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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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praktisch ungekochten Eiern, die durchsetzt mit Splittern unnachgiebiger Butter gewesen und serviert auf einer Unterschicht von verkohlten Kartoffelschnitzen worden waren, zu begeistern. Er beschloß, daß er, der Major, sich, bis der Pfarrer eine neue Haushälterin fand, schmerzhaften Rückfällen der Folgen seines Sturzes ausgesetzt sehen würde, sobald er eine Einladung erhielt, beim Pfarrer zu speisen.
    Um das unerfreuliche Thema zu wechseln, sagte er: »De Brisay wird aber keine hohe Strafe erhalten, solange Sie nicht gegen ihn aussagen, wie?«
    »Das werde ich auch nicht tun«, sagte der Pfarrer und löffelte erneut Suppe, »das werde ich ganz gewiß nicht tun. Der arme, irregeleitete Bursche hat seine Schuld der Gesellschaft gegenüber längst abbezahlt, was mich angeht. Herrlicher Ruß, Gestank wie von einem Iltis, halb taub, und dann kommt dieser Gamaschenkerl daher und haut ihm das Brett auf die Birne. Ha -ha«, sagte der Pfarrer, dessen christliche Barmherzigkeit sich einen Augenblick in der Schwebe befand. »Keine Aussage von mir. Keine Anzeige, meine ich.«
    »Aber die Polizei wird etwas unternehmen«, betonte Fen.
    »Soll sie.«
    »Das heißt, daß Sie vermutlich vorgeladen werden.«
    »Guter Gott, wirklich?«
    »Natürlich. Was werden Sie dann sagen?«
    Der Pfarrer dachte nach und antwortete schließlich: »Ich werde sagen, daß ich den Mann absichtlich ins Haus gelockt habe. Und das trifft auch zu. Das habe ich getan.«
    »Und dann haben Sie ihn absichtlich dazu verlockt, heimlich den Schmuckkasten Ihrer Großmutter mitzunehmen?«
    »Hm. Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Das wird etwas schwieriger werden.«
    »Ich habe noch nie etwas Gutes daraus entstehen sehen, daß die Wahrheit gesagt wurde. Dryden.«
    »Der Pinsel.«
    »Ja, sich vorzustellen, daß jemand meinen kann, >Paradise Lost< würde eine gute komische Oper ergeben«, sagte der Major. »Es wundert mich, daß Milton ihn in sein Haus gelassen hat. Also, wo war ich?«
    »Ich hatte das Wort«, erklärte der Pfarrer zänkisch. »Aber offenkundig nicht mit großer Wirkung… Fen, was würden Sie tun, wenn Sie in meiner Lage wären?«
    »Ich würde ihnen das Ganze von Anfang bis Ende erzählen, so, wie es gewesen ist. Es ist nämlich wirklich sehr komisch, wissen Sie. Der Richter wird den armen de Brisay so bedauern, daß dieser mit einem blauen Auge davonkommen wird. Sie werden sehen.« (Und so kam es dann schließlich auch.)
    Die Schönwetterperiode war endlich zu Ende gegangen: Es war nicht nur windig und regnerisch, die Böen schleuderten die Regentropfen an die alten Fensterscheiben des Dickinson-Hauses wie Hände voll von winzigen Kieseln; es war auch kalt, und Fens beide Gäste waren dankbar, als er den Küchentisch nah an den Kamin heranschob. Es hätte eine Abschiedsparty werden sollen, aber zwei der Eingeladenen hatten nicht kommen können. Thouless hatte nach Pinewood fahren müssen, um sich den Film, für den er übrigens Musik hatte schreiben dürfen, die nicht mehr Arbeit für die Schminkmeister, die Trick-Leute und den Atelierleiter mit sich brachte als für alle anderen, ein zweites Mal anzusehen, so daß er nicht an den Feierlichkeiten, die Fen wohl plante, teilnehmen konnte, so gern er es getan hätte.
    »Wie heißt der Film?« hatte Fen gefragt.
    »>Warzen.<«
    »Aha. Und wovon handelt er?«
    »Fast ausschließlich von mehreren Paaren, die in Paris sich im Bett verlustieren. Sie tauschen immer wieder, aber über den Grund bin ich mir nicht so recht im klaren. Was die für Dinge treiben -! Man möchte kaum glauben, daß dergleichen anatomisch möglich sei. Vielleicht arbeiten sie mit der Trickkamera. Aber von meinem Standpunkt aus ist das Großartige daran, daß es nicht um Monster geht, sondern um Sex. Es gibt Teile, die ich verwenden kann, vor allem eine lange Stelle, wo der Held und die Heldin splitternackt auf den Köpfen zu stehen scheinen, die Zehen ineinander verflochten. Ich weiß trotzdem nicht«, hatte Thouless zweifelnd erklärt, »ob ich das unbedingt selbst ausprobieren möchte.«
    »Aber das Wesentliche ist, daß Sie die Musik dazu schon haben.«
    »Für diese eine Szene, ja. Ich werde sie kaum ändern müssen. Sie stammt aus >Der Klumpen<.«
    »Und wofür diente sie ursprünglich?«
    »Für schnäbelnde Tausendfüßler, die in einem Raumschiff langsam von einem Todesstrahl geröstet wurden. Eigentlich fast dasselbe. Nun, alles Gute. War schön, Sie kennengelernt zu haben. Amüsieren Sie sich.«
    Padmores

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