Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Beiden war von Anfang an bewusst und recht, dass der von seinem Beruf besessene Konstantin den Ton angeben würde. Auch seinen neuen Vorgesetzten kannte Konstantin zur Genüge. Sein Mentor Corthovrin hatte nämlich endlich eingesehen, dass er langsam zu alt für den Job auf der Straße wurde.
Um zum H´Calagdin befördert zu werden, hatte er nichts weiter tun müssen, als endlich seinen Widerstand dagegen aufzugeben.
„Der alte Corthovrin hat eine Rede vorbereitet.“ Diese Nachricht breitete sich langsam über das ganze Fest aus und die Leute lauschten aufmerksam. Nun, die Leute, die Corthovrin nicht gut genug kannten, lauschten. Konstantin und einige seiner Kollegen, die zu dem Zeitpunkt gerade dem Gedränge auf dem Grundstück entkommen waren und ihm beim Pfeiferauchen zusahen, taten geschwind so, als hätten sie nichts davon gehört und machten lieber einen kleinen Verdauungsspaziergang in den umliegenden Gassen. Sie wussten nur allzu gut, wie langweilig die festlichen Reden des H´Calagdin ausfielen.
„Du erinnerst dich sicher noch daran, dass hier in deiner Nachbarschaft ein ganzes Grundstück mit Flüchtlingen aus Lianta Xintall vollgestopft worden ist, weil die Stadt sie so schnell nicht vernünftig unterbringen oder weiterschicken konnte?“, fragte sein Partner Caingu Konstantin.
„Ja doch. Wieso fragst du? Einige meiner Nachbarn waren sauer, weil diese armen Leute in ihrer hübschen Gegend untergebracht werden. Ich habe da keine Einwände. Ich kenne sogar den Einen oder Anderen von ihnen persönlich, wenn auch noch nicht richtig gut. Sie kommen immer wieder hier vorbei, wenn sie in die Unterstadt gehen wollen, um Arbeit zu suchen oder einzukaufen. Zwei von ihnen habe ich mal dafür bezahlt, Arbeiten in meinem Garten zu erledigen.“
Caingu verschlang eine Fleischpastete, die er sich als Wegzehrung von der Feier mitgenommen hatte. Zwischen zwei Bissen brachte er aber irgendwie eine Antwort für Konstantin unter, ohne dass der Leckerbissen dabei seinem bemerkenswert breiten Mund entkommen konnte: „Ich erwähne es, weil Budamir mir eben erzählt hat, dass er einen Fall übernommen hat, bei dem es um einen regelrechten Massenmord an zwölf Flüchtlingen aus dieser Unterkunft geht.“
„So ist es, pflichtete Budamir bei. Zuerst dachte ich an eine Fehde unter den Flüchtlingen oder eine Untat durch aufgebrachte Bürger. Ihr wisst, wie dumm und unmenschlich manche Spinner sein können, wenn es um Ausländer geht. Jedenfalls scheint sich das nicht zu bestätigen. Diese Leute sind von einem oder mehreren Spezialisten ermordet worden. Dazu ist auch ein teures Gift eingesetzt worden. Ich dachte mir, du möchtest vielleicht mit in den Fall einsteigen, Constantin!“
Konstantin dachte kurz nach, schüttelte dann aber entschieden den Kopf. „Das kann ich nicht, Budamir. Ich habe viel zu viele komplizierte offene Fälle. Da wäre ich dir kaum von Nutzen. Aber ich verspreche dir, mir dein Material morgen genau durchzusehen und dir meine Ansicht dazu zu verraten.“
„Das ist ja schon mal etwas. Du bist noch hinter diesem mysteriösen Einbrecher her, oder?“, erkundigte sich Budamir.
„Ja, der Fall hat mich interessiert, weil der Täter eine so ungewöhnliche Auswahl an Diebesgut mitgehen lässt. Es scheint ihm nur um kunstvolle Möbelstücke zu gehen, und auch davon nimmt er meist nichteinmal die wertvollsten mit. Bargeld bleibt offen herumliegen. Die Einbruchsspuren zeigen, dass die Türschlösser mit einigem Geschick, aber nicht von einem Profi aufgebrochen wurden. Ich weiß nicht, ob ich nicht bereuen sollte, diesen Fall übernommen zu haben. Ich lerne dabei mehr über Möbel als mir lieb ist.“
„Vergiss nicht wieder vor lauter Zerstreuung, dass morgen Abend eins von diesen großen Neustadtkonzerten sein wird“, meinte Budamir. „Wenn die Reichen Säcke ihre Steuern schon teilweise mit der Währung Musik begleichen dürfen, sollten wir braven Bürger zusehen, dass wir etwas davon haben.“
„Keine Sorge, ich werde dort sein. Immerhin hat Vilana das erste Mal eine Genehmigung bekommen, dort mitzuspielen. Sie wäre schrecklich enttäuscht, wenn ich das verpassen würde“, winkte Konstantin ab.
„Als ob das für dich ein Problem wäre. Du würdest ihr einfach in ihr blasses Gesichtchen lügen, dass sich die Balken biegen und das Mädchen glauben machen, du seiest da gewesen“, lachte Caingu.
Um die großen, festinstallierten Instrumente spielen zu dürfen, die die gesamte Neustadt zur
Weitere Kostenlose Bücher