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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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war das dunkle, gemusterte Kopftuch, das auf eine besondere, beinahe turbanähnliche Weise gebunden wurde. Er verneigte sich vor Paul und Maggie und bedeutete ihnen dann, ihm zu folgen.
    In der Eingangshalle befanden sich schon weitere Gäste. Fetzen von Deutsch, Englisch und Niederländisch schwirrten in dem riesigen, prachtvoll verzierten Raum umher, hin und wieder vernahm Paul auch ein paar französische Worte. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er, wie Maggie die anwesenden Damen musterte. Einige von ihnen waren noch sehr jung und gemessen an ihren Roben ziemlich reich.
    Paul war froh, dass er Maggie zu dem Spaziergang durch die Stadt überredet hatte. Er wusste, wie leicht sie Minderwertigkeitskomplexe bekommen konnte, wenn sie sah, dass eine Frau besser angezogen war als sie selbst.
    Das pfirsichfarbene Seidenkleid, das ihr eine chinesische Schneiderin innerhalb von drei Tagen angefertigt hatte, konnte es mit den anderen Kleidern problemlos aufnehmen. Dementsprechend stolz reckte Maggie den Kopf, als sie einige neidische Blicke trafen.
    Es dauerte nicht lange, bis der Gouverneur auf die Neuankömmlinge aufmerksam wurde.
    Piet van Swieten war ein hochgewachsener Mann mit breitflächigem Gesicht, grauen Strähnen im blonden Haar und einem weißen Spitzbart. Seine Augen leuchteten blau wie der Himmel über dem Hafen von Padang, und sein Lachen dröhnte weithin durch den Raum.
    Mit einladend ausgebreiteten Armen kam er auf Paul und Maggie zu und rief in leicht akzentgefärbtem Englisch: »Meine Lieben! Ich freue mich sehr, euch beide hier begrüßen zu dürfen!«
    »Mijnheer van Swieten, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, antwortete Paul auf Niederländisch. »Darf ich Ihnen meine Frau, Lady Maggie Havenden, vorstellen?«
    »Es ist mir eine große Freude, Mylady.« Der Holländer verneigte sich formvollendet zu einem Handkuss. »Und ich hoffe sehr, dass ich Ihren sicher hohen Ansprüchen an eine kul­turelle Veranstaltung gerecht werden kann. Hier draußen, am Ende der Welt sozusagen, herrschen vollkommen andere Regeln als in Europa, möchte man meinen. Allein schon durch das Fehlen gewisser Selbstverständlichkeiten der Alten Welt ist man gezwungen zu improvisieren.«
    »Haben Sie etwa balinesische Tänzerinnen eingeladen?«
    Van Swieten lachte auf. »Ihr Vater hat Ihnen davon erzählt, nicht wahr? Nein, diesmal dürfen wir uns auf einen anderen Kunstgenuss freuen. Es ist zwar auch eine Tochter dieses Landes, aber eine, die in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt hat, worauf ich sehr stolz bin. Und Sie sollten es auch sein, Paul, denn zur Hälfte ist sie eine Landsmännin von Ihnen.«
    »Ein Mischling?«, platzte es aus Maggie heraus.
    »Wenn Sie es so nennen wollen … Auf jeden Fall sind diese sogenannten Mischlinge eine wichtige Stütze unseres Landes und nicht weniger fleißig und engagiert als jeder andere hier.«
    Paul entging nicht, dass van Swieten ein wenig missgestimmt klang.
    Er wusste nur zu gut, dass die Holländer ein anderes Verhältnis zu Mischehen mit Einheimischen hatten als Engländer. Ihr Ziel war es eher, das Staatswesen am Laufen zu halten und vor allem den Handel. Dazu brauchten sie die Eingeborenen ebenso wie deren Nachkommen auch mit Weißen.
    »Entschuldigen Sie bitte, Maggie meint das nicht böse. In englischen Kolonien sind Ehen zwischen Weißen und Einheimischen eher selten. Und natürlich sollte es auch nicht heißen, dass sie das Können Ihres Gastes in Zweifel zieht.«
    Van Swietens Miene entspannte sich wieder und kehrte zu ihrer gelösten Heiterkeit zurück. »Wenn das so ist, werden Sie voll auf Ihre Kosten kommen. Doch zuvor möchte ich Ihnen meine Frau und meine Tochter vorstellen. Sie brennen darauf, Sie kennenzulernen.«
    Der Gouverneur führte sie unter den neugierigen Blicken der anderen Gäste etwas weiter in den Raum hinein. Seine Gattin, die Paul von einem Foto kannte, befand sich gerade im Gespräch mit einer etwas beleibten älteren Frau. Das Mädchen neben ihr war ihr dermaßen aus dem Gesicht geschnitten, dass es sich zweifelsohne um ihre Tochter handeln musste.
    »Geertruida, meine Liebe, komm und begrüße den Sohn von Horace und seine Gemahlin.«
    Die Ehefrau des Gouverneurs, die gut zehn Jahre jünger war als van Swieten und in ihrem dunkelblauen Kleid eine sehr gute Figur machte, entschuldigte sich kurz bei den anderen Damen und bedeutete dem Mädchen neben sich mitzukommen.
    »Das ist meine Ehefrau, Geertruida, und das meine Tochter Veerle.« Van

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