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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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sterben.
    Lena stellte fest, dass Katja unruhiger wurde und dauernd zur Uhr sah. Da Katja eigentlich eine geniale Organisatorin war, nahm Lena bald an, dass sie mit einem schwierigen Problem kämpfte, das sie überforderte. Eine Fehlentscheidung musste drastische Konsequenzen haben. Sie drückte sich davor, alleine zu einem Entschluss zu kommen, und wagte nicht es anzusprechen.
    Kurz darauf ging Lena auf, was es war, das Katja quälte. „Katja, ich würde gerne eine geschlossene Leitungskonferenz im Cockpit mit dir abhalten. Ich glaube da gibt es etwas, das wir unter uns besprechen sollten, wenn keiner mit Fragen reinplatzen kann.“
    Katja schien alarmiert und witterte offenbar Ärger, was Lena als weiteres Zeichen von Überlastung wertete. Wenn Katja noch fit wäre, würde sie merken, dass ich ihr helfen will.
    Kaum dass sich die Cockpittür geschlossen hatte, sprach Lena ihren Verdacht aus: „Du machst dir Sorgen, dass wir heute nicht mehr alles schaffen. So viel habe ich verstanden. Weil dich das quält, versuchst du, es vor mir und den Anderen zu verstecken. Habe ich recht? Warum ist es dir so wichtig, nicht erst übermorgen aufzubrechen?“
    Lena nahm kurz Katjas Hand und drückte sie aufmunternd. Mehr körperliche Zuwendung hielt sie derzeit nicht für klug. Wenn sie sich jetzt an meiner Schulter ausweinen muss, wird es schwierig, sie wieder soweit aufzubauen, dass sie uns weiterhin leiten kann. Mein Gott, sieht sie jetzt fertig aus! Ich hätte darauf achten sollen, dass sie mal eine Pause macht. Hoffentlich kann sie sich noch ein wenig beherrschen. Dann kann ich sie wieder aufrichten, bevor es zu spät ist.
    Katja starrte Lena eine Minute lang ausdruckslos an und schürte damit Lenas Angst vor einem Nervenzusammenbruch. Dann lehnte sie sich im Pilotensessel zurück. Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange. Sie schien förmlich in sich zusammenzusacken und bot ein beispielloses Bild der Erschöpfung. „Danke Lena. Ich weiß nicht, wie du das machst, mich so zu durchschauen, aber danke. Du hast recht. Ich sehe zu viele Probleme und kann keine Entscheidung treffen, mit der ich leben kann. Bitte triff du diese Entscheidung für mich.“
    „Verdammt Katja, klar mach ich das. Klar bin ich auch fertig, aber ich sehe, dass du am Ende bist. Nur weil dein Berufswunsch ´Workaholic in Doppelschicht´ ist, heißt das noch lange nicht, dass du keine Belastungsgrenzen hast. Du warst heute verdammt gut. Und das, obwohl ich gemerkt habe, dass dich nebenher noch irgendwas Privates quält. Du siehst nicht nur viele Probleme, sondern mindestens doppelt so viele wie ich, und versuchst auch noch sie alle zu lösen, ohne jemanden damit zu belasten. Du hast nicht eine Minute Pause gemacht! Es kann nicht ewig gut gehen, wenn du versuchst, alles allein zu schultern. Also erklär mir, welche Probleme ich da alle übersehen habe, dann nehme ich dir die verdammte Entscheidung ab! Also? Raus damit!“
    Katja schluckte kurz, dann presste sie mühsam heraus: „Es ist jetzt halb sechs. Wenn wir alle weiter arbeiten lassen, kann es sein, dass wir erst spät in der Nacht bereit sind. Ich fürchte, dass Fehler passieren und morgen alle überlastet sind, wenn wir aufbrechen möchten. Vielleicht schaffen wir es aber auch eher und alles läuft glatt. Seit wir beschlossen haben, dass wir uns selbst retten wollen, möchten alle so schnell wie möglich heim. Wenn wir morgen früh nicht aufbrechen können, ist das schlecht für die Moral. Wir werden den halben Tag herumsitzen und alle haben viel zu viel Zeit, um sich Sorgen zu machen. Zuversicht brauchen wir nötiger als alles andere! Was wir da morgen angehen wollen, ist extrem gefährlich! Ich weiß gar nicht wie gefährlich, weil ich zwar Chefin bin, aber weder von alpinen Klettertouren noch vom Überleben im Schnee Ahnung habe. Vielleicht organisiere ich genial, in jedem Fall aber praktisch blind für viele Aspekte, auf die es noch ankommen wird.“
    „Gib mir eine Minute zum Nachdenken“, sagte Lena, „dann kann ich dir sagen, was ich dazu meine. Ich glaube ich kann das lösen.“
    Lena brauchte in Wahrheit fünf Minuten. Im Grunde war ihr sofort klar, wie sie entscheiden wollte. Sie wollte sich für Katja die richtigen Worte zurechtlegen. Das erwies sich als deutlich schwieriger, zumal sie ständig damit rechnete, dass Katja doch noch zusammenbrechen würde. Katja muss sich auf jeden Fall gleich erst mal ausweinen, sonst wird sie die Anspannung nicht los. Aber ich muss ihr die

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