Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Konzerthalle machten, musste man zuvor an weniger imposanten Riesen-Instrumenten nachgewiesen haben, dass man gut genug war. Schließlich war die Teilnahme an den Konzerten für die Neustadtbewohner nicht optional. Da wäre es eine Zumutung gewesen, zu riskieren, dass die Anwohner durch Misstöne gequält wurden. Die meisten zugelassenen Musiker gehörten zur Oberschicht, denn man brauchte zum Üben extrem teure Instrumente und Übungsräume. Wer nicht immer wieder bei den wenigen öffentlich zugänglichen Einrichtungen dieser Art Schlange stehen wollte, hatte nur dann eine Chance gut genug zu werden, wenn er entweder selbst reich oder zumindest mit einer der gehobenen Familien, die private Einrichtungen dieser Art unterhielten, eng genug verbunden war, um in deren ´heilige´ Konzerthallen eingelassen zu werden.
Langsam schlenderten sie zu der Feier zurück, wo sie noch gequält die letzten paar Minuten der Rede ihres Chefs anhörten, die nicht weniger langweilig und gezwungen wirkte, als sie es gewohnt waren.
Nachdem die letzten Worte verklungen waren und sie eine angemessen höfliche Zeit ruhig dagestanden und geschwiegen hatten, nutzte Konstantin die Gelegenheit, Corthovrin für seine Worte zu danken. Mühelos flocht er dabei Zitate aus den ersten und letzten zwei Minuten ein.
Langsam kam die Feier, die durch die öden Worte gelähmt worden war, wieder in Gang. Es wurde gemeinsam getrunken. Nachdem Celljin und seine Tochter kleine Handinstrumente hervorholten und aufspielten, wurde auch die ein oder andere weithin bekannte Weise zusammen gesungen. Angefangen mit Klassikern wie ´Waldläuferliebe´ und ´Duft der Morgenwälder´ (beide nicht ganz so schnulzig, wie es der Titel befürchten lässt), bewegte sich die Auswahl bald in die feuchtfröhliche Richtung. „… so wart es ausbeduhuhungen, das Mädchen wurd´ vom Juhuhungen, regelrecht verschluhuhungeeeen!“, sang bald einmütig und vergnügt die ganze Festgesellschaft den Refrain eines der anzüglichsten Lieder, die auf H´Veredy jemals niedergeschrieben worden waren. Die einzelnen Strophen, die deutlich mehr ins Detail gehen, wollen wir hier nicht wiedergeben. Schließlich ist dies ein Roman und kein Lehrbuch über Vorzüge und Nachteile bestimmter Sexualpraktiken und der Höchstleistungen auf diesem Gebiet.
Am kommenden Morgen waren Konstantin und sein Partner ziemlich erledigt und noch nicht wieder ganz nüchtern zum Dienst in der Hauptstelle der Suchergilde erschienen. Ihr Chef war noch nicht dort, aber ein Frühaufsteher unter den Kollegen war so aufmerksam gewesen, eine große Kanne Grauwurz aufzubrühen. Diesem Wohltäter schwöre ich ewige Dankbarkeit!, dachte Konstantin.
Mit je einer Tasse für sich selbst und für Budamir schlenderten sie zu dessen Büro. Sie fanden ihn in einem großen Haufen Papierkram vergraben, bei der Arbeit vor.
„Ah, ihr wollt euch meinen Fall ansehen. Großartig. Da vorne sind die Zeichnungen, die unsere Gildenmaler von den Opfern angefertigt haben. Die Verletzungen habe ich selbst skizziert … ach ja, die liegen dort auf dem Beistelltisch“, begrüßte sie Budamir und schnappte sich seine Tasse Grauwurz.
„Die Leute kenne ich alle vom Sehen!“, stellte Konstantin sogleich fest. Es sind nicht die, mit denen ich Kontakt hatte, sondern Neulinge.“ Konstantin überlegte über einen großen Schluck Grauwurz, wo er den Leuten genau begegnet war. Dann fiel ihm die absonderliche Situation wieder ein: „Sie sind vor ein paar Tagen oder so einmal vorbeigekommen, als ich mit Vaíl zusammen unser neues Eingangstor montiert habe. Ich weiß das noch genau, weil einige von ihnen so entsetzt dreingeschaut haben. Sie haben regelrecht gegafft, sind verstummt und dann kann man schon beinahe von einer Flucht reden. Ich hatte mir gedacht, dass sie irgendwas ausgefressen haben müssen und irgendwoher wissen, dass ich ein Sucher bin. Auf jeden Fall müssen sie mich wiedererkannt haben. Das war ganz offensichtlich, so wie sie uns angestarrt haben. Jetzt wo ich darüber nachdenke, könnte es ja sein, dass ich mal einen Komplizen von ihnen verhaftet habe. Vielleicht möchtest du meine Fallakten durchsehen, ob da was bei ist, das infrage käme.“
„Danke, kein Bedarf, es sei denn, du hättest irgendwas Passendes aus den letzten fünf Tagen dabei. Das müsstest du aber noch wissen. Sogar heute Morgen.“ Budamir zwinkerte und erklärte dann: „Die Zwölf Opfer sind alle erst vor ganz kurzer Zeit angekommen. Sie hatten keinen
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