch am Abend gnädigerweise aufhörte, waren Tausende in den Fluten ertrunken und Zehntausende obdachlos. Häuser waren zerstört worden. Die der Armen, die sich ohnehin nur mit Mühe gehalten hatten, waren von der Wucht der Fluten einfach weggespült worden und die der Wohlhabenderen waren eingestürzt, als ihre Fundamente nachgaben. Die Regenfluten ergossen sich in die Abwasserkanäle und ertränkten alles, was dort lebte. Der größte Teil des Getreides der Cité, das so wichtig für die belagerten Bürger war, weil es sie durch den Winter bringen sollte, wurde vom Wa sser mitgerissen, und ganze Herden von Nutzvieh starben.
    In Salaba trat der Kercheval über die Ufer und überflutete beide Armeen. Seit Jahrzehnten war um den breiten Fluss gekämpft worden, manchmal hatte eine Seite ihn in Besitz genommen, manchmal die andere. Oft kampierten die feindlichen Armeen auf den gegenüberliegenden Uferböschungen und starrten sich über die träge braune Flut hinweg an. Aber zur Zeit der Großen Flut lagerten beide Armeen südöstlich vom Fluss.
    Der Feind lagerte etwas höher, weiter vom Fluss entfernt, an einem Ort, den sie die Öden Höhen nannten. Diese » Höhen« lagen nur knapp zwei Meter über der Flussniederung, auf der die Krieger der Cité campierten. Doch diese wenigen Meter bedeuteten den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Armee der Cité wurde von den meterhohen Regenfluten überschwemmt. Die Soldaten schwammen um ihr Leben, und wer nicht schwimmen konnte oder so unklug gewesen war, seine Rüstung anzulegen, ertrank. Es waren Tausende. Die Armee der Blauen wurde ebenfalls überflutet, und viele ertranken.
    Vielleicht lag es an der höheren Position der Blauhäute oder am größeren Abstand zum Fluss oder daran, dass sich ihre Generäle einfach schneller erholten. Jedenfalls, kaum dass der Regen nachließ und noch während die Streitkräfte der Cité halb tot im Wasser schwammen …
    … griffen die Blauen an.
    Doon hatte noch nie so viel Angst gehabt. Eben noch stand sie knöcheltief im Regen, und im nächsten Moment stieg ihr ein reißender Strom bis zur Brust. Der Fluss, der eben noch friedlich eine halbe Wegstunde nördlich von der Armee geströmt war, wälzte sich jetzt mitten durch ihr Lager und riss sie alle von den Füßen, spülte sie davon und fegte sie wie Ratten in einen Gully.
    Ihr Kopf tauchte in den schlammigen Fluten unter, die ihr in Mund und Nase drangen. Sie schlug mit den Armen um sich, holte gurgelnd Luft, geriet in Panik, als sie erneut unterging, von ihrer schweren Baumwollhose, dem Lederwams und den Stiefeln nach unten gezogen. Dann spürte sie einen festen Griff an ihrem Kragen, und sie wurde durch das Wasser nach oben gezerrt. Ihr Kopf kam aus dem Wasser, und sie

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