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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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ist der Schloßpark. Das weißt du doch selber.«
    »Früher grasten die Pferde manchmal unten am See, gleich neben dem Badeplatz.«
    »Geht doch jetzt nicht mehr, mit all den fremden Leuten. Was würden denn Hélènes Gäste sagen, wenn da plötzlich Pferde herumliefen.«
    »Sie würden sich daran gewöhnen. Man zäunt ein Stück ein und läßt die Pferde dort frei, und möglicherweise haben die Leute sogar Spaß daran. Oder du schaust, daß du von irgendeinem Bauern die Erlaubnis bekommst, die Pferde auf seine Koppel zu bringen.«
    »Bei einem Bauern? Du hast eine Ahnung. Das würde keiner hier machen. Die Bauern sind alle böse auf uns, weil wir das Hotel haben. Das paßt ihnen nicht.«
    Ich beschloß, mich einmal darum zu kümmern. Ich kannte vielleicht noch den einen oder anderen von früher. Einen, der mit mir in die Schule gegangen war, beispielsweise. Oder noch besser, ich fragte den Ruedi. Als Arzt wußte er sicher bestens Bescheid, er kam schließlich überallhin, und die Bauern brauchten ihn.
    Leicht verwundert stellte ich bei mir selber fest, daß ich mich bereits für die Pferde verantwortlich fühlte. Das blaue Mittelmeer rückte immer ferner. Außerdem – ich hatte es gerade gehört, da konnte man nicht mehr hin, sofern man Wert darauf legte, zur guten Gesellschaft gezählt zu werden. Annabelle legte offenbar großen Wert darauf. Erstmals fragte ich mich, was sie denn so das ganze Jahr über tun möchte. Paris, Zürich, das hatte ich inzwischen gehört. Ein Mann war im Spiel. Vielleicht auch mehrere, was keinen verwundern konnte, der sie ansah. Aber sonst? Was tat sie denn außerdem? Gar nichts? Und wovon lebte sie? Zahlte Herr Sutter auskömmlich, oder sorgte Hélène aus den Einkünften des Hotels für Annabelles sicher aufwendigen Lebensstil? Vermutlich beides.
    »Wo wohnst du denn eigentlich?« fragte ich. »In Zürich oder in Paris?«
    »Ich habe eine Wohnung in Zürich. Aber in Paris bin ich sehr oft. Da wohne ich bei Freunden.«
    »Bei einem Freund, willst du wohl sagen.«
    Sie blickte zu mir herüber und lächelte spöttisch. Und schwieg.
    »Das ist der, der morgen kommt, nicht?«
    »Ich habe viele Bekannte in Paris.«
    Ich mußte wohl ein sehr finsteres Gesicht machen, denn sie lachte plötzlich. »Ich hoffe, du kommst nicht auf die Idee, den Eifersüchtigen zu spielen. Schließlich warst du ja nicht da, oder? Hast du vielleicht erwartet, ich sitze hier zehn Jahre lang und harre deiner, bis du die Güte hast, einmal von Indien vorbeizuschauen?«
    »Erstens war ich keine zehn Jahre in Indien, zweitens warst du inzwischen verheiratet. Und drittens konnte ich nicht wissen, daß du geschieden bist.«
    »Nein? Warum denn nicht? Wenn du dich für mich interessiert hättest, dann konntest du ja gelegentlich bei deiner verehrten Frau Tante anfragen, was ich treibe.«
    »Ich habe so gut wie gar nicht an Tante Hille geschrieben.«
    »Na, siehst du. Kein Interesse, ich sage es ja. Was also sollte ich dann tun? Dir nachlaufen?«
    »Davon ist nicht die Rede. Du hättest mir ja aber auch mal schreiben können.«
    »Iiiiiiich?«
    »Ja, du. Was ist daran so ungewöhnlich?«
    »Na, erlaube mal, das habe ich doch nicht nötig. Wenn ein Mann sich nicht um mich bemüht, ja, sich nicht einmal um mich kümmert, was habe ich dann für eine Veranlassung, mich um ihn zu kümmern.«
    Langsam geriet ich in Wut. »Ich hatte gewiß keine Veranlassung, mich um dich zu kümmern. Du hast geheiratet. Den ersten besten, den dein Vater für dich ausgesucht hat. Und vorher hast du schon den Tennistrainer geliebt. Und was weiß ich noch wen. Ich war dir vollkommen schnuppe. Mich hast du vergessen, kaum daß ich von hier abgereist war.«
    »Wärst du halt wiedergekommen. Du hättest mich ja entführen können. Oder wenigstens vergewaltigen. Du hast es stillschweigend zugelassen, daß ich mit einem anderen verheiratet wurde. Und nachdem ich verheiratet war, hast du dich überhaupt nicht mehr nach mir umgedreht.«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Das war eben dumm von dir. Gerade dann hätten wir ja tun können, was wir wollten.«
    »Gerade dann hätten wir – na, weißt du, da komme ich nicht ganz mit.«
    »Das merke ich. Sehr viel intelligenter bist du nicht geworden. Denkst du, ich habe das ganze Jahr in Winterthur gesessen und die Blattpflanzen in der Villa gegossen? Max hat sehr viel zu tun. Er ist ein sehr arbeitsamer Mann. Solide, fleißig, und sehr reich. Ein idealer Ehemann, o ja, das war er.«
    »Warum hast du ihn dann

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