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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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etwas herauslesen.
    Auf der Fahrt nach Hause hatte Lilly ihr von ihrem Plan mit der Überwachungskamera erzählt.
    »Nein, bisher nicht, ich fürchte, das wird erst morgen was. Aber wenn es ihr gelingt, den Film zu überspielen und die passende Stelle zu finden, kann ich ihn meiner Mutter zeigen. Vielleicht erinnert sie sich an den Mann. Und wenn sie ihn nicht kennt …«
    Lilly fiel ein, dass sie mittlerweile seit gut zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Schwiegereltern gehabt hatte, und das, obwohl ihr Verhältnis doch gut war.
    Wahrscheinlich war es nicht gut genug, um weiterzumachen, obwohl Peter nicht mehr lebte.
    »Dann blieben dir nur noch Per und Anke.« Ellen hatte nicht nur ihren Gedanken erraten, sie erinnerte sich offenbar auch immer noch an die beiden.
    Lilly nickte. »Ja, Per und Anke. Wer weiß, was sie dazu sagen werden, wenn ich einfach vor ihrer Tür aufkreuze und ihnen dann diese Geschichte erzähle.«
    »Sie mochten dich, Lilly, das weißt du. Wahrscheinlich mögen sie dich immer noch. Und sie werden verstehen, dass du nicht ständig zum Sonntagskaffee kommen konntest. Peters Leben war zu Ende, aber nicht deins.«
    »Ja, und was meinst du, wie oft ich mir gewünscht habe, dass es andersherum wäre.« Lilly stieß einen tiefen Seufzer aus, dann schwiegen die beiden wieder für ein paar Minuten.
    »Hat Thornton verlauten lassen, was er jetzt tun will? Ihr habt doch Telefonnummern und Mailadressen ausgetauscht, oder?«, begann Ellen schließlich wieder.
    Lilly nickte. »Ja, haben wir, aber es wird sicher eine Weile dauern, bis er was gefunden hat. Darf ich deinen Computer zum Checken der Mails benutzen? Hätte ich gewusst, dass sich alles so entwickelt, hätte ich meinen Laptop mitgenommen …«
    »Natürlich, da brauchst du nicht mal zu fragen! Die Tür meines Arbeitszimmers steht dir offen. Jessi und Norma würden ständig vor dem Bildschirm hängen, wenn sie nicht bis nachmittags in der Schule sein müssten.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Das mit Jessi und Norma oder dem Computer?«
    »Computer.«
    »Na klar, was soll der so rumstehen? Arbeite ruhig dran. Schreib alles auf, was du findest. Und vielleicht solltest du Sunny vorwarnen, dass du eventuell noch ein bisschen länger hierbleiben musst. Ich lasse dich jedenfalls nicht weg, bis ich weiß, aus wessen Werkstatt die Geige stammt und wie sie in deine Hände gelangen konnte. Immerhin haben wir jetzt Thornton im Boot. Der Zugang zu seinem Archiv ist wirklich Gold wert.«
    »Warum hast du eigentlich noch nie mit ihm Kontakt aufgenommen?«, fragte Lilly, während ihre Gedanken wieder zu seinem Gesicht mit den dunklen Augen schweiften. Er war wirklich wahnsinnig attraktiv! Dass sie mit ihm weiterhin zu tun haben würde, freute sie einerseits, andererseits machte es sie aber auch nervös. Obwohl sie fürchtete, dass sie nicht seine Kragenweite war.
    »Bisher hat es keine Berührungspunkte zwischen unseren Firmen gegeben. Er forscht nach Notenblättern und Absolventen, ich untersuche Musikinstrumente. Das eine bedingt das andere zwar, aber unsere Ziele sind sehr verschieden. Ich untersuche und restauriere alte Instrumente und bestimme ihren Wert. Der wissenschaftliche Aspekt unserer Tätigkeit ist untergeordnet. Thornton ist jedoch ganz Wissenschaftler, und für den Fall, dass er ein Instrument in die Hände bekommt, das datiert werden muss, hat er seine eigenen Leute.«
    Ellen lächelte ihr zu, dann legte sie den Arm um Lillys Schultern. Wie damals, wenn sie beide auf dem Dachboden saßen. »Es ist schön, dich hier zu haben. Etwas mit dir zusammen zu machen.«
    »Wohin auch immer uns diese Suche führen wird«, entgegnete Lilly ein wenig skeptisch. »Thornton sagte, dass sowohl Rose Gallway als auch Helen Carter eine Verbindung zu Sumatra hatten. Hast du je daran gedacht, dort mal Urlaub zu machen?«
    »Nicht im Traum!«, entgegnete Ellen, und Lilly wusste, dass sie, seit ihr Institut erfolgreich war, nur noch selten verreiste. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich nichts gegen eine Reise.«
    »Und dein Geschäft?«
    »Das ist doch mein Geschäft, oder? Ich setze die Reise einfach als Recherchekosten ab.« Beide sahen sich an und lachten.

9
    Padang 1902
    Wellkom , das Anwesen des Gouverneurs, lag außerhalb von Padang in der Nähe des Barisan-Gebirges. Eingebettet in einen sattgrünen Teppich aus Reisfeldern und Palmenhainen, wirkte das weiße Gebäude wie eine kostbare Perle. Der koloniale Stil der Niederländer unterschied sich ein

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