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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Baby erst lernen, hier in der Dschungelwelt, die ihr, wie sie ihm versicherte, wirklich gefiel. Doch damit endete sein vermeintliches Verständnis. Sie beharrte darauf, nicht aus einer sonderlich reichen Familie zu kommen. Wie sollte es dann aber möglich sein, dass sie so vollkommen isoliert aufgewachsen war, - was sie im Übrigen auch abstritt? Rätselhaft blieb auch ihre Erklärung, wie sie in den Dschungel gekommen sei. Die Orte, von denen sie erzählte, mussten allesamt so weit weg liegen, dass Barwarin noch nie von ihnen gehört hatte. Dennoch hielt sie an der Behauptung fest, durch irgendeinen seltsamen Unfall in den Wald gekommen zu sein.
    Barwarin reimte es sich schließlich so zusammen: Gemeinsam mit dieser ´Lisa´ und einigen Anderen, die sie erwähnt hat, ist sie von zu Hause fortgelaufen. Ihr Motiv kann nur gewesen sein, dass sie die Enge des Stadtlebens nicht mehr ertrug. Die noch jungen Leute hatten gemeinsam eine Kampfschule besucht und hielten sich deshalb für hart genug, im Dschungel, von dem sie keine reale Vorstellung hatten, allein zurechtzukommen. Damit sind sie natürlich gescheitert. Um mir keine Möglichkeit zu geben, sie nach Hause zurückzuschicken, erzählt sie mir diese unglaubwürdigen Märchen.
    Es gab ein Problem mit dieser Theorie. Er hatte sie Verena vorgetragen und beteuert, er würde sie um keinen Preis in diese unnatürliche Welt zurücklassen, es sei denn, sie bestünde darauf. Doch sie hatte das entschieden verneint und Barwarin glaubte ihr.
    Da in diesem Bereich keine befriedigende Verständigung möglich schien, gewöhnten sie es sich schließlich für sehr lange Zeit ab, über die Vergangenheit zu reden.
     
    *
    Verena war in ihrem persönlichen Himmel angekommen. Ja, manchmal, wenn sie sicher war, dass Barwarin sie nicht hören konnte, weinte sie heimlich um ihr Zuhause. Natürlich, die Wege dieser Welt waren ihr noch vollkommen unbekannt. Gewiss, Barwarin hatte seine Seiten, die sie noch nicht verstehen konnte, und die Kommunikation fiel ihnen in vieler Hinsicht noch schwer. Doch unter Barwarins Führung lernte sie jeden Tag tausend faszinierende und nützliche Dinge. Bald konnte sie notdürftig mit einem Speer umgehen und beherrschte grundlegende Techniken im Schnitzen. Barwarin hatte ihr eines seiner Messer geschenkt. Wenn sie auch mit der ungeheuren Vielfalt der Pflanzenwelt noch nicht zurechtkam, so verstand sie doch zunehmend, wie Barwarin es schaffte, zu überleben, und war sich sicher diese umfangreichen Fertigkeiten irgendwann erlernen zu können. Es kam auf so viel mehr an, als nicht vom Ast zu fallen und sich nicht von Giftschlangen beißen zu lassen. Zum täglichen Leben und Überleben gehörten Tausende von Handlungen und Handgriffen, manche davon erstaunlich einfach, andere wirklich kompliziert.
     
    Grundlegend wichtig war es, sich regelmäßig mit den vor Ort verfügbaren Hilfsmitteln zu waschen. Dazu musste man die richtigen Seifenersatzmittel auftreiben. Es kam hierbei nicht nur darauf an, sauber zu werden, was an sich schon wichtig war, damit sich winzige, unvermeidliche Schürfwunden nicht infizierten. Das Waschen sollte auch garantieren, dass man die Gerüche loswurde, die auf kleinere und größere Raubtiere (insbesondere auf kleine Gifttiere, Egel und Moskitos) anziehend wirkten. Verwendete man die falsche ´Seife´ für das Gebiet, in dem man sich gerade aufhielt, konnte die Sache allerdings auch nach hinten losgehen.
    War das geschafft, so konnte man darangehen, gezielt Substanzen anzuwenden, um diverse Plagegeister abzuschrecken. Richtig angewendet konnte man sich so etwa für die Egel vollkommen unattraktiv machen. Einige dieser Vergrämungsmittel mussten innerlich und vorzugsweise in einer Konzentration mit der man sich nicht selbst vergiftete angewendet werden. Andere wirkten nur, wenn sie in regelmäßigen Abständen auf die Haut aufgebracht wurden. Für die Haare kamen verschiedene, länger wirkende Substanzen zum Einsatz, die als Nebeneffekt stark färbten, was Barwarins blaue Haare erklärte. Verenas von Natur aus kohlrabenschwarze Haare nahmen von diesen Mitteln allenfalls einen leichten Schimmer an.
    Noch wichtiger war mittelfristig die regelmäßige Prophylaxe gegen verschiedene Krankheitserreger und Parasiten, von denen die Würmer, an die sie Lisa verloren hatte, nur eine, allerdings häufige, Variante darstellten. Auch hierbei gab es äußerlich anwendbare Mittelchen, die meisten mussten aber gegessen oder getrunken werden. Einige

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