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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Vorhut.«
    »Für den Mondmann?«
    »Bestimmt. Außerdem haben alle Raben die gelben Augen. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«
    »Stimmt.«
    In den folgenden Sekunden schwiegen wir. Jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Maxine senkte zudem den Kopf. Angst zeigte sie nicht. Sie wusste, dass es in Situationen wie dieser darauf ankam, die Nerven zu bewahren. Es brachte nichts, wenn wir in Hektik verfielen und möglicherweise noch etwas Falsches taten.
    »Dann müssen wir damit rechnen, dass der Mondmann bald hier erscheinen wird.«
    Ich nickte Maxine zu. »Das denke ich auch.«
    »Und Carlotta?«
    Ich wusste, dass sie danach fragen würde, aber ich konnte ihr dazu nichts sagen. Keiner von uns wusste, wo sie sich aufhielt und was sie erlebt hatte. Wobei wir natürlich hofften, dass es ihr gelungen war, sich einer Gefahr zu entziehen.
    »Wir sollten die Hoffnung nicht völlig verlieren, Max. Immerhin hat man unsere Spur gefunden, was das Erscheinen der Vögel angeht. Sie wissen, wo wir uns aufhalten, und ich denke, dass es auch bei Carlotta der Fall ist.«
    »Du hast Nerven.« Carlotta schaute mich an und schüttelte den Kopf.
    »Warte es ab.«
    Die Tierärztin überlegte. Währenddessen schaute sie an der Hauswand hoch.
    Auf dem Dach tat sich nichts. Da bewegte sich kein Vogel. Sie schienen auf etwas zu warten. Wahrscheinlich mussten sie erst neue Befehle bekommen, um handeln zu können.
    »Ich halte hier die Stellung, Max. Geh du wieder zu deinem Schützling. Er braucht Trost.«
    »Du willst mich ja nur weghaben.«
    »Bitte, geh.«
    Sie sah mich nachdenklich an, nickte und ging davon. »Soll ich die Tür offen lassen?«, fragte sie noch.
    »Nein. Nur wenn ich ins Haus flüchten muss, kannst du sie für mich öffnen.«
    »Schöne Aussichten sind das.«
    Maxine ließ mich allein. Wir waren beide nervös. Dabei ging es uns nicht in erster Linie um den Mondmann und seine gefiederten Helfer, sondern um Carlotta. Wenn ihr etwas passierte, würden wir uns das ein Leben lang vorwerfen.
    Die Tierärztin verschwand wieder im Haus. Dort blieb sie in der Nähe der erleuchteten Fenster, denn ich konnte ihren Umriss sehen. Sie patrouillierte dort auf und ab.
    Mein Gefühl sagte mir, dass ich nicht mehr lange hier im Garten warten musste. Die Vorhut war bereits eingetroffen, und andere würden folgen. Ich überlegte, ob ich wieder den Beobachtungsort wechseln sollte, denn nahe der Garage war mein Blick auf das Dach besser. Zu einer Lösung kam ich nicht, denn es passierte etwas.
    Schon zwangsläufig schaute ich öfter gegen den Himmel als gewöhnlich. Die dunkle Fläche hatte sich nicht verändert. Nach wie vor funkelte das Heer der Sterne, und im Zentrum stand die kalte Sichel des Mondes.
    Unter dem Himmel bewegte sich etwas. In der Dunkelheit war es nur schwer auszumachen. An einen Irrtum glaubte ich nicht. Ich musste nur die Geduld aufbringen und etwas warten.
    Ja, sie kam.
    Sie und keine Vögel. Es war eine größere Gestalt, die sich da durch die Nacht bewegte, sich dem Erdboden entgegensenkte, sodass ich sie besser sehen konnte.
    Der Schlag der Flügel, dieses sanfte Wehen, es war einfach so bekannt. Mein Herz klopfte schneller. Ich steckte voll innerlicher Freude und dachte auch nicht mehr an die Raben, die auf dem Hausdach hockten und warteten.
    Mit schnellen Schritten lief ich der Mitte des Rasens entgegen, denn dort würde Carlotta landen. Bevor sie noch den Boden berührte, winkte sie mir sogar zu, ich winkte zurück, und dann streckte sie ihre Beine aus und berührte den Boden, auf dem sie einige Schritte lief, bevor sie stehen blieb.
    Sie sah nicht aus wie sonst. Auf ihrem Rücken klammerte sich eine Frau fest, die völlig erschöpft war und beinahe zu Boden gefallen wäre. Ich war schneller und fing sie auf.
    »Das ist Melody Marwood«, erklärte Carlotta, die ein paar Schritte zur Seite ging, sich dann in die Hocke drückte und die Hände vor ihr Gesicht schlug. Es war leicht vorstellbar wie erschöpft sie war, doch im Moment war die zitternde blonde Frau in meinen Armen wichtiger. Sie hatten eine weite Strecke hinter sich gebracht. Ich merkte es auch daran, wie kalt ihre Haut war.
    Im Hintergrund wurde die Haustür aufgestoßen. Mit langen Schritten rannte Maxine Wells auf uns zu. Sie rief dabei den Namen ihres Schützlings und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Wenn sie geweint hätte, dann vor Erleichterung, denn es war alles okay. Melody Marwood lebte, ihr Mann würde aufatmen können.

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