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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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versuchen, noch mehr aus Scorer herauszuholen.«
    »Glauben Sie, daß uns das gelingen wird?«
    »Nein.«
    Ling seufzte. Er steckte die Pfeife in die rechte Jackentasche, griff in die linke und holte eine andere heraus.
    »Der Major scheint unbelastet zu sein«, meinte er. »Wenn Scorer die Wahrheit sagt.«
    Widger starrte ihn an.
    »Guter Gott«, sagte er, »Sie haben doch den Major nicht verdächtigt?«
    »In diesem Stadium müssen wir jeden verdächtigen. Jedenfalls sprechen wir gleich mit dem Major und stellen fest, was er getrieben hat.«
    »Er ging mit seinem Hund spazieren.«
    »Ich dachte, daß er das Sägegeräusch vielleicht gehört hat.«
    »Wir fragen ihn.«

8. Kapitel
    Befragungen
     
    Nein, wer, außer Kindern, fragt auf solche Weise?
    Dante Gabriel Rossetti, >Fragment<
     
     
    1
     
    Der Major näherte sich dem Büro mit Gesang. »In Kürze die Würze«, sang er, »mit Kraft der Würfel schafft. Oxo«, erklärte er beim Eintreten. »Die hohen Töne finde ich hier ein bißchen schwierig aber wenn man vielleicht tiefer ansetzt… In Kürze die Würze«, begann er im Baßton.
    Ling zog die Brauen zusammen.
    »Major«, sagte er, »ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie ernst die Sache ist.«
    »Paralipse«, sagte der Major. »Nein, mein Lieber, natürlich nicht. Schreckliche Geschichte, schrecklich wenn auch nicht so schrecklich, als wenn man wüßte, wer der arme Kerl war. Und ich nehme an, das weiß man nicht, noch eine ganze Weile nicht«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    »Bitte setzen Sie sich, Major. Wir haben Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
    Der Major ließ sich aufmerksam auf einer Stuhlkante nieder.
    »Fragen Sie nur.«
    »Soviel wir wissen, waren Sie am Freitag nach Mitternacht auf den Beinen und unterwegs.«
    »Ja, hm, nicht direkt.«
    »Was meinen Sie denn damit, Major?«
    »Nun, ich lag im Bett, sehen Sie, und versuchte >Adam Bede< zu lesen. Ich weiß nicht, ob Sie je versucht haben, >Adam Bede< zu lesen?«
    »Bitte, bleiben Sie bei der Sache.«
    »Ich kam gerade dazu. Augenblick, wo war ich? Ja, >Adam Bede<. Ich lag behaglich im Bett und versuchte, >Adam Bede< zu lesen. Und dann, wissen Sie, fiel es mir ein.«
    »Fiel Ihnen was ein?«
    »Fiel mir ein, daß ich Sal hätte hinauslassen sollen. Sal hat ein liebes Gemüt, aber es gibt keinen Zweifel, daß sie ziemlich viel bellt. Sie bellt, wenn jemand in der Nähe ist. Übrigens bellt sie auch, wenn niemand in der Nähe ist außer mir. Übrigens bellt sie auch im Schlaf.«
    »Und Sie lassen sie jede Nacht hinaus?«
    »Guter Gott, nein, mein Lieber. Was für eine grausame Vorstellung. Nein, es war das Fest, nicht wahr. Die Leute lassen über Nacht alles mögliche da eigentlich albern von ihnen und voriges Jahr ist einiges abhanden gekommen. So sagte ich mir, daß ich dieses Jahr Sal vor dem Botticelli-Zelt anbinden würde, in dem das meiste aufbewahrt wird, und wenn jemand sich dort herumtriebe, würde sie bellen und mich wecken, und ich würde hinausgehen und feststellen, was los ist. Es war zum Glück eine milde Nacht, und wenn es zum Regnen gekommen wäre, hätte Sal ins Zelt schlüpfen können, und natürlich hätte ich ihr Fressen und Wasser hingestellt. Nur ging ich dann zu Bett und vergaß es. Erst als sie an >Adam Bede< zu kauen anfing, fiel es mir wieder ein.«
    »Sie haben zu dieser Zeit keine ungewöhnlichen Geräusche draußen wahrgenommen?«
    »Nun, das ist seltsam, denn ich hörte wirklich etwas. Es war eine Art gedämpftes Sägen… Hören Sie, könnte das der Augenblick gewesen sein, als dem armen Kerl der Kopf abgetrennt wurde?«
    »Das halten wir für möglich.«
    »Schade, daß ich das verpaßt habe«, sagte der Major. »Ich meine, schade, daß ich die Person verpaßt habe, die das machte.«
    »Wenn Sie mich fragen, Major«, warf Widger ein, »können Sie von Glück sagen, daß Sie nicht darüber gestolpert sind.«
    »Ja, hm, vielleicht bin ich ein bißchen zu alt, um mich mitten in der Nacht mit Leichenschändern auf einen Kampf einzulassen«, räumte der Major ein. »Ist Hagberd in Sicherheit?«
    »Sicherheit?«
    »Ja. Ich meine, er ist nicht entflohen oder so etwas.«
    »Hagberd ist völlig sicher«, sagte Ling. »Das war mit das erste, was wir geprüft haben.«
    »Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn es Hagberd gewesen wäre, verstehen Sie? Netter, sanfter Mann, außer bei Routh und Mrs. Leeper-Foxe.«
    »Er war es aber nicht.«
    »Dann ist es ja gut. Ich erinnere mich, einmal zu Hagberd gesagt zu haben, >Hagberd<,

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