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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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nicht gehört, Sir?«
    »Ach, den Schrei. Ja, gewiß, den habe ich gehört. War ja kaum zu überhören, nicht? Markerschütternd. Ich nehme an, es war eine Eule.«
    »Eine Eule, Sir?« sagte Ling fassungslos. Weil er ein Städter war, überforderte der Hinweis auf eine Eule seine Fassungskraft bei weitem.
    »Eine Eule, ja«, sagte Sir John entschieden. »Oder möglicherweise irgendein anderes Wesen ferae naturae. Nachts ist die Landschaft voll von seltsamen Geräuschen, habe ich festgestellt. Man soll sich darüber nicht den Kopf zerbrechen.«
    »Aber, Sir – «
    »Also, Sie werden Superintendent Ling sein.«
    »Ja, Sir. Zu Diensten. Aber – «
    »Und der andere Herr, den ich schon kenne, ist Inspektor Widger.«
    »Sir«, sagte Widger. Er hatte das unbehagliche Gefühl, daß er und Ling aussahen, als wären sie gerade rückwärts durch eine Hecke gezerrt worden.
    »Sir, dieser Schrei – «
    »Du meine Güte, Superintendent, Sie sind aber beharrlich, wie? Haben wir nicht Wichtigeres zu tun, als einem flüchtigen Schrei nachzujagen? Wir – «
    »Ihnen ist nichts passiert, Sir«, sagte Ling störrisch, »und dem Herrn hier auch nicht. Aber was ist mit den anderen Bewohnern?«
    »Ich bin ein einsamer Mann«, sagte Sir John, »und es gibt nur noch zwei Leute ein Ehepaar, das im Haus wohnt und für meine schlichten Bedürfnisse sorgt. Es sind natürlich Schweden«, fügte er hinzu, so als sei die schwedische Nationalität bei Hauspersonal einfach Pflicht. »Und ich habe gerade mit ihnen gesprochen, so daß beide nicht geschrien haben können. Aber wir müssen jetzt wirklich zur Sache kommen. Wo ist der Kopf, den Sie mir bringen wollten? Ich habe darauf gewartet, um ihn aufzusägen und wir sollten hoffen, daß er zu dem Rumpf paßt, den ich habe.«
    Ling gab auf. Zu Widger sagte er: »Holen Sie den Sack aus dem Wagen, Charles, ja?«
    Widger hastete davon, ging um die Garage herum, indem er mit den Fingern an der Holzwand entlangstreifte, sah die Parkleuchten des Cortina, erreichte das Fahrzeug, nahm den Sack vom Rücksitz, schaltete die Parkbeleuchtung ab und ging mit beträchtlicher Vorsicht da er für den ersten Teil der Strecke keinerlei Beleuchtung hatte wieder hinter das Haus. Die Hintertür stand noch offen, aber Ling und Sir John und der unbekannte Kobold erwarteten ihn in einer kleinen Diele ohne Einrichtung.
    »Aha!« sagte Sir John, den Sack betrachtend. »Wir gehen wohl besser zu den Labors.« Er führte sie durch eine verwirrende Vielzahl von Räumen in den Bogengang.
    »Ich bin säumig gewesen«, sagte er unterwegs. »Säumig, weil ich Sie nicht früher mit Mr. Morehen hier bekannt gemacht habe. Superintendent Ling, Inspektor Widger, Mr. Morehen. Ich nenne Mr. Morehen mein kleines Wasserhuhn.«
    Mr. Morehen ergriff zum erstenmal das Wort.
    »Hol Sie der Teufel!« sagte er.
    »Mr. Morehen«, fuhr Sir John gleichmütig fort, »ist mein Assistent. Mein Assistent in Ausbildung, hätte ich sagen sollen. Aus irgendeinem Grund, den er selbst am besten kennt, möchte Mr. Morehen Pathologe werden, obwohl er eigentlich keine Begabung dazu hat; überhaupt keine.«
    »Schnauze«, sagte Mr. Morehen.
    »Mr. Morehen ist nämlich vom Gemüt her kein Pathologe. Er ist ein Mengenanalytiker. Vor allem mißt er gern. Geben Sie Mr. Morehen etwas irgend etwas und er wird es sofort für Sie messen. Nehmen Sie Alkohol.«
    Da sie in diesem Augenblick an einem Sideboard mit vielen Flaschen vorbeigingen, glaubte Widger einen Augenblick lang, sie bekämen zu trinken angeboten. Aber das war offenbar nicht der Fall.
    »Nur gut, daß Sie mich haben, wenn Sie mich fragen«, sagte Mr. Morehen.
    »Nehmen Sie Alkohol«, wiederholte Sir John. »Wir wollen Blut auf seinen Alkoholgehalt untersuchen, was tun wir also? Wir besorgen uns einen Milliliter Blut und einen Milliliter gesättigte Kaliumkarbonatlösung, und wir tun sie in ein Fach eines Diffusionsgerätes, ohne sie zu vermischen. Dann nehmen wir eine Kaliumdichromatlösung in Schwefelsäure und tun sie in das andere Fach. Wir ergreifen das verschlossene Glas und vermischen die beiden Lösungen durch Kippen und wenn Alkohol vorhanden ist, wird das Dichromat hübsch grün werden. Was könnte befriedigender sein? Was könnte erfreulicher sein? Aber Mr. Morehen genügt das nicht.«
    »Möchte ich meinen«, sagte Mr. Morehen.
    »Mr. Morehen möchte wissen, wieviel Alkohol. Während Sie das Grün bewundern, Superintendent, bleibt Mr. Morehen gleichgültig. Er denkt 115 xy ~ z(x Icc ) =

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