Der Mond bricht durch die Wolken
was ist mit Ihrem Knöchel?«
»Is gebrochen.«
»So, so. Welcher denn?«
Enoch wies stumm auf eine Stelle an der Grasböschung, genau in der Mitte zwischen seinen ausgestreckten Beinen. Der Arzt riet, ergriff seinen rechten Fuß und drehte ihn gewaltsam herum. Der qualvolle Schrei, der sich Enoch entrang, bestätigte, daß der Arzt richtig geraten hatte.
»Ja, nun, er ist ein bißchen geschwollen«, sagte Dr. Mason. »Aber vermutlich nur verrenkt. Können Sie die Zehen bewegen?«
»Weiß nich’.«
»Na, dann sitzen Sie nicht einfach da. Stellen Sie’s fest.«
Schweißtropfen standen auf Enochs Stirn, als er den Versuch unternahm. Schließlich sagte er widerwillig: »Jo.«
»Dann ist es nur eine Verrenkung«, sagte der Arzt. »Aber wir wollen lieber vorsichtig sein. Ich bringe die junge Dame da zum Röntgen nach Glazebridge, also können Sie gleich mitkommen.«
»Kann mich nich’ bewegen.«
»Dann sollten Sie sich lieber darauf vorbereiten, die Nacht hier zu verbringen. Fen, kommen Sie her und helfen Sie mir, ja?«
Während Enoch ihre beiden Hälse im Schraubstockgriff hatte, gelang es ihnen, ihn, der auf einem Bein hüpfte, zum Auto zu schaffen und auf irgendeine Weise hineinzustopfen.
»Kommen Sie mit, Fen?« fragte der Arzt.
Aber Fen schüttelte den Kopf.
»Ich habe heute morgen schon genug Aufregung gehabt«, erwiderte er. »Ich gehe nach Hause und mache mir einen stillen Nachmittag, glaube ich.«
»Mein Rad!« rief Enoch aus dem Auto. »Was is’n mit mei’m Rad?«
Fen seufzte.
»Ich kümmere mich um Ihr Rad«, sagte er und winkte ihnen nach.
Da der Lenker völlig verdreht war, erwies sich Enochs Fahrrad als unzugänglich, und Fen entschied, nachdem er praktisch gezwungen gewesen war, es ein Stück zu tragen, daß er von der Philanthropie genug hatte. Er schleppte das Rad in den Garten des Pfarrers und versteckte es dort hinter einer Hecke und lauerte dort selbst, bis de Brisay und der Pfarrer mit dem Mini eingetroffen waren und das Haus betreten hatten. Dann ergriff er die Flucht. Der psychedelische Kombiwagen war jetzt leer, wie er feststellte, als er vorbeikam. (Er blieb an seinem Platz, verfiel Monat für Monat, während die Polizei vergeblich den Eigentümer ausfindig zu machen versuchte, und mußte schließlich zum Verschrotten abgeschleppt werden. Der kahlköpfige junge Mann und die Jagdsaboteuse, so erfuhren Mr. Dodds Vertraute später, waren es plötzlich müde geworden, zu streiten hatten vielmehr schlagartig alle Anzeichen der innigsten Zuneigung füreinander erkennen lassen und die Jagdsaboteuse hatte erklärt: »Wir gehen jetzt bumsen«, so als beziehe sie sich auf einen Besuch bei den Festspielen in Bayreuth oder Glyndebourne, »und zwar hinter einer Hecke, wie alle anständigen Tiere das machen.« Dann hatten sie sich entfernt, um ein geeignetes Gatter zu finden, obwohl nie jemand erfuhr, ob ihre Vereinigung von Erfolg gekrönt war oder nicht, weil kein Mensch in Devon sie je wieder zu Gesicht bekam. Was Mr. Dodd anging, so war er taumelnd auf den Straßen nach Glazebridge heimgewankt, um eine Ersatzbrille zu holen; barmherzigerweise nahm ihn bei Hole Bridge ein Kunde mit. Danach gestaltete sich sein Interesse an der Jagdstörung zunehmend theoretisch und verlor sich endlich ganz, obwohl ihn seine weiland Mitkreuzzügler leidenschaftlich rügten.)
So kam Fen an dem verlassenen Kombi vorbei und setzte seinen Weg fort, um bald die Abzweigung zu erreichen, die zum Haus der Dickinsons führte. In der Hütte im Garten von Thouless’ Bungalow verrieten gräßliche Dissonanzen, daß der Komponist gezwungen gewesen war, seine Trostmusik zugunsten eines neuen Monsters aufzugeben, und in Youings’ Schweinefarm kümmerte sich ein Mann, den Clarence Tully geschickt hatte, um die Bedürfnisse von Youings’ Schweinen.
»Buh«, sagte er, sich bei Fens Annäherung umdrehend. »Buh, ah, buh-buh.«
»Buh?« erwiderte Fen zugänglich und wurde auf der Stelle ausgebuht. Alptraum eines Opernsängers. Als sich das ein wenig gelegt hatte, sagte Fen: »Buh. Oh, ah, buh-buh.«
Der Dorftrottel war von dieser schneidenden, überlegten Antwort offensichtlich begeistert.
»Buh«, sagte er, zum Abschied freundlich winkend, und wandte sich wieder der Fütterung der Schweine zu. »Buh.«
»Buh«, bestätigte Fen und ging weiter. Als er die steinige Auffahrt hinaufstieg, überlegte er sich, daß Dorftrottel in dieser Zeit eher eine Seltenheit waren, während in früheren Zeiten die Verbindung von
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