Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
dann aus deinen Geigen werden?«, fragte Lilly lachend. Sie spürte die feuchte Kühle zwar auch, doch in ihrem Innern war es warm, denn sie freute sich auf das Wiedersehen mit Gabriel. Was er wohl zu den Bildern und Zeitungsartikeln sagen würde?
    Enrico hatte zwei von ihnen gleich übersetzt, die anderen wollte er ihr zumailen. Sobald sie alle Texte hatte, würde sie versuchen, einen Termin mit Gabriel auszumachen. Oder sollte sie ihn vielleicht vorher schon zu dem versprochenen Abendessen einladen?
    Während sie in einer Schlange anderer Reisender auf ein freies Taxi warteten, malte sich Lilly ihr Treffen aus, und dabei schweiften ihre Gedanken schnell in eine andere Richtung ab. Sie sah Magnolienblüten und Gabriel, mit dem sie in einem frühlingshaften Park spazieren ging und über Rose und Helen sprach …
    »He, träumst du?« Ellen versetzte ihrer Freundin einen kleinen Knuff. Lilly hatte über ihren Tagtraum nicht mitbekommen, dass sie in der Taxischlange an der Reihe waren. Der Taxifahrer lud ihr Gepäck ein, während sie sich auf den Sitzen niederließen.
    »Sag mal, woran hast du denn eben gedacht?«, fragte Ellen, doch bevor Lilly antworten konnte, stieg der Fahrer wieder ein. »Wohin soll’s gehen, Ladys?«, fragte er.
    Nachdem Ellen ihm die Adresse genannt hatte, drehte er nicht nur die Klimaanlage hoch, sondern auch sein Radio. Die indische Tanzmusik, die aus den Lautsprechern plärrte, war so laut, dass er das Funkgerät kaum verstehen konnte.
    Während er sich in den Londoner Verkehr einreihte, betrachtete Lilly ganz fasziniert die Ganesha-Figur am Spiegel, die bei jedem Schlenker des Wagens zu tanzen begann. Das sah so witzig aus, dass selbst mürrische Fahrgäste sicher lächeln mussten, wenn sie mit diesem Taxi fuhren.
    Schon bald begann er, auf sie einzureden, in einem schweren Akzent, den Lilly manchmal nicht verstand, doch Ellen schien das gewohnt zu sein, denn sie plapperte munter mit ihm, als hätte sie soeben einen alten Freund wiedergetroffen.
    Nach einigen kleineren Staus und etwa einer Stunde Fahrzeit erreichten sie Ellens Haus.
    Die indische Musik dröhnte weithin übers Gelände und scheuchte ein paar Krähen aus den Bäumen, die ihrerseits versuchten, die Klänge mit ihrem eigenen Krächzen zu übertönen. Ellen bezahlte den Fahrer, dann brauste er davon.
    »Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet«, bemerkte Ellen, während sie die Zahlenkombination eintippte und das Torschloss daraufhin aufschnappte.
    »Welche denn?«, fragte Lilly und bugsierte den Koffer durchs Tor.
    »Woran du gedacht hast, bevor Sha Rukh Khan uns mit seiner Lieblingsmusik bekannt gemacht hat.«
    »Wer ist Sha Rukh Khan?«
    »Indischer Schauspieler, sehr berühmt. Aber darum geht’s nicht, du hast an ihn gedacht, nicht wahr? Gabriel Thornton.«
    Die Röte zwickte in Lillys Wangen.
    »Wusste ich’s doch!«, entgegnete Ellen und zwinkerte ihr zu. »War es was Unanständiges?«
    »Nein, wo denkst du hin! Ich mag ihn nur, das ist alles. Und wenn man jemanden mag, denkt man auch an ihn, oder?«
    »Natürlich.« Ellen lächelte hintergründig.
    »Was ist eigentlich mit diesem Enrico?«, versuchte Lilly das Gespräch von Gabriel abzulenken, denn es widerstrebte ihr, Mutmaßungen über Dinge anzustellen, die vielleicht niemals passieren würden. »Ich hatte den Eindruck, dass ihr euch sehr gut kennt. Gibt es da etwas, das du mir bisher verschwiegen hast?«
    Ellen lachte auf, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, jedenfalls nicht das, was du denkst. Ich könnte Dean niemals untreu werden. Aber ich muss zugeben, dass Enrico, als wir uns bei einem Job kennenlernten, doch ziemlich interessiert war. Ich habe ihn nur niemals erhört, und irgendwann sind wir dann Freunde geworden. Das ist alles. – Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er sich mehr für dich interessiert. War­um hast du dich nicht ein wenig offener gezeigt?«
    »Offener?« Lilly runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Hätte ich einen Striptease hinlegen sollen, oder was?«
    »Nein, aber du hast doch gemerkt, dass er mit dir flirten wollte. Warum hast du dich nicht drauf eingelassen, das hätte lustig werden können.«
    »Weil …« Lilly stocke. Den Grund kannte sie, doch sie wollte nicht schon wieder auf dieses Thema zurückkommen.
    »Gabriel Thornton, stimmt’s? Er ist der Grund.«
    »Darauf antworte ich erst, wenn ich die Antwort selbst kenne«, entgegnete Lilly, spürte jedoch, dass ihre Freundin recht hatte. Das, was sie für Gabriel

Weitere Kostenlose Bücher