Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
herein, auf dem eine Wasserkaraffe, eine Kanne eines Heißgetränkes sowie irdene Becher und Tassen bereitstanden. „Wir haben gerade Rotwurz aufgebrüht, wenn Ihr damit erst einmal vorliebnehmen wollt? Prächtig. Ich sehe, dass ihr einen Arzt benötigt und werde gleich einen Boten in die Stadt schicken. Womit kann die Gilde Euch noch zu Diensten sein?“
„Ich vermochte meinen Plan, im Seenland Gewächse sammeln zu gehen nicht umzusetzen. Da ich an einem gebrochenen Arm leide, muss ich eine Weile pausieren. In ein paar Tagesläufen kannst du mich in die Auftragsrollen setzen. Es gibt immer ein paar Kaufleute, die einen Waldläufer zum Vorzugspreis als Begleitung nicht verschmähen, auch wenn sie dadurch nur einen Einarmigen bekommen. Du weißt, dass ich Geld brauche, Caraldor. Hier ist mein Journal. Ich fürchte, für die Kopisten gibt es da noch nicht viel zu tun, ich war ja nicht lange anderwärts. Es gibt aber noch manchen Nachtrag zu machen“, erklärte CAveedo.
Barwarin meldete sich daraufhin zu Wort: „Danke für die freundliche Aufnahme, Caraldor. Ich hätte da einen ganzen Sack voll Anliegen an die Gilde: Zunächst einmal war ich derjenige, der CAveedos Arm gebrochen hat. Also werde ich für seine Behandlung aufkommen und ihm eine angemessene Entschädigung zahlen. Verena ist noch kein Gildenmitglied. Daher muss ich ihre Arztkosten übernehmen. Ich habe hier ein kleines Päckchen, das hauptsächlich seltene Gewürze enthält. Bitte verkauft es für mich über die Gilde. Und hier habt ihr mein Journal. Ich muss eine große Menge Ausrüstung, sogar Bücher erwerben und H´Verena möchte ich die Gildenmitgliedschaft schenken. Sie ist bereits eine Waldläuferkönigin aus eigenem Recht und sollte daher nicht gildenlos bleiben. Was ich also als Erstes brauche, ist eine große Menge Geld.“
„Natürlich H´Barwarin. Ich werde sehen, wieviel Ihr unserem Gildenhaus überschrieben habt und welche Kredite wir kurzfristig zulasten Eurer Konten in anderen Gildenniederlassungen gewähren können. Ich bitte Euch und auch Euch, H´Verena, um Eure Fingerabdrücke, damit wir die Papiere fertigmachen können. Sofern Ihr inzwischen noch irgendetwas benötigt, wendet Euch am besten an CAveedo, er kennt sich hier bestens aus.“
„Barwarin, kannst du mir erklären, was der Mann mit den ganzen Geldangelegenheiten gemeint hat?“, fragte Verena, nachdem sie folgsam ihren Daumen auf einen Gildenaufnahmeantrag gepresst hatte.
„Wir Waldläufer können kaum unser Vermögen mit uns durch die Wälder schleppen. Aber wo auch immer wir hinkommen, kann es geschehen, dass wir viel Geld brauchen. Da kommt die Gilde ins Spiel. Sie tätigt Geschäfte für uns, bietet uns eine Unterkunft und medizinische Versorgung und führt unsere Konten. Wenn ich in einem Gildenhaus Geld gelassen habe, kann ich die Gilde beauftragen, einen Teil davon an eine andere Niederlassung zu schicken. Ob die Gilde tatsächlich Geld schickt oder ein Papier auf dem steht, dass mir das Geld an dem anderen Ort zur Verfügung steht, ist deren Angelegenheit. Um überall zurechtzukommen, habe ich allerorten, wo es Gildenhäuser gibt, eine gewisse Summe hinterlegen lassen. Brauche ich mehr, kann ich es aus anderen Häusern anfordern. Es dauert lange, bis diese Gelder angewiesen werden können. Soweit das Gildenhaus hier über meine Verhältnisse in anderen Orten informiert ist, wird es mir Vorauszahlungen als Kredit gewähren. Das Ganze wird dadurch etwas komplizierter, dass ich nicht nur feste Konten, sondern auch Gildenbeteiligungen habe. Deren Wert kann sich natürlich ändern, im Idealfall steigen, weil die Gilde mit diesen Geldern allerlei Geschäfte macht.“
„Dann willst du jetzt deine Ersparnisse plündern?“, wollte Verena bang wissen.
„Plündern? Nein, nur mein Konto hier werde ich leerräumen und einige andere etwas belasten. Es wird eine ganze Weile dauern, bis deine Verbrennungen abgeheilt sind, und auch meine Beine könnten mir noch Probleme bereiten. Wir müssen also länger hierbleiben. Da können wir genauso gut zusehen, dass wir die Zeit richtig nutzen. Das kostet Geld. Es ist nicht wichtig. Ich habe genug davon.“ Tatsächlich wirkte Barwarin auf Verena recht gleichgültig angesichts der hohen zu erwartenden Ausgaben.
Sie saßen eine Weile still da und tranken Rotwurz. CAveedo lobte begeistert das vielschichtige Aroma dieses Getränkes und Barwarin machte eine Bemerkung darüber, dass ihm persönlich die billigere Grauwurz lieber sei.
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