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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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geworden?«
    »Ich bin erleichtert, dass Sie so kurzfristig kommen konnten, Kearns«, sagte der Doktor mit derselben verkniffenen Verkrampftheit in der Stimme, ohne auf die Fragen einzugehen. »Ich fürchte, die Lage hat eine Wendung zum Schlimmeren genommen.«
    »Kaum vermeidbar, alter Knabe.«
    Der Doktor senkte die Stimme. »Der hiesige Wachtmeister ist hier.«
    »Eine so schlimme Wendung also? Wie viele haben die Schlingel denn seit Ihrem Brief gefressen?«
    »Sechs.«
    »Sechs? In nur drei Tagen? Äußerst sonderbar.«
    »Genau was ich dachte. Außerordentlich uncharakteristisch für die Spezies.«
    »Und Sie sind ganz sicher, dass es sich um Anthropophagen handelt?«
    »Ohne jeden Zweifel. Ich habe einen in meinem Keller hängen; wenn Sie sich ihn –«
    In diesem Moment erschien Wachtmeister Morgan in der Tür zur Bibliothek, die runden Augen hinter dem Kneifer argwöhnisch verengt. Als Kearns ihn über die Schulter des Doktors hinweg erspähte, erhellte sich seine engelsgleiche Miene. Für einen Engländer waren seine Zähne erstaunlich gerade und hell.
    »Ah, Robert, gut«, sagte Warthrop. Er schien ein wenig erleichtert, als habe das Auftauchen des Wachtmeisters ihn von einer unerträglichen Last befreit. »Wachtmeister Morgan, dies ist Dr. –«
    »Cory«, sagte Kearns und streckte Morgan energisch die Hand hin. »Richard Cory. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht gut«, antwortete der Wachtmeister. »Es war ein sehr langer Tag, Dr. Cory.«
    »›Richard‹ bitte. ›Doktor‹ ist mehr oder weniger ein Ehrentitel.«
    »Ach?« Morgan legte das Kinn zurück; sein Kneifer blitzte auf. »Warthrop teilte mir mit, Sie seien Chirurg.«
    »Oh, ich habe mich in meiner Jugend oberflächlich damit befasst. Ist jetzt mehr ein Hobby. Ich habe schon jahrelang niemand mehr aufgeschnitten.«
    »Tatsächlich?«, fragte der Wachtmeister liebenswürdig nach. »Und wie kommt das?«
    »Wurde langweilig nach einem Weilchen, um die Wahrheit zu sagen. Ich bin schnell gelangweilt, Wachtmeister, was auch der Hauptgrund dafür ist, warum ich alles stehen und liegen ließ, um Pellinores freundlicher Einladung zu folgen. Teuflisch guter Zeitvertreib, diese Sache.«
    »Teuflisch ist sie«, erwiderte Morgan. »Aber als Zeitvertreib würde ich sie kaum bezeichnen.«
    »Ich gebe zu, es ist kein Kricket oder Squash, aber es ist weitaus besser als die Fuchs- oder Wachteljagd. Die verblassen daneben, Morgan!«
    Er wandte sich an den Doktor. »Mein Kutscher wartet an der Tür. Das Fahrgeld muss beglichen werden, und natürlich habe ich auch Gepäck.«
    Es dauerte einen Moment, bis Warthrop verstand, was er meinte. »Sie beabsichtigen hierzubleiben?«
    »Ich hielt es für das klügste Vorgehen. Je weniger ich in der Stadt gesehen werde, desto besser, oder?«
    »Ja«, stimmte der Doktor ihm nach einer Pause zu. »Natürlich. Hier, Will Henry.« Er griff in die Tasche und nahm seine Geldklammer heraus. »Bezahl Dr. Kear – Corys –«
    »Richards«, warf Kearns ein.
    »– Kutscher«, vervollständigte Warthrop. »Und bring sein Gepäck nach oben ins Extrazimmer.«
    »Extrazimmer, Sir?«
    »Das alte Zimmer meiner Mutter.«
    »Aber Pellinore, ich fühle mich geehrt!«
    »Mach fix, Will Henry! Es ist schon spät am Abend, und wir werden noch Tee und etwas zu essen zu uns nehmen wollen.«
    Kearns zog die Handschuhe aus, entledigte sich mit einem Schulterzucken seines Umhangs und ließ alles samt Hut in meine Arme fallen.
    »Es sind zwei Reisetaschen, drei Kisten und eine Truhe, Master Henry«, informierte er mich. »Die Taschen kannst du alleine tragen, die Kisten und die Truhe nicht, aber der Kutscher wird dir vielleicht zur Hand gehen, wenn du ihm den richtigen Anreiz bietest. Ich würde vorschlagen, du bringst die Kisten zur Remise. Die Taschen und die Truhe müssen in mein Zimmer. Geht vorsichtig mit der Truhe um; der Inhalt ist ziemlich zerbrechlich. Und ein Schluck Tee hört sich ganz fabelhaft an. Wisst ihr, dass sie im Zug keinen hatten? Amerika ist immer noch ein erstaunlich unzivilisiertes Land. Ich nehme meinen mit Sahne und zwei Stück Zucker, Master Henry; guter Junge!«
    Er zwinkerte mir zu und zerzauste mir die Haare, dann klatschte er in die Hände und sagte: »Nun denn, Gentlemen, sollen wir uns an die Arbeit begeben? Es mag ein langer Tag gewesen sein, Robert, aber die Nacht wird noch länger werden, das versichere ich Ihnen!«
    Die Männer kehrten in die Bibliothek zurück, indes ich und der Kutscher, sobald seine Hand

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