Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Milligramm Alkohol auf 100 Gramm Blut.<«
    »Wußte gar nicht, daß Sie das wissen«, sagte Mr. Morehen.
    »Nun, diese Dinge müssen leider getan werden«, sagte Sir John. »In diesem Sinne könnte man also behaupten, Mr. Morehen bei sich zu haben, sei ganz nützlich: eine Art engstirniger menschlicher Computer. Sein Nutzen endet damit glücklicherweise auch nicht. Denn Mr. Morehen, Superintendent, ist Internationaler Sozialist, was immer das sein mag, und glaubt an die Würde körperlicher Arbeit. Bei ihm nimmt, was noch günstiger ist, die körperliche Arbeit die Form unliebsamer Hausarbeit an, und seine Bemühungen nehmen den armen Hetmans alle möglichen unerfreulichen Tätigkeiten ab und gestatten es mir, bei den Löhnen zu sparen. Ich sage nicht, daß Mr. Morehen nicht sehr enge Grenzen hat, aber innerhalb dieser Grenzen ist er ein Musterbild.«
    »Wenn die Revolution kommt, ist eine Laterne für Sie schon reserviert«, sagte Mr. Morehen, und mit dieser freundlichen Bemerkung erreichten sie das Ende des Bogengangs, und Sir John führte sie in das größte der drei Laboratorien, in dem blendendhelle Leuchtröhren brannten. Inmitten zahlreicher Geräte und Apparaturen stand ein Operationstisch mit Abflußrinnen und Röhren, auf dem die zugedeckte Leiche lag.
    Sir John ging darauf zu und riß das Laken herunter.
    »Nun, da ist er«, sagte er heiter. »Inzwischen natürlich ein wenig fleckig, aber, abgesehen von seinem Bauch, eine schöne Gestalt. Ich weiß nicht, ob Sie seine Organe sehen möchten? Sie sind dort drüben in den Gläsern.«
    »Nein, danke, Sir«, sagte Ling. Er näherte sich vorsichtig der Leiche, tat so, als betrachte er sie, rang ein wenig nach Luft, wich zurück und ließ sich schwerfällig auf einen kleinen Hocker sinken.
    Mr. Morehen besichtigte den Bauchschnitt aus nächster Nähe; er steckte beinahe die Nase hinein.
    »Die Naht sieht ja mies aus«, tadelte er.
    »Die haben Sie selbst gemacht«, sagte Sir John.
    »Ich habe nichts anderes behauptet, oder? Na ja, spielt ja jetzt keine Rolle mehr.« Und damit schien Mr. Morehen das Interesse an den Vorgängen zu verlieren.
    Sir John ging zu einem Tisch und räumte mit einer Handbewegung eine Reihe von Gläsern weg.
    »Kommen Sie, Inspektor«, sagte er zu Widger. »Sie können ihn hierher legen.« Widger ging mit dem Sack hinüber, legte ihn hin und zog sich wieder zu Ling zurück. »Nun, meine Herren«, sagte Sir John, »entschuldigen Sie mich bitte, ich fange gleich an. Ich nehme an, Sie finden alleine hinaus, und wenn nicht, kann Mr. Morehen Sie führen.«
    »Aber, Sir«, stieß Ling hervor.
    »Ja, Inspektor?«
    »Ich muß Ihnen einige Fragen stellen. Ich weiß, Sie haben mir am Telefon ein paar Hinweise gegeben, aber – «
    »Na, na, Superintendent«, sagte Sir John, als beruhige er ein widerspenstiges Kind. »Ich lege alles in meinem schriftlichen Bericht nieder. Sie haben ihn spätestens morgen abend auf dem Schreibtisch. Und jetzt möchte ich mich mit dem Kopf befassen.«
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Ling mit unerwarteter Entschlossenheit, »aber es gibt ein paar Dinge, die einfach nicht warten können.«
    Sir John sah den Sack sehnsüchtig an, dann drehte er sich mit einem tiefen Seufzer um.
    »Nun gut, Superintendent«, sagte er. »Aber, bitte, machen Sie es kurz, denn ich möchte – «
    »Gewiß, Sir, gewiß. Also, wie alt war er?«
    »Ungefähr fünfundvierzig.«
    »In guter körperlicher Verfassung?«
    »Abgesehen von etwas Übergewicht in sehr guter Verfassung. Muskulös. Und der Zustand der inneren Organe ist ausgezeichnet.«
    »Irgendwelche Brüche?«
    »Keine.«
    »Welche Blutgruppe?«
    »A, Rhesus negativ.«
    »Dieselbe, die wir im Gras gefunden haben.«
    »Das ist gut.«
    »Hat er viel geblutet?«
    »Das hängt zum Teil davon ab, wie er getötet wurde.«
    »Nun, Sir, wie ist er getötet worden?«
    »Guter Gott, Mann, das weiß ich doch nicht. Wenn Sie mir einen Blick auf den Kopf gestatten würden – «
    »Wir glauben, er könnte erschlagen worden sein. Mit irgendeinem stumpfen Gegenstand.«
    »Glauben Sie, wie? Nun, ich fürchte, ich bin nicht in der Lage, das zu bestätigen. Oder zu widerlegen. Wenn Sie mir nur – «
    »Hätte er stark geblutet, wenn er erschlagen worden wäre?«
    »Vermutlich. Kopfwunden bluten meistens sehr stark. Es gibt jedoch Ausnahmen. Da war, zum Beispiel, dieser Bauer Routh. Soviel ich weiß, hat er nicht stark geblutet.«
    »Hätte er stark geblutet, als ihm der Kopf abgeschnitten

Weitere Kostenlose Bücher