Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Mauern waren mit Sklaven bemannt. Um sie von außen im Sturm zu nehmen, waren sie selbst für Bernds Spezialeinheit zu hoch und steil. Also steuerte er auf das zerstörte Tor zu. Verdammt. Fehlanzeige. Die Aufständischen haben den Durchgang von innen mit dutzenden von voll beladenen Erzkarren blockiert.
„Kommandant, ein Meldeläufer berichtet, eine Invasionsflotte sei im Handelshafen eingelaufen und die Hafengarnison geriete auch von der Stadtseite schwer in Bedrängnis!“, meldete Bernds Adjutant atemlos.
Bernd versuchte, sich eine Vorstellung von der Gesamtlage zu machen. Aber seine Gedanken kreisten zu rasch. Daher nahm er als Hilfsmittel einen Stadtplan zur Hand, der ihm bei den Vergeltungsschlägen, die er in den vergangenen Tagen durchgeführt hatte, gute Dienste geleistet hatte. Die Lage im Westen: Unsere Truppen in der Alten Unterstadt und im Grenzbereich zur westlichen Unterstadt sind großteils in Gefechten gebunden. Die Lage im Norden: Alle drei Täler des Tafelberges sind in der Hand der Einheimischen. Die Lage im Süden: In den Außenbezirken hat uns nie viel mehr gehört als die Kastelle. Wenn dort noch kein Aufstand losgebrochen ist, ist es sicher bald so weit. Die Lage im Osten: Der Handelshafen wird von See aus angegriffen. Keine Ahnung von wem oder mit welchen Kräften. Die Lage hier in der östlichen Unterstadt: Es sind Einheiten von Aufständischen unterwegs, die sich stark genug fühlen, die Garnisonen direkt anzugreifen.
Bernd war sich nun im Klaren, was für eine Katastrophe sich hier anbahnte. Was sollte er tun? In den Handelshafen stürmen, um zu sehen, ob er dort eine Wende herbeiführen konnte? Wenn die gegnerischen Kräfte dort stark waren, konnte dieser Plan allzu leicht sein Ende bedeuten. Meldung in der Alten Unterstadt machen, wo jetzt die ranghöchsten Offiziere kämpften? Das hatte einiges für sich. Dort musste es noch entbehrliche Truppen geben. Aber was, wenn der Aufstand inzwischen die ganze Bevölkerung erfasste? Vielleicht würde man ihm sogar Befehlen eine Rückeroberung der Minenstadt zu versuchen, um das Oberkommando zu befreien. Wer weiß, welche unsinnigen Ideen einem überforderten Vorgesetzten in so einer Situation kommen mochten? Nein. Alles Mist!
„Männer! Frauen! Wie es aussieht ist die Lage zu unübersichtlich, als dass wir direkt etwas unternehmen könnten! Wir werden uns zügig in eines der wenigen Viertel zurückziehen, von dem wir annehmen können, dass es noch sicher in unserer Hand ist. Dort sammeln wir uns und schlagen erneut zu!“, rief er seinen Leuten zu. Dann gab er noch rasch Anweisung, einen Melder in die Alte Unterstadt zu schicken und peilte einen Kurs an, der mehr oder weniger direkt zum Fischerhafen führen sollte.
Vielleicht können wir uns da tatsächlich neu formieren. Ansonsten kapern wir ein hochseetaugliches Fischerboot und flüchten nach Süden. Da gibt es an der Küste versteckte Orte, wo wir untertauchen können. Oder besser, wir überfallen ein Dörfchen und lassen uns versorgen ….
*
„Das ist eine Alarmglocke“, stellte Alf fest.
Sie mussten alle wissen, was das bedeutete. Der frühe Alarm würde den Invasoren Gelegenheit geben, sich für einen Angriff bereitzumachen.
„Formation auflösen! Jeder so schnell wie er kann!“, befahl Alfred daher.
Der ganze Plan steht und fällt damit, dass die meisten Schiffe noch hilflos am Kai liegen, wenn wir eintreffen. Können sie auslaufen, oder sich im Hafen optimal formieren, sind sie, was die Feuerkraft anbetrifft, in der Übermacht.
„Hoffen wir, dass viele der Besatzungen dort Landgang haben und nicht von jetzt auf gleich zu mobilisieren sind“, fügte Alf hinzu, da ihm klar war, dass Lena seinen Gedanken geteilt haben musste und entsprechend besorgt sein dürfte.
Als Antwort ergriff Lena still seine Hand.
Die ersten schnellen Flachschiffe näherten sich bereits der Hafeneinfahrt an. Alfred und Lena hatten sich für diese Schlacht auf einem der großen schweren Frachtschiffe positioniert, dass damit nicht mithalten konnte. Doch nun konnten sie auch Schiffe in der Hafeneinfahrt ausmachen. Vier, nein fünf. Genug, unsere Vorhut vor dem Hafen abzufangen oder um die Hafeneinfahrt zu blockieren, stellte Alf nach einem Blick durch das Fernglas fest.
Warum, verdammt noch mal, schießen unsere Verbündeten oben in der Festung nicht auf diese Schiffe?
Panik erfasste Alfred. Wenn es in der Stadt nicht gelungen war, die Stellungen oberhalb der Minenstadt zu besetzen, war
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