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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Informationsaustausch verlief schleppend. Dann brachte ein Bote mehrere aufstellbare Schiefertafeln und bunte Kreide, was die Kommunikationsmöglichkeiten um Zeichnungen und Bilder erweiterte.
    Im Hintergrund hielt sich stets ein Schreiber auf. Das Gespräch führten ein Mann namens Cathur [4] und eine Frau, die wohl Ciruv hieß. Während Cathur Interesse an allem Möglichen zeigte, und selbst Wissen und Sprachkenntnisse zu vermitteln versuchte, arbeitete Ciruv einen Fragenkatalog immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln durch. Hätten sie dieselbe Sprache gesprochen, hätte dieser Teil des Gesprächs etwa so geklungen:
    „Name?“
    „Konstantin.“
    „Beruf?“
    „Ich bin Angestellter in einer Versicherungsgesellschaft, halbe Stelle, und versuche abends mein Abitur nachzumachen. Außerdem habe ich einige Nebenjobs“.
    Dazu kamen: „Wohnort? Wie kommt Ihr hierher? Benötigt Ihr Hilfe? Könnt Ihr für ihren eigenen Unterhalt aufkommen? Wollt Ihr in dieser Stadt bleiben? Wollt Ihr Bürger werden? Kennt Ihr irgendjemanden im Ort? Habt Ihr eine Unterkunft?“
    Die Frau war zwar schön und nicht wirklich unfreundlich, blieb aber distanziert, und ihre immer wiederkehrenden verhörartigen Fragen laugten Konstantin aus. Dass er viele davon weder für sie noch für sich selbst zufriedenstellend beantworten konnte, machte die Sache nicht besser.
    Will ich hierbleiben? Keine Ahnung, ich weiß ja nicht mal, wo dieses ´hier´ überhaupt ist. Welche Wahl habe ich denn? Ich habe nie Berichte gehört, dass bei einem von diesen Phänomenen mal jemand aus einer anderen Welt zurückgekommen wäre. Also gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass die hier irgendwo eine Zaubertür hätten, durch die ich einfach wieder nach Hause spazieren könnte.
    Cathur war dagegen ein angenehmer Zeitgenosse. Äußerlich war wenig Besonderes an ihm. Er hatte die seltsam glänzende Haut und die kantigen Gesichtszüge, die Konstantin schon bei Anderen aufgefallen waren. Er war mittelgroß, von mittlerer Statur und seine freundlichen Augen waren von einem beruhigend gewöhnlichen Graugrün. Eine ordentliche Kurzhaarfrisur gab seinen leicht gewellten, mattschwarzen Haaren Form. Konstantin schätzte, dass Cathur etwa fünf Jahre älter als er selbst, also Anfang dreißig, sein müsse. Die gerade geschnittene, naturbraune Lederkleidung war vollkommen schmucklos aber sehr sauber und glatt. Es war Cathur anzusehen, dass er Konstantin spontan ins Herz geschlossen hatte und einiges Verständnis für seine Verwirrung und seine Lage hatte. Er zeigte sich fasziniert, dass Konstantin eine ihm vollkommen unbekannte Schrift beherrschte. Cathur versuchte auch, persönliche Dinge herauszufinden, etwa ob Konstantin eine Freundin oder Familie hätte und was seine Hobbys, Interessen und Fähigkeiten waren. Seine Kreideskizzen zu diesen Fragen brachten ihn und Konstantin manches Mal dazu, gemeinsam in Gelächter auszubrechen. Ciruv schien davon eher genervt zu sein.
    Cathur vermittelte nicht nur Wissen, sondern versuchte auch mindestens genauso ernsthaft, etwas Deutsch zu lernen. Allerdings hatte er die seltsame Gewohnheit, bei allen möglichen Wörtern die Anfangsbuchstaben zu vertauschen, was seine Sprachfortschritte nicht gerade beflügelte.
     
    Schließlich kündigte sich durch fernes Donnergrollen ein Gewitter an. Cathur und Ciruv machten Konstantin unmissverständlich klar, dass er auf dem Grundstück bleiben solle. Cathur zeigte ihm noch ein Häuschen in einem anderen Teil des Gartens in dem nichts außer einem Bett mit vielen Tierfellen, einem Tischchen und einem Nachttopf war. Das Haus verfügte nur über dieses eine Räumchen. Dann verließen seine neuen Bekannten ihn.
    Es kam Konstantin vor, als ob er einen ganzen Tag lang verhört worden wäre, doch die Sonne stand immer noch hoch am Himmel, wenngleich sie nun hinter bleigrauen Wolken verschwand. Das erwartete Gewitter setzte rasch und unerwartet heftig ein. Es trieb Konstantin in den Schlafraum, wo er sich bäuchlings auf das Bett legte. Zwar ging der Sturzregen nicht direkt hier, sondern im Tal nieder, doch das Donnergrollen wurde durch die Felsschlucht, in der dieser Teil der Stadt lag, noch verstärkt. Ein wenig regnete es auch hier. Kurz darauf war Konstantin trotz des Lärms, der draußen tobte, eingenickt.
     
    Das Gewitter war vorbei, und es war immer noch Nachmittag. Nachdem Konstantin eine Weile auf dem Bett gesessen hatte, unschlüssig, was er tun sollte, beschloss er, dass er wenigstens

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