Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Verabschiedung war weit weniger überschwenglich gewesen.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe«, sagte er immer wieder zu Fen, der am Morgen zum Bahnhof von Glazebridge gekommen war, um ihn zu verabschieden. »Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe. Sie sagten, ich mache das hier so gut, und – «
    »Ja, natürlich haben Sie das getan, aber das Telegramm hat es doch erklärt, nicht? Die Polizeireporter sind alle wieder gesund.«
    »Ja.« Padmore starrte zum x-tenmal auf das Telegramm, das er beim Frühstück erhalten hatte: BALDMÖGLICHST RÜCKKEHR ABFLUG LIBYEN UMGEHEND TERRORISTEN SPRENGEN DORT ÖLTÜRME. »Ich mag Bomben nicht«, sagte Padmore. »Ich will nicht in die Luft gesprengt werden.«
    »Lassen Sie nur«, tröstete Fen. »Bevor jemand dazu kommt, Sie in die Luft zu sprengen, wird Gaddhafi Sie längst ausgewiesen haben. Außerdem hätten Sie ja auch nach Uganda kommen können.«
    »Um Gottes willen.«
    »Oder nach Angola.«
    »O Gott… Gervase, wissen Sie, was ich machen werde?«
    »Nein, was denn?«
    »Ich werde mir hier in Devon ein kleines Häuschen kaufen und nur noch Bücher über Mordfälle schreiben.«
    »Es gibt nicht sehr viele Morde hier unten, wissen Sie. Die letzten Monate waren eine ganz große Ausnahme.«
    »Ach, ich meine nicht nur Morde in Devon. Morde überall, und vor allem die alten, die nie richtig aufgeklärt worden sind. In der viktorianischen Zeit gab es da zum Beispiel eine ganz ausgefallene Geschichte in Balham – «
    »Ich fürchte, Sie werden feststellen, daß über den Fall Bravo schon mindestens an die sechstausend Bücher geschrieben worden sind.«
    »Na ja, irgend etwas. Es muß doch etwas geben. Ihre eigenen Fälle, zum Beispiel – «
    »Die verarbeitet Crispin«, sagte Fen, »auf seine eigene groteske Art. {1} Und viel ist damit nicht verdient, John. Wenn man über Morde schreibt, meine ich.«
    »Ich brauche nicht viel«, erklärte Padmore weinerlich. »Ein Dach über meinem Kopf, im Winter ein warmes Feuer, Bohnen auf Toast, Kleidung, Whisky, Wein, ein Auto, eine Stereoanlage, Schallplatten, Bücher, ein paar anständige Möbel – sie müßten aus der georgianischen Zeit sein, weil ich mir Queen Anne gewiß nicht leisten kann ein Mädchen, einen Gärtner, einen einen – «
    »Einen unsoliden Steuerberater«, schlug Fen vor.
    Ein Pfiff ertönte, und der Zug setzte sich in Bewegung. Padmore ergriff Fens Hand durch das offene Fenster und machte Anstalten, ihn mit zunehmender Geschwindigkeit über den Bahnsteig und darüber hinweg zu zerren, wenn er sich nicht buchstäblich losriß. Der Journalist winkte trotz dieses gewalttätigen Abschieds weiterhin aus dem Fenster, bis der Zug um eine Kurve bog und Padmores atebrin-gelbes Gesicht verschwand.
    Jetzt saßen in der behaglichen Wärme der Dickinsonschen Küche also nur Fen, der Pfarrer und der Major beisammen. Stripey, der das Wetter für Geschlechtsgenuß zu unfreundlich fand, schlief im Nebenzimmer.
    »Gute Suppe, das«, meinte der Pfarrer. »Ich nehme noch«, fügte er hinzu, mit seinen Wünschen nie hinhaltend.
    »So ist’s richtig«, sagte Fen und schöpfte aus dem Topf am Herd Suppe in Pfarrers Teller.
    »Und was gibt es danach?«
    »Kalten Fasan, Salat, Kartoffelbrei. Pfirsiche in Brandy und Brie.«
    »Klingt ganz gut.«
    »In der Hauptsache von Fortnum’s, fürchte ich. Aber die Suppe habe ich selbst gemacht«, sagte Fen.
    »Köstlich.«
    »Sie, Major?« fragte Fen. »Grundlage ist Rinderkeule.«
    »Ausgezeichnet, mein Lieber, ausgezeichnet.«
    »Sollte auch ausgezeichnet sein, weil ich sie seit über eine Woche jeden Tag eingekocht habe.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte der Major und wurde ein wenig blaß. »Ja, wirklich ganz ausgezeichnet. Sehr… sehr kräftig-«
    »Der Wein ist auch gut.« Der Pfarrer griff nach einer der beiden Flaschen und starrte das Etikett ungläubig an. »La Tache 1953?« rief er. »Ich wußte nicht, daß es davon auf der Welt noch etwas gibt. Wie sind Sie nur dazu gekommen?«
    »Im College-Keller liegen noch ein paar Dutzend Flaschen.«
    »Dem Trunk ergebene Dons«, sagte der Pfarrer und hielt sein Glas ans Licht. »Wunderbare orangegelbe Farbe. Ich nehme auch davon noch.«
    »Trink mit mir doch Sweet Martini«, sang der Major zur Melodie von Frère Jacques. »Ja, der schmeckt! Ja, der schmeckt!«
    »Sie haben schon genug getrunken, Major«, sagte der Pfarrer streng. »Außerdem ist es sehr ungebildet, bei Tisch zu singen.«
    »Tide muß es

Weitere Kostenlose Bücher