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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Würde ich es wieder tun? Oh ja. Jetzt sofort oder später. Bin ich in diesen Kerl verliebt? Mist. Da muss ich schon wieder mit ja antworten, auch wenn ich nicht weiß, wann mir das passiert ist. Habe ich ihn nicht eben erst noch gehaßt. Verflucht. Das stimmt auch irgendwie. Liebt er mich? Vielleicht irgendeine Art seltsamer Hassliebe? Das muss ich noch genauer verstehen. Was ist, wenn er wieder anfängt, mich wie Dreck zu behandeln, wenn er Sex nur als Waffe gegen mich einsetzt? Wenn ich mich täusche und er das gleiche Spiel mit mir spielt, wie Bernd damals? Vermaledeit! Ich glaube dann würde ich ihn nicht nur zusammenschlagen, sondern kaltblütig umbringen. Ich musste auf dieser Welt schon einmal töten, um mich und meine Freunde zu schützen. Barwarin, den Mann den ich offenbar liebe, umzubringen, weil er mich fies behandelt, das wäre wirklich Mord. Ich bin mir trotzdem sicher, dass ich kaum zögern würde. Was bin ich nur nach ein paar Strapazen für ein Mensch geworden?
     
    Verena bekam indessen keinen Anlass, noch Aggressionen gegen Barwarin zu entwickeln oder ihn gar umzubringen. Das Verhalten ihres Retters ihr gegenüber änderte sich ab sofort grundlegend. Er trug sie nicht nur auf Händen, sondern war stets bestrebt, sie durch Lächeln, kurze Umarmungen oder Gesten seiner neuen Zuneigung zu versichern. Er achtete darauf, ihr zu verdeutlichen, dass er einen neuen Anfang wünschte. Die große Schlange, die Verena erschlagen hatte, holte er herbei und briet sie mit sorgfältig ausgewählten Gewürzen und legte sie ihr, sorgsam drapiert auf einem blütengeschmückten Blattteller, zu Füßen. Selbst weigerte er sich, davon auch nur zu kosten, bis Verena schließlich nichtmehr konnte und auf den Gedanken verfiel, ihn damit zu füttern.
    Aus dem Schädelknochen fertigte er heimlich eine einfache aber durch ihre Schlichtheit nicht weniger beeindruckende Halskette, die er ihr des Nachmittags feierlich um den Hals legte. Langsam wurde Verena klar, dass es nicht allein körperliches Begehren gewesen sein konnte, das Barwarins Ansichten über sie geändert hatte. Sie vermutete, dass sie sich durch ihre entschlossene Gegenwehr und die Machtdemonstration mit der Schlange seinen Respekt verdient hatte. Darauf war sie über alle Maßen stolz, und sie schwor sich, dass sie diesem bewundernswerten Abenteurer gegenüber niemals wieder Schwäche zeigen wollte.
    Barwarin ging allerdings nicht so weit, dass sie sein Verhalten als Unterwürfigkeit missverstehen konnte. Er war nicht ihr Diener, sondern immer noch ein unabhängiger, kräftiger, gewandter Mann. Täglich und stündlich wusste er souverän und fachkundig, mit den grässlichsten Gefahren umzugehen. Was er ihr Gutes tat, das geschah jetzt zwar nichtmehr aus Herablassung, aber auch nicht aus mangelndem Selbstbewusstsein. Wenn Verena etwas nicht beherrschte, bot er nun freundlich, wenn auch noch ohne Worte die sie verstehen konnte, an sie zu lehren, was sie nicht wusste.
    Verena nahm die meisten dieser Angebote dankbar an. Aber wenn er etwas erklärt oder gezeigt hatte, versuchte sie es verbissen und Stolz zu trainieren und zu verinnerlichen. Sie lehnte jede weitere Hilfestellung ab, die sie nicht wirklich benötigte.
    Am gleichen Nachmittag begannen sie auch erstmals, sich gegenseitig ihre Sprachen zu lehren. Obwohl sie beide stur darauf bestanden, kein einziges Wort zu lernen, das der Andere nicht ebenfalls konnte, oder zumindest übte, lernten sie bis zum Abend eine ganze Menge. Ihr Bedürfnis, sich jetzt, wo sie sich überraschend lieben gelernt hatten, auch noch kennen und verstehen zu lernen, war überwältigend.
    Dazu begann Verena Barwarin, im Austausch gegen Lektionen im Umgang mit dem Speer, einige grundlegende waffenlose Schlagtechniken und Würfe zu lehren. Letzteres führte rasch wieder zu einer Unterbrechung, da es ihnen bei diesem ´Spiel´ schwerfiel, ihre Kleidung anzubehalten. Mit Hereinbrechen der Dämmerung war Verena so selbstsicher und glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie war sich sicher, dass es wahrhaftig Liebe war, die sie und Barwarin neuerdings verband, und dass diese Liebe immer noch in dem Maße, wie sie sich aneinander gewöhnten, wuchs und gedieh.
    Bisher hatte sie stets ein von Barwarin zuvor gesichertes Lager auf dem Boden gehabt, und Barwarin verkroch sich in eine Art geschlossene Hängematte. Die zog er von innen mit einer Art Flaschenzug hoch in relativ sichere Baumwipfel. In dieser Nacht teilten sie, obgleich es darin

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