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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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viel konnte ich aus ihm herausbekommen. Möchte annehmen, daß er überhaupt nicht aus der Gegend ist. Heute nachmittag waren viele Fremde hier.« Fen schlenderte zusammen mit Padmore heran.
    »Wir gehen«, sagte er.
    »Schwach«, erklärte der Pfarrer. »Sie haben nicht zufällig irgendwo Scorer gesehen?«
    »Nein.«
    »Dann hat er sich wohl dünngemacht«, meinte der Pfarrer düster. »Noch mehr Arger. Und wo ist mein Bankmensch? Er sollte längst hier sein.«
    »Es scheint jedenfalls nicht viel Sinn zu haben, wenn ich mich hier herumtreibe«, sagte Padmore. »Ich habe kurz mit Widger gesprochen, und die Polizei wird sich nicht äußern, bis die Leute vom County hiergewesen sind. Kann ich jemanden mitnehmen?«
    »Ich hätte nichts dagegen«, sagte Fen, »bei dem ganzen Zeug, das ich zu schleppen habe.«
    »Na gut. Gehen wir.«
    »Enthauptung«, sagte Dermot McCartney. »Die Itsekeri in Nigeria sind einmal notorische Enthaupter gewesen. Heutzutage erdrosseln sie die Leute bloß noch.«
    »Enthauptung«, sagte Pater Hattrick. »Eine barbarische Angelegenheit… >Ich gehe von einer vergänglichen zu einer unvergänglichen Krone<«, murmelte er, »>wo keine Unruhe sein kann, auf der ganzen Welt keine Unruhe.<«
    »Sie und Ihr Kopf von König Karl«, sagte der Pfarrer.
    Wieder zurück im Haus der Dickinsons, nach dem Getümmel beim Fest eingehüllt in Frieden, bedachte Fen ohne Vergnügen die nächste Aufgabe, die ihn erwartete; obschon gewöhnlich intuitiven Vorahnungen nicht ausgesetzt, war er jetzt gewiß davon belastet.
    Ich kann aber ebensogut warten, dachte er, bis Padmore mit dem Telefonieren fertig ist.
    Fen saß im Wohnzimmer. Padmore war in der großen Küche, seine Dose Erbsen auf dem Telefontisch vor sich. Er knabberte einen Abernethy-Keks, schlürfte Pink Gin und diktierte einem Redaktionsmitglied der >Gazette< in London einen Bericht über die Ereignisse des Tages.
    Fen hatte das Gefühl, daß er reizbar wurde. Er starrte durch das Wohnzimmerfenster auf den Rasen, wo die Schildkröte Ellis in einer Reihe von immer enger werdenden Kreisen langsam dahinkroch; in der Nähe von Ellis lag Kater Stripey ausgestreckt auf der Seite und hieb gelegentlich mit seiner Pfote nach einem vorbeifliegenden Insekt; hinter dem schönen Paar waren eine Hecke, die steinige Einfahrt, ein alter Schuppen, der als Garage diente, eine Gruppe gemischter Bäume, ein Feld, eine Ecke von Thouless’ Haus, eine Kante des Pissers und seiner kreuz und quer verlaufenden Mastenreihen, eine Ecke von Aller House.
    Eine Fliege lief mühsam an einer der kleinen Fensterscheiben hinauf, verlor den Halt und fiel tot auf das Fensterbrett.
    Fen spielte leise ein paar wahllose Töne auf dem Klavier der Dickinsons. Er griff nach einem Band Angus Wilsons, starrte einige Sekunden auf den dicken, braunen Einband und legte ihn wieder weg.
    »Spark, Muriel«, sagte er. Eine Idee begann am Grund seines Denkens schwach zu zischen wie Sprudelaspirin in einem Glas Wasser. »Die Verwendung der Ellipse in Mrs. Sparks Frühwerken«, intonierte er, »verleiht ihrer Erzählweise Muster, die über ihre innere Formgebung hinaus im Leser manchmal im Leser manchmal im Leser manchmal die Frage aufwerfen, ob ihn sein Verstand im Stich läßt.« Nein, das ging doch wohl kaum.
    Die Telefonglocke klirrte leise, als Padmore auflegte. Seufzend nahm Fen seinen eigenen Pink Gin vom Chippendale-Stil-Tisch, schickte Muriel Spark mit dem Versprechen nach Hause, sich morgen um sie zu kümmern, und ging in die Küche.
    »Das wäre das«, sagte Padmore. »Aber du meine Güte, ist das nicht alles zum Verzweifeln, ist das nicht alles einfach grauenhaft? Denn jetzt sieht es so aus, als hätte Hagberd Routh gar nicht ermordet.«
    »Ach, ich weiß nicht, wissen Sie«, sagte Fen. »Es ist zu früh, solche Schlußfolgerungen zu ziehen.«
    Padmores Miene hellte sich ein wenig auf.
    »Sie meinen, es könnte eine Anschlusstat sein? Ja, das wäre möglich. Ah, nun, hoffen wir es, hoffen wir es inbrünstig… Übrigens habe ich ein R-Gespräch geführt, aber heutzutage muß man selbst dann zehn Pence zahlen, also hier sind zehn Pence.«
    »O danke«, sagte Fen zerstreut. »Was ich mich eigentlich frage, ist, ob Sie nicht vielleicht Ihre Zeitung gleich noch einmal anrufen müssen?«
    »Wieso denn das? Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
    Und Fen seufzte wieder.
    »Vielleicht«, sagte er und stellte sein Glas auf den Sims über dem Rayburn-Kamin. »Ja, das könnte durchaus sein. Warten Sie noch

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