Der Mond bricht durch die Wolken
aufheulen und wußte, daß er, wenn kein Wunder geschah, verloren war. In einem letzten verzweifelten Versuch, sich zu retten, drehte er sich um und warf sich, als der vordere Kotflügel ihn äußerst schmerzhaft an den Schienbeinen traf, auf die gewölbte Haube des Volkswagens, wo er mit gespreizten Armen und Beinen lag und sich an den Scheibenwischern festklammerte.
Ortrud Youings ärgerte sich: Der alberne Mann hatte versucht, sie aufzuhalten, und ihre Anstrengungen, ihn aus dem Weg zu räumen, waren bisher gescheitert. Überdies behinderte er ihre Sicht. Mehr noch, der Volkswagen war ein schäbiges kleines Fahrzeug; sie brauchte etwas viel Besseres und Schnelleres, mit größerer Beschleunigung, und im Rückspiegel konnte sie genau das Richtige sehen: stehend an der Spitze einer Reihe von Fahrzeugen auf der Straße. Mit einem Ruck, von dem sie erhoffte, er werde Crumb abwerfen, was nicht der Fall war, fuhr sie wieder vom Gehsteig. Mit einem heftigen Herumreißen des Lenkrades, von dem sie sich wieder Crumbs Beseitigung versprach, abermals vergeblich, wendete sie und blickte wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war. Inzwischen wollte Crumb abspringen, bevor der Wagen erneut schneller wurde, er zog sich auf einem Ellenbogen hoch. Auge in Auge mit Ortrud, nur getrennt durch die Windschutzscheibe, blockierte er ihre Sicht jetzt ganz. Der Volkswagen schleuderte wild hin und her, verlor zuerst an Fahrt und stürzte dann mit einem Krachen, als sei eine Bombe explodiert, kopfüber in das Loch des Gaswerks.
Die inzwischen zahlreich gewordenen Zuschauer erwarteten zuversichtlich, daß das Gas explodieren oder der Benzintank des Volkswagens in die Luft fliegen oder beides zugleich geschehen würde; sie hatten auch keinen Zweifel, daß die beiden Menschen, die auf so dramatische Weise dem Blick entschwunden waren, ernsthaft verletzt, wenn nicht tot sein würden. Aber davon konnte keine Rede sein. Crumb, von der Haube geschleudert, lag unbequem auf einem Geflecht von rostigen, aber ungeknickten Gasrohren, geprellt und mit gebrochenem linken Bein, jedoch noch mit genügend Kraft, um in seinen Taschen nach seiner Trillerpfeife zu suchen, die er schließlich auch fand und schrill zu bedienen begann. Der Volkswagen flog nicht in die Luft. Und was Ortrud anging, so herrschte allgemeines Erstaunen, als sie zerzaust und verdreckt, aber offenbar kaum zerkratzt, aus dem Loch kletterte und auf den Rover 2000 zulief, den sie vorher schon bemerkt und begehrt hatte. Der Fahrer war ein Mann und allein im Wagen.
Ortrud erreichte ihn, riß die Fahrertür auf, und er glotzte sie besorgt an.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte diese gebildete Person.
Ortrud versetzte ihm einen Hieb auf die Nase und brachte sie zu starker Blutung, zerrte den Mann, während er noch unter Schock stand, vom Sitz und verabreichte ihm einen Handkantenschlag auf den Nacken, so daß er auf der Straße zusammenbrach. Aber hier holte die Nemesis sie ein: Bevor sie sich in den Rover schwingen und entkommen konnte, liefen die beiden kräftigeren Gaswerk-Arbeiter, die Crumb als Polizeibeamten erkannt hatten, heran und ergriffen sie von hinten, um ihr einen Doppelnelson anzulegen. Einen von den beiden brachte sie mit einem linken Haken ans Kinn ins Taumeln, aber der andere war hartnäckiger und klammerte sich fest. Inzwischen hatten auch Crumbs frenetische Pfiffe aus den Tiefen des Loches ihre Wirkung getan: Connabeer und zwei Constables kamen aus der Polizeistation gestürmt, und gleichzeitig trafen Rankine und sein Constable aus Aller wieder ein und sprangen aus dem Streifenwagen, um mitzuhelfen. Der hartnäckige Arbeiter vom Gaswerk vermochte sich festzuhalten, bis die Verstärkung eintraf. Sein Kollege hatte sich erholt und sprang ihm bei. Inmitten eines wogenden Haufens von sieben Männern hatte selbst Ortrud keine Chance mehr. Tretend, kratzend, boxend und auf deutsch Obszönitäten kreischend, wurde sie in die Polizeistation geschleppt und in eine Zelle geworfen.
4
Zerknittert, aber zufrieden, kehrte Connabeer dankbar zu Frieden und Sicherheit seines Schreibtisches zurück. Er telefonierte nach einem Krankenwagen, bedankte sich herzlich bei den Arbeitern vom Gaswerk und schickte drei Constables hinaus, damit sie sich um den Mann aus dem Rover kümmerten, den Verkehr wieder in Fluß brachten und erkundeten, ob man Crumb aus dem Loch befreien konnte, ohne seine Verletzungen zu verschlimmern. Dann begann Connabeer einen
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