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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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verbringen, und Sie verderben ihn.«
    Die unhöfliche Bestie brüllte, schüttelte den Kopf und verspritzte dabei reichlich Spucke im ganzen Raum.
    »Wie du willst.«
    Calvin hob die Hand und schlug den Büffel auf die Nase. Es donnerte. Das Monster fiel auf ein Knie. Calvin packte es am Ohr und riss es wieder auf die Füße. Der Büffel kreischte und brüllte, aber Calvin zog ihn hilflos in Richtung Tür.
    »Und spuck’s aus!«, sagte er.
    Der Büffel spuckte die Platzanweiserin aus – am Stück und unverletzt, wenn auch schleimbedeckt.
    »Danke«, sagte sie.
    »Keine Ursache.«
    Calvin schleuderte das Biest zur Tür hinaus. Er half der Platzanweiserin auf, dann wandte er sich an die Gottesanbeterinnen.
    »Ihr solltet jetzt besser gehen.«
    Sie huschten zur Tür hinaus. Eine versuchte noch, den Kellner als Snack mitzunehmen, aber ein Wort von Calvin änderte ihre Meinung.
    »Und kommt erst wieder, wenn ihr bereit seid, euch zu benehmen!«, rief Calvin, bevor er an seinen Tisch zurückkehrte.
    »Danke«, sagte Sharon.
    »Kein Problem.« Er wischte ihr mit seiner Serviette einen Fleck leuchtenden Büffelgeifer vom Kinn. »Ich weiß doch, wie sehr du dieses Restaurant liebst.«
    Sie lächelten sich an.
    Ihr Essen ging aufs Haus.

FÜNF

    Diana verkaufte Mäntel. Oder, um ehrlich zu sein: Sie stand in der Mantelabteilung eines Kaufhauses herum und wartete, dass Leute vorbeikamen und Mäntel aussuchten. Mäntel kaufen war eine dieser Einkaufserfahrungen, bei denen eine Verkäuferin ungefähr demselben Zweck diente wie eine Schaufensterpuppe. Nur dass sie, statt den Mantel zu tragen, den Leuten sagte, wie gut sie in ihrer potenziellen neuen Garderobe aussahen.
    Sie log nicht. Wenn jemand in einem Mantel wirklich furchtbar aussah, sagte sie ihm das normalerweise auch (auf sanfte, weiche Verkaufstechnikart). Aber es war ziemlich schwer, in einem Mantel schlecht auszusehen, und es war wirklich nicht schwierig, einen auszusuchen, der einem gefiel und gut am eigenen Körpertyp aussah. Ein Augenkrebs verursachendes, potthässliches Teil in Rot und Orange hatte allerdings schon lange vor ihrer Zeit in der Mantelabteilung gehangen und würde vermutlich immer noch dort warten, wenn sie wieder weg war.
    Als Job war es gar nicht so übel. Sie hatte schon schlimmere gehabt. Auch bessere. Sie hatte nicht vor, dort Karriere zu machen, aber für den Moment konnte sie damit ihre Rechnungen bezahlen. Das einzig Schlechte daran war, dass es dröge werden konnte, und wenn sie in der falschen Stimmung war, konnte eine einzige Schicht gefühlte dreißig oder vierzig Stunden dauern.
    Heute würde einer dieser Tage werden, hatte sie das Gefühl.
    Nachdem sie vier Tage in ihrem Apartment eingesperrt gewesen war, hatte sie keine Lust, sich in einen größeren Raum einsperren zu lassen. Krankmelden wollte sie sich allerdings auch nicht, denn das hätte unvermeidlich zu Fragen geführt. Wo war sie gewesen? Warum hatte sie nicht angerufen? Und so weiter.
    Dann wäre es fast einfacher gewesen, zur Arbeit zu gehen und so zu tun, als hätte sie gar nicht erst gefehlt. Das Problem war nur: Selbst wenn sie bereit war, das zu tun, war es sonst sicherlich keiner. Es würde trotzdem zu denselben Fragen führen: Warum folgt Ihnen ein haariges grünes Monster?
    O, das ist mir nur auf der Schwelle zwischen zwei Realitäten zugelaufen , würde sie antworten. Darf ich Ihnen einen bestimmten Mantel zeigen?
    Wahrscheinlich konnte sie auch einfach blaumachen und nicht anrufen, aber das war nicht ihre Art. Es widerstrebte ihrem Charakter, vier Tage hintereinander bei der Arbeit zu fehlen, ohne jemandem Bescheid zu sagen.
    Ein rascher Blick auf den Wecker bestätigte ihr, dass sie noch zwei Minuten hatte, bis sie aufstehen und sich fertig machen musste. Sie lag im Bett herum und wünschte, es gäbe einen Weg, nicht zu fehlen und nicht anzurufen und das ganze Theater zu vermeiden, das auf jedem der möglichen Wege auf sie wartete.
    Im Nebenzimmer klingelte das Telefon. Sie brauchte eine Weile, um ranzugehen, denn sie musste erst die Kommode vor ihrer Tür wegschieben. Die Tür hatte kein Schloss, und sie traute Vorm nicht, dass er seinen Appetit unter Kontrolle behielt, wenn sie schlief. Bis sie die Kommode aus dem Weg geräumt hatte, war er schon ans Telefon gegangen.
    »Hallo. Ja, ja. Ach, wirklich?« Er hörte zu, machte gelegentliche Ich-höre-zu -Geräusche, um das sowohl ihr als auch der Person am anderen Ende der Leitung zu bestätigen. »Okay. Ich richte es

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