Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
zwei Mitgliedern einer besonders beschränkten Familie praktisch als Garantie dafür hatte gelten dürfen, einen weiteren Blödsinnigen hervorzubringen.
    Nun waren sie nahezu ausgestorben, möglicherweise deshalb, weil 1908 der Inzest unter Strafe gestellt worden war, möglicherweise auch wegen der Bemühungen von Leuten wie dem Pfarrer, möglicherweise, weil -
    An diesem Punkt seiner Meditation nahm Fen wahr, daß in seinem Garten eine schildkrötenförmige Lücke bestand. Die Stiefmütterchen waren zumeist abgestorben oder im Verwelken, Ellis war bei sonstiger Kost mäkelig, und es war ohnehin Zeit für ihn, es wieder einmal mit dem Winterschlaf zu versuchen. (Fen erinnerte sich dunkel, irgendwo erst vor ganz kurzer Zeit eine Schildkröte gesehen zu haben, aber wo?) Inzwischen wartete Stripey, der einen etwas verstörten Eindruck machte er hatte es mit dem Sex wieder einmal übertrieben –, vor der Eingangstür darauf, daß jemand ihn hineinließ.
    Fen tat es, und sie hasteten Seite an Seite zur Spülküche, wobei Fen gerade noch im letzten Augenblick daran dachte, den Kopf einzuziehen. Hier öffnete Fen, während Stripey zwischen und um seine Knöchel Achter beschrieb, eine Dose Katzenfutter, schnitt den Inhalt auf und warf ihn in eine Schüssel, anschließend frische Milch und Wasser hinzufügend, mit dem Gefühl, daß alles menschliche Streben eitel sei, weil Stripey für beide Flüssigkeiten wenig übrigzuhaben schien: Jedenfalls erlebte Fen nie, daß Stripey davon trank. Er wandte sich nun seinen eigenen Bedürfnissen zu, nahm eine Terrine Gänseleberpastete aus dem Kühlschrank zusammen mit einer halben Flasche Roederer Cristal Brut, ergänzte diese Dinge durch ein Glas, einen Teller, einen Löffel, ein Messer und einige Kekse und wollte das Ganze ins Wohnzimmer tragen, als seine Aufmerksamkeit von einem unvertrauten weißen Fleck auf dem Kaminsims über dem Rayburn gefangengenommen wurde. Er stellte vorübergehend alles ab, ging nachsehen und fand auf einem Zettel eine Nachricht für sich. Sie stammte von seiner Zugehfrau und lautete:
    »Ich hab’s angenommen, weil es in Ordnung zu sein schien.
    Bragg«
    (Mrs. Bragg sprach von sich aus irgendeinem Grund stets in dieser lakonischen Art.) Ihr Zettel lehnte an einem Umschlag mit dem Vermerk Einschreiben Eilboten<. Die Adresse verriet die Handschrift von Henry, dem Pförtner am St. Christopher’s College in Oxford, mit dem Fen als Dekan leider ständig in stummer Feindschaft lebte. Fen hatte ihm vor Antritt seines Studienurlaubs den Auftrag gegeben, ihm nach Devon nichts nachzuschicken, wenn es nicht von höchster Wichtigkeit war und Henry hatte sich bislang auch daran gehalten. Was konnte das hier also sein? Fen riß Henrys Umschlag auf, um einen zweiten darin zu finden, der mit einer klaren Handschrift an ihn im College adressiert war. Er war ebenfalls eingeschrieben und die Lasche zusätzlich zur üblichen Gummierung noch durch ein großes, eindrucksvolles rotes Siegel gesichert. Darunter stand gedruckt: >Wenn nicht zustellbar, sofort an den Senior Official Reseiver, Thomas More Building, Königliche Gerichte, Strand, W. C. 2, zurücksenden<
    Das erklärte jedenfalls Henrys Verhalten. Henry hatte sich eingebildet, daß Fens Abwesenheit seinen Gläubigern Gelegenheit verschafft habe, einen Konkursantrag gegen ihn zu stellen, und er hatte Wert darauf gelegt, daß Fen davon so schnell wie möglich erfuhr und ins Zittern geriet denn, wie la Rochefoucauld einmal gesagt hat, das Unglück der anderen hat stets etwas Erfreuliches für uns, vor allem, wenn die anderen Professoren sind und man selbst nur ein schlichter Pförtner ist. Fen schnaubte, schob den Brief ungeöffnet in seine Jackentasche, raffte seine Mahlzeit wieder zusammen und trug sie ins Wohnzimmer, wo er seine Bedenken gegen fettes Geflügel mit künstlich erzeugter Hepatitis unterdrückend – die Terrine öffnete, den Roederer entkorkte und sich auf das Sofa niederließ, um zu essen und zu trinken. Um dabei in Verbindung mit der Zivilisation zu bleiben, griff er nach dem obersten Band auf dem nächsten Stapel und begann zu lesen. Der Band trug den Titel >Hackenfeller’s Ape< und war das Werk von Brophy, Brigid.
    Inzwischen war Stripey, vom Katzenfutter ungesättigt, in das Zimmer geschlichen, auf den Kaffeetisch gesprungen und fiel über die Gänseleberpastete her. Fen bemerkte den Raub zu spät, um ihn verhindern zu können. Er holte eine zweite Terrine aus der Spülküche, fuhr mit dem Messer

Weitere Kostenlose Bücher