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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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vergessen.
    »Die Kritiken fielen alle recht gut aus, man war begeistert von dem schüchternen Wunderkind«, berichtete Enrico. »Ich fürchte allerdings, dass wir hier nicht viel Aufschluss über ihr späteres Leben erhalten.«
    »Weiß man denn, ob Rose noch einmal in Italien spielte?«
    »Möglicherweise. Ich bin kein Experte, was Rose Gallway betrifft, aber herausfinden ließe sich da schon was. Allerdings kann ich nicht sagen, wie lange das dauern wird. Sie sind ja eigentlich nur noch morgen richtig hier, also wen auch immer Sie an der Faraday School of Music kennen, Sie sollten ihn anrufen, dann kann ich Ihnen vielleicht besser weiterhelfen.«
    Lilly huschte ein Lächeln über das Gesicht, dann bemerkte sie, dass Ellen sie ebenfalls lächelnd ansah.
    »Das werde ich tun«, versprach sie.
    »Sie können auch gern mein Telefon benutzen, damit Ihnen die Handykosten kein Loch in die Tasche brennen.«
    »Ist das nicht ein bisschen viel?«, fragte Lilly ein wenig unwohl, denn irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich Enrico eine Gegenleistung von ihr erhoffte.
    Doch er winkte ab. »Unsinn! Wir sind einer rätselhaften Frau auf der Spur, da kommt es für mich nicht auf den Euro an!«
    Bevor sie weitermachen konnten, erschien der Wärter und erinnerte sie daran, dass das Museum gleich schließen würde.
    Di Trevi vereinbarte mit der Dame vom Archiv, die gerade Feierabend machen wollte, dass sie am nächsten Tag, obwohl dann Sonntag war, noch einmal herkommen durften, um weitere Zeitungen zu sichten. Anschließend verließen sie den Palazzo Communale .
    Draußen wurden sie mit ohrenbetäubendem Glockengeläut empfangen, das die Tauben aufscheuchte, die sich auf dem Platz niedergelassen hatten. Als das Läuten vorüber war, sagte Enrico: »Wie wäre es, wenn ich euch zum Essen einlade? Dann können wir unsere Geschichte über Rose und Helen ein bisschen weiterspinnen.«
    Dagegen hatten weder Lilly noch Ellen etwas einzuwenden.
    Nach einem guten Abendessen in Enricos Lieblingstrattoria und einem nächtlichen Rundgang durch die Altstadt fühlte sich Lilly angenehm müde. Da di Trevis Palazzo über mehrere Gästezimmer verfügte, hatte sie eines für sich allein – inklusive Kleiderschrank aus dem 17. Jahrhundert, einer reichverzierten Brauttruhe und einem Himmelbett mit schweren Samtvorhängen, die einen leichten Lavendelduft verströmten.
    Wer mochte in früheren Zeiten in diesem Bett gelegen haben?
    Bevor sie sich unter die schweren Decken begab, ging sie noch einmal zum Fenster, von dem aus sie einen guten Blick auf die Altstadt hatte, die jetzt von Straßenlampen beleuchtet wurde. Sie setzte sich in die breite Laibung und beobachtete die wenigen Passanten, die um diese Zeit noch an dem Haus vorüberkamen. Dabei kam ihr wieder Peter in den Sinn. Ihm hätte es hier sicher gefallen.
    Doch schon bald wurde sein Bild überlagert von dem Gesicht Gabriel Thorntons! Meine Güte, dachte Lilly, den hätte ich beinahe vergessen! Sie blickte auf den Wecker neben ­ihrem Bett. War Gabriel um halb elf noch wach? Sollte sie das Telefonat nicht besser auf morgen früh verschieben?
    Nachdem sie kurz mit sich gerungen hatte, griff sie nach ihrem Handy. Dabei fiel ihr wieder ein, dass di Trevi ihr ­an­geboten hatte, von seinem Festnetzanschluss zu telefo­nieren.
    Doch konnte sie das annehmen? Wollte sie unten im Wohnzimmer sitzen und mit Gabriel reden?
    Sie entschied sich dagegen. Obwohl sie höchstwahrscheinlich nicht über Persönliches sprechen würden, wollte sie nicht, dass jemand unabsichtlich mithörte. Noch einmal atmete sie durch, dann rief sie Gabriels Nummer auf. Es knackte im Äther, dann meldete er sich.
    »Thornton.«
    »Gabriel … ich … ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    »Lilly!«
    Klang es entsetzt? Lilly wurde heiß und kalt. Vielleicht hätte ich doch bis morgen warten sollen.
    »Ich weiß, es ist spät«, begann sie. »Ich … ich kann auch morgen anrufen …«
    »Nein, sagen Sie, was los ist, Lilly. Jetzt haben Sie mich ja an der Strippe. Ist irgendwas passiert?« Dass er besorgt klang, verstärkte Lillys schlechtes Gewissen noch.
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Es ist nur … wir haben Bilder von Rose gefunden. In einer Zeitung. Eines zeigt sie und Mrs Faraday, wie ich vermute.«
    »Das ist ja großartig! Von wann ist das Bild?« Offenbar reichte diese kurze Bemerkung aus, um ihn sogleich Feuer und Flamme sein zu lassen.
    »Von dem Tag, an dem die Tonaufnahme gemacht wurde.«
    »Hervorragend! Soweit ich

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