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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Pferd und kniete neben ihr nieder.
    »Annabelle! Hörst du mich? Annabelle!« Sie rührte sich nicht, ihr Gesicht war blaß unter der Sonnenbräune, nur ihre Augenlider flatterten ein wenig. War sie bewußtlos?
    »Annabelle! Liebling!« Ich legte meine Wange an ihre, wagte nicht, sie fest anzufassen, falls sie etwas gebrochen hätte.
    »Annabelle!«
    Plötzlich spürte ich ihre Arme um meinen Hals. Sie drehte ein wenig das Gesicht, bis ihre Lippen auf meinen lagen. Und dann küßte sie mich.
    Küßte mich minutenlang, bis ich glaubte, meinerseits bewußtlos zu werden. Dann schob sie aufatmend meinen Kopf zurück.
    »Dir ist nichts passiert?«
    »Doch. Du bist mir passiert.«
    »Annabelle!« Ich küßte sie atemlos, ihre Augen, ihre Wangen, die Nasenspitze, den süßen, geliebten Mund.
    »Nichts gebrochen? Alles ganz?«
    »Ich glaube. Ich habe in der Kurve die Balance verloren, und dann bin ich ganz schön langsam seitwärts zu Boden gegangen. War nicht weiter schlimm.« Sie lachte leise. »Ist mir lange nicht mehr passiert. Aber kaum bist du da, da geschehen die tollsten Dinge. Küß mich noch einmal.«
    Einmal, zweimal, hundertmal und tausendmal.
    »Und du liebst mich noch? Ein bißchen? Du hast mich nicht ganz vergessen? Und du wirst dich vielleicht wieder an mich gewöhnen? Und – und – und …« Tausend Fragen, die ich ihr stellte, die sie mit Lächeln, Nicken oder Küssen beantwortete.
    Ich wußte nicht mehr, wie lange wir dort im Grase lagen. Schließlich richtete sie sich auf. »Wo ist der Teufelsgaul?«
    Bojar und der Schimmel hatten sich zueinandergesellt und grasten.
    »Na, wenn uns die Bauern erwischen«, meinte Annabelle.
    Ich hob sie vorsichtig auf. Sie bewegte sich, schlenkerte Arme und Beine.
    »Alles heil?«
    »Scheint so.«
    Sie zog die Brauen hoch und seufzte. »Aber mein Herz?«
    »Was ist mit deinem Herzen?«
    »Ich weiß nicht, es schlägt so komisch. Ob es etwas abgekriegt hat?«
    »Das würde mich aber freuen«, sagte ich. »Geliebtes Herz! Schlägt es für mich?«
    Ich legte behutsam meine Hand um ihre linke Brust. »Sag, schlägt es für mich?«
    Sie schloß die Augen und ließ sich weich an mich sinken. »Ich weiß noch nicht«, flüsterte sie. »Vielleicht.«
    »Wann wirst du es wissen?« drängte ich und streichelte die zarte, weiche Schale, die sich um ihr Herz wölbte.
    »Vielleicht – schon bald.«
    Leider verging die romantische Stimmung schon bald, denn wir mußten die Pferde einfangen. Das heißt, Bojar einfangen, der Schimmel kam bereitwillig, als Annabelle ihn rief. Aber Bojar beschäftigte uns eine halbe Stunde. Diesmal saß ich auf ihm. Er ging recht brav auf dem Heimweg. Wir wagten sogar noch einen kleinen Galopp, den er manierlich, sehr kurz gehalten von mir, durchstand.
    »Wenn es dir recht ist«, sagte ich, kurz ehe wir zum Stall kamen, »werde ich ihn jeden Tag reiten.«
    »Ich wüßte nicht, was mir lieber wäre. Bloß, ich fürchte, das wird nicht lange gehen.«
    »Warum?«
    »Du wolltest doch an die Côte d'Azur.«
    »Ich will nur noch da sein, wo du bist.«
    »Dann wirst du mir jetzt ins Wasser folgen müssen.«
    »Mit Vergnügen.«
    »Und dann mit mir frühstücken.«
    »Mit Vergnügen – und dann?«
    »Oh, je ne sais pas encore. Aber mir wird etwas einfallen.«
    Daran zweifelte ich nicht. Ihr würde etwas einfallen. Und jeden ihrer Einfalle würde ich herrlich finden. So ist das nun mal mit einem verliebten Mann.
    Ich mußte nur noch schnell nach Hause laufen und die Badehose holen. Hätte sie ja auch mitbringen können. Diesmal sparte ich mir den Umweg durch den unteren Teil des Schloßparks, sondern ging gleich oben durch die Hotelhalle. Ich gehörte ja zur Familie, hatte freien Barkonsum und küßte die Tochter des Hauses. Ich fühlte mich schon wieder ganz daheim.
    »Hallo, schönes Kind!« rief ich der helläugigen Ilona zu, als ich vorbeisauste. »Schöner Morgen heute morgen.«
    Und als ich kurz darauf die Badehose schwenkend zurückkam: »Der Weg hier durch die Halle macht mir immer besonderes Vergnügen, weil ich Sie dann zu sehen bekomme.«
    Das erstemal hatte sie höflich guten Morgen gesagt. Diesmal schwieg sie und blickte nicht von der Schreibmaschine auf.
    Annabelle erwartete mich schon im Bad. Sie trug einen weißen Bikini, außerordentlich knapp, wie ich fand, aber natürlich gefiel mir an ihr, was mir an keinem anderen Mädchen gefallen hätte. Wir schwammen in den See hinaus, haschten uns, spritzten und lachten wie die Kinder.
    »Lästig«,

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