Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Reichtum verlieren, nur weil wir vielleicht etwas zu gierig waren? Von wegen! Alle Anderen können gerne krepieren oder hungern, unsere Bevölkerung ist doch dazu da, uns unser gutes Leben zu ermöglichen, und außerdem: Da gibt es noch die Waldläufergilde, die hat auch Wohlstand. Und warum fahren auf diesem Meer eigentlich überall Schiffe umher, die reichen Handel treiben? Das können sie alles nur von uns geklaut haben! Erst die Städte in die all die Schiffe fahren: Wenn es denen besser ergeht als uns, kann das ja nur auf unsere Kosten sein. Na ja. Eigentlich glauben wir das selbst nicht, aber wenn man das unseren Untertanen erzählt und ihnen mit genügend Soldaten droht, kuschen sie wenigstens ….“
Kurz: Diese ´sterbende Stadt´ schlug im Todeskampf wild um sich, und das bekam die ganze Region zu spüren.
Verena wusste also darüber bescheid. Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind nun wieder im Bilde.
Da hier aber keine Politiker, sondern Waldläufer am Tisch saßen, drehte sich das Gespräch bald wieder um reine Waldläuferdinge: ungewöhnliche Pflanzen, die besonderen Verwendungsmöglichkeiten von Zwanzigblattsamen [50] und natürlich den Dauerbrenner: ´Wie könnte im Dschungel das unmögliche, nämlich eine genießbare Aufbereitung von Grauwurz gelingen?´ Zwischendurch tauschte man sich darüber aus, welche regional und überregional bekannten Waldläufer mutmaßlich vom Dschungel geholt worden waren. Verena wurde anstandslos als Waldläuferkollegin akzeptiert, obwohl sie wenig zu den Gesprächen beitragen konnte. Mehr noch: Sie wurde sogar besonders geachtet, da sie schon als Anfängerin bereit war, sich Barwarins Stil anzueignen. Auch der Tapunschädeltalisman wurde bemerkt und die von Barwarin vorgetragene Geschichte dahinter steigerte ihre Reputation weiter.
Schließlich und endlich ließen sich Verena und Barwarin von CAveedo ihre Zimmer zeigen. Kurz darauf kam eine kleine Gruppe Ärzte in der Gilde an und kümmerte sich um die Verletzten. Eine resolute, junge Medizinerin namens Vocinissa verhörte erst Barwarin streng zu seinen bisherigen Behandlungsversuchen. Sie schüttelte dabei mehrfach missbilligend den Kopf. Dann erst scheuchte sie ihn aus Verenas Zimmer und wandte sich ihrer Patientin zu. Nach einer ausführlichen Anamnese und einer äußerlichen Untersuchung erklärte sie:
„Ich möchte, dass du das richtig verstehst. Dein Freund Barwarin hat dir mit dem, was er getan hat, das Leben gerettet. Aber ich kann diese radikale Weise, mit der viele Waldläufer ihre Medizin betreiben nicht gutheißen. Zu viele Behandlungen dieser Art würden dich umbringen und schon ein klein wenig Pech bei deiner kruden Schmerzmedikation hätte gereicht und du wärest jetzt tot oder gelähmt. Bisher hast du ungeheuer viel Glück gehabt. Wir können diese starke Medikation nicht so lange aufrechterhalten, wie es dauert, dass deine Haut verheilt ist. Wir werden das Gift, das dein Freund verwendet hat, sofort absetzen müssen. Da er dich schon früher damit malträtiert hat, wirst du diesmal auch nicht ohne Entzugserscheinungen davonkommen.
Natürlich lasse ich dich nicht ganz ohne etwas, das dir hilft. Trotzdem musst du in den nächsten Tagen mit starken Schmerzen und danach mit unerträglichem Juckreiz durch den Sonnenbrand rechnen. Dazu wird dir vom Entzug die meiste Zeit übel sein und du kriegst höchstwahrscheinlich immer wieder Muskelkrämpfe. Du bist eine starke Frau und wirst es überstehen. Wenn du dich irgendwie ablenken lassen kannst, nutze jede Gelegenheit. Lies etwas oder lass dir von Sarwarin vorlesen. Wenn dir danach ist, richtig laut zu schreien, tu das ruhig. So was befreit. Sobald ich das genehmige, kannst du auch die Bäder aufsuchen und wenn du soweit wieder hergestellt bist, dass der Juckreiz dein Hauptproblem ist, geh ruhig Mal in die Stadt. Aber kein Kratzen und kein bisschen Sonne! Hast du soweit alles verstanden?“
Verena hatte mit wechselnden Gefühlen den Ausführungen der Ärztin gelauscht. Ganz wollte sie sich aber nicht in ihr Schicksal ergeben. „Hm. Ja. Ich kann nicht sagen, dass mir das gefällt, aber so ist halt das Leben. Wie steht es mit einem bisschen Sport? Ich hasse es, krank und schwach zu werden, und hatte neulich erst ein Fieber.“
„Soweit du es dir selbst zumuten kannst, ist ein wenig Bewegung nur förderlich. Viel Spaß wirst du aber nicht daran haben. Tu allerdings nichts, wobei die verbrannte Haut stark angespannt oder gescheuert wird. Sei
Weitere Kostenlose Bücher