Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
akzeptieren konnte, was geschah.
Zwei knisternde Blitze gingen von seiner Brust in Richtung Himmel und verbanden sich mit dem Mond und Fenris. Der Verstand, der Körper und die Macht. Drei Aspekte einer einzigen Wesenheit, die zu lange geteilt gewesen war.
Das Anwesen befreite sich von allen Zwängen und wuchs wie ein grüner Schatten über die Stadt. Von hier aus würde es die Welt wie ein alles überziehender Organismus verschlingen, der sich selbst neu in den Stoff des Universums einschreiben wollte. Die Menschheit hätte in kollektivem Entsetzen aufgeschrien, wenn nicht alle innerhalb von tausend Meilen in Mooshäufchen verwandelt worden wären.
Die Kultanhänger warfen ihre Umhänge ab. Die haarigen vierarmigen Wölfe heulten und tanzten in unbekümmerter Hingabe, als ihr Gott seinen Aufstieg begann. Bis auf das Tier, das Sharon gewesen war. Sie stand vor Calvin, senkte den Kopf und winselte.
Er spürte das letzte Aufbäumen des Universums, als Fenris seine Tentakel um den Mond schlang. Und in einem einzigen Augenblick würde alles vorbei sein.
»Lebe wohl, Sharon.«
Der Augenblick kam nicht.
Vorm rannte in den Mondgott hinein und stieß ihn von seinem Ziel fort. Fenris kreischte auf, und Calvin fiel zur Erde zurück. Falsche Haut legte sich um ihn. Erstickende, scheußliche, erdrückende Haut.
Er erbrach gelben Schleim auf den Steinboden. Zurück in menschliche Gestalt gepfercht zu werden, selbst wenn es nur die Illusion einer solchen sein mochte, war unangenehm. Es war wie enge Schuhe, an die er sich gewöhnt hatte, und jetzt, da er sie ausgezogen hatte, wollte er sie nicht wieder anziehen.
Der Kult fiel erneut in seine halbwegs menschlichen Gestalten zurück. Calvin verwendete die zerfetzten Überreste einer weggeworfenen Robe, um Sharons nackten Körper zu bedecken.
Greg sagte: »Was ist hier los, verdammt?«
Am Nachthimmel kämpfte Fenris mit kaum weniger schrecklichen Wesenheiten um die Zukunft des Mondes und damit des Universums.
Pogo sprang aus den Büschen und landete vor Calvins Thron. Der Hund wurde schwarz und rauchte, als die außerirdische Magie auf seiner Haut zischte. Calvin erkannte ein höheres Mit-Wesen, wenn er eines sah.
Gequält schnappte der Hund nach Luft, wandte sich an den Kult und knurrte. Dann brach er durch die geschlossene Eingangstür, rannte ins Haus, die Treppe hinauf und fand Diana auf dem Bett.
Pogo senkte den Kopf und heulte traurig auf. Das Dach explodierte. Der seltsame Nebel, der Diana durcheinanderbrachte, verzog sich. Sie setzte sich auf und schüttelte ihren Kopf, bis sie etwas klarer wurde. Alles tat ihr weh, die Kopfschmerzen waren zwar höllisch, aber sie konnte wieder denken. Sie konnte sich bewegen. Solange Pogo nahe genug war und seine eigene merkwürdige Aura über sie warf, funktionierte sie.
Sie zwang sich aufzustehen, schleppte sich mit schweren Schritten nach unten in den Alkoven, wo der Kult stand. Sie starrten diese Ungläubige in ihrer Mitte erschrocken an, während ihr Herr über ihnen mit den monströsen Thronräubern kämpfte.
Diana räusperte sich.
»Wir müssen reden.«
NEUNUNDZWANZIG
Fenris, das große Grauen mit den Tentakeln, schlug zu. Ein Peitschen seiner Ranken schlug Vorm weg und radierte ein Dutzend Smorgaz-Klone aus.
Vorm wehrte sich. Seine zahllosen Münder bissen in Fenris’ instabile Gestalt. Grell orangefarbene und blaue Galle spritzte aus den Wunden. Zaps Blitze rissen versengte Stücke aus dem Mondgott. Die Wolke von Smorgaz-Klonen häufte sich auf und begrub alles unter einem wimmelnden lila Haufen.
»Was soll das?«, fragte Greg, obwohl ihm das Sprechen mit diesen Reißzähnen, die aus seinen Kiefern ragten, nicht leicht fiel. »Du störst!«
Diana ignorierte ihn und die verwirrten, verzerrten halben Scheußlichkeiten der Kultmitglieder um sie herum.
»Das kannst du nicht machen«, sagte sie zu Calvin. »Es ist nicht richtig.«
»Du verstehst das nicht«, erwiderte er.
»Ich verstehe es durchaus. Ehrlich, aber …«
»Sei still!«, knurrte Greg. »Du hast kein Recht, mit ihm zu sprechen. Unser Herr spricht nur mit dem Raubtier, nicht mit der Beute.«
»Halt die Klappe, Greg! Wenn er mein Universum zerstören will, denke ich, sollte auch jemand von der benachteiligten Seite etwas dazu sagen.«
Die Kultmitglieder umringten Diana. Die Klappen um Pogos Saugnapfmaul wackelten, als er knurrte. Er war ein ebenso unaufhaltsames und unbegreifliches Wesen wie Fenris, doch der Großteil seiner Macht hielt Diana in
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