Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
war fast nur ein Flüs­tern.
    »Wäre es möglich, dass diese Rose Gallway das komponiert hat? Oder eher diese Helen Carter …«
    Sekundenlang sagte Thornton nichts, doch seine Augen sogen eine Note nach der anderen auf, ähnlich, wie Ellen das getan hatte. Wahrscheinlich hatte er die Melodie jetzt im Ohr.
    »Wenn diese Komposition wirklich von einer der beiden Frauen stammt, wäre das eine Sensation«, begann er schließlich und sah dann wieder von dem Notenblatt auf.
    »Das Stück klingt ziemlich exotisch, und wenn Sie sagen, dass Rose Gallway aus Sumatra stammte …«
    »Sie haben es also schon gehört?«
    »Meine Freundin hat es auf der Rosengeige gespielt.«
    Thornton atmete tief durch. »Das würde ich auch zu gern mal tun …« Er überlegte kurz, dann sagte er: »Wie wäre es mit einem Deal, Miss Kaiser?«
    »Einem Deal?«
    »Ja. Ich helfe Ihnen bei der Spurensuche, und Sie erlauben mir, einmal Ihre Geige zu spielen.«
    Lilly zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Aber Sie haben einen vollen Terminkalender und …«
    »… und das Interesse, etwas über unsere ehemaligen Absolventinnen herauszufinden«, vervollständigte er ihren Satz. »Sowohl bei Rose Gallway als auch bei Helen Carter gibt es frappierende Lücken in den Biografien. Und dann diese Komposition. Bisher war uns nicht bekannt, dass eine dieser Frauen auch Musikstücke geschrieben hat. Die Fachwelt würde über diese Erkenntnis sicher sehr erfreut sein. Und ich hätte dazu beigetragen, das Rätsel zu lüften.«
    »Meinen Sie denn, dass das möglich ist?«
    »Wenn wir nur eine Weile in der Geschichte herumbohren, werden wir sicher etwas finden.«
    »In Ordnung, Mr Thornton, wenn es Ihnen keine allzu großen Mühen macht«, entgegnete Lilly, worauf der neue Partner sie breit anlächelte und ihr die Hand reichte.
    »Nennen Sie mich Gabriel.«
    »Nur, wenn Sie Lilly zu mir sagen.«
    »Ich denke, das bekomme ich hin. Und ich versichere Ihnen, es ist mir eine große Freude, an diesem Projekt mitzuwirken. Wir werden nicht lockerlassen, bis wir wissen, wie die Geige den Weg zu Ihnen gefunden hat. Und wer von den beiden Frauen dieses Stück komponiert hat. – Ach ja, darf ich mir von dem Notenblatt eine Kopie ziehen?«
    Lilly nickte lächelnd und fragte sich, wie das Stück sich anhören würde, wenn er es spielte.
    Es wurde ein langer Abend. Da Dean unterwegs war, hatten Ellen und Lilly allein mit den Kindern zu Abend gegessen und gönnten sich nun noch einen französischen Rotwein, den Ellen von einer Reise nach Paris mitgebracht hatte.
    Während die Wärme aus dem Kamin sie umfing und der Rotwein ihre Glieder mit wohliger Ruhe erfüllte, berichtete Lilly haarklein über alles, was Gabriel ihr erzählt und an­geboten hatte. Noch immer kam ihr die ganze Situation unwirklich vor, aber mittlerweile legte sie sich im Geiste einen Plan zurecht, dessen Stationen sie nacheinander abarbeiten konnte.
    »Du hast dich richtig entschieden, seine Hilfe anzunehmen«, sagte Ellen, während sie gedankenverloren in ihr Weinglas schaute. »Wenn einer herausfinden kann, wer den ›Mondscheingarten‹ komponiert hat, dann Thornton. Allerdings klingt alles nach ziemlich mangelhafter Aktenlage.«
    »Irgendwo gibt es sicher Hinweise«, entgegnete Lilly.
    »Ja, und möglicherweise hatte diese Rose auch Nachfahren. Vielleicht bist du ja eine davon?«
    Lilly schüttelte den Kopf. »Nein, das ganz sicher nicht. Sieh mich doch an, rothaarig und sommersprossig, wie ich bin. Diese Rose hatte rabenschwarzes Haar und milchweiße Haut. Und ich habe nicht mal ansatzweise musikalisches Talent. Eher wärst du eine Nachkommin einer der beiden. Du hast dunkles Haar und kannst Geige spielen.«
    »Unsinn«, entgegnete Ellen trocken. »Der alte Mann kam zu dir und nicht zu mir, also ist das wohl eine Sache deiner Familie.«
    »Oder es hat etwas mit Peter zu tun.« Lilly sah, wie Ellen sie beklommen ansah. »Wäre doch möglich, oder? Der ältere Herr hat eigentlich ihn gesucht, erfahren, dass er tot ist, und ist dann zu mir gekommen. Ich war seine Frau und damit …«
    Lilly spürte, wie sich etwas um ihre Brust legte, das sich wie eine Fessel anfühlte. Auf einmal fragte sie sich, wie gut sie ihren Mann eigentlich gekannt hatte. Lag das Geheimnis nicht in ihrer, sondern in seiner Familie?
    »Hast du Sunny eigentlich schon erreicht?«, fragte Ellen, als wollte sie von Peter ablenken. Sie trank den Wein aus, behielt das Glas dann aber noch in der Hand, als wollte sie aus den Spuren darin

Weitere Kostenlose Bücher