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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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verdammt, das Maori-Protokoll ganz von vorn zu wiederholen.«
    »Sie zur Strecke bringen, sagen Sie. Na schön. Wie? Und wo? Was schlagen Sie vor, wie wir sie finden sollen?«
    Warthrop zögerte mit der Antwort, und Kearns sprang in die Bresche. »Ich weiß nicht, was Pellinore vorschlagen würde, aber ich schlage vor, dass wir die Vordertür nehmen.«
    Er drehte sich zum höchsten Punkt der Begräbnisstätte hin, und unsere Blicke folgten ihm, zur Kuppe des Old-Hill-Friedhofs, wo das Warthrop-Mausoleum stand, dessen alabasterfarbene Säulen wie ausgebleichte Knochen im Feuerschein glänzten.
    Wir stapften den Hügel hoch zum letzten Ruheplatz der Ahnen des Doktors, die Rücken gebeugt, die Augen wachsam, während Morgans Männer uns zu beiden Seiten flankierten, zwei als Wachen, zwei als Fackelträger und zwei als Kulis, die eine von Kearns Kisten schleppten. Malachi und ich gingen zusammen ein paar Schritte hinter Morgan und den beiden Doktoren, die erregte Äußerungen austauschten in einer Debatte, die von den qualmenden Überresten der Anthropophagen bis zu den glänzenden Marmorstufen des Mausoleums andauerte. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, vermutete aber, dass der Doktor erneut seine Argumente gegen Kearns’ Theorie desFalles anführte. Am Säulenvorbau befahl Warthrop Morgans Männern, draußen zu bleiben; es war klar, dass er das Ganze für einen Metzgergang hielt und nicht glaubte, dass wir uns lange im Inneren des Grabmals aufhalten würden.
    Ein zentraler Gang teilte das Bauwerk in zwei Teile. Die Vorfahren des Doktors ruhten zu beiden Seiten hinter Platten; ihre in den harten Stein gemeißelten Namen waren dazu bestimmt, lange über die irdische Gefangenschaft seiner Ahnen hinaus fortzubestehen. Warthrops Ururgroßvater Thomas hatte diesen Familientempel errichtet, um einem Dutzend Generationen als Ruhestätte zu dienen: Ganze Abschnitte waren noch zu füllen, deren Fächer leer, deren cremefarbene Marmorfassaden unbeschrieben waren und geduldig auf einen Namen warteten.
    Wir durchquerten das hallende Grabmal der Länge nach, wobei wir einmal kurz innehielten, als Warthrop vor der Gruft seines Vaters stehen blieb und stumm und mit ausdrucksloser Miene darauf starrte. Kearns ließ die Fingerspitzen über die glatten Wände gleiten, während seine Blicke von einer Seite zur anderen huschten oder sich hin und wieder nach unten richteten, um den Boden abzusuchen. Morgan saugte nervös an seiner erloschenen Pfeife; das Geräusch wurde, genau wie unsere Schritte, von den aufragenden Mauern und der gewölbten Decke des Mausoleums verstärkt.
    Auf dem Weg zurück zum Eingang wandte Warthrop sich an Kearns und meinte, ohne seine grimmige Genugtuung verbergen zu können: »Wie ich gesagt habe.«
    »Es ist die logischste Wahl, Pellinore«, entgegnete Kearns nüchtern. »Geringes Risiko eines unbefugten Betretens, gut versteckt vor neugierigen Augen, jederzeit eine Ausrede zur Hand, falls ihn jemand zufällig sehen sollte. Ausgewählt aus demselben Grund, weshalb er sich überhaupt für den Friedhof als ihr Gehege entschieden hat.«
    »Ich bin mehr als einmal hier gewesen; es wäre mir aufgefallen«, beharrte Warthrop auf seiner Meinung.
    »Na ja, ich bezweifle, dass er ein Schild über die Tür gehängt hat«, entgegnete Kearns mit einem Lächeln. »›Hier gibt es Monster!‹«
    Er blieb unvermittelt stehen: Eine glänzende Schmuckplatte aus Messing, die an den Stein genietet und in die das Familienwappen der Warthrops geprägt war, hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. An ihrem unteren Ende war ein reich verziertes, silbernes W angebracht.
    »Nun, was ist denn das?«, wunderte sich Kearns.
    »Sieht ganz nach meinem Familienwappen aus«, antwortete Warthrop trocken.
    Kearns tätschelte seinen rechten Oberschenkel und murmelte: »Wo ist mein Messer?«
    »Das habe ich, Sir«, sagte ich.
    »Stimmt ja! Getauft mit Poppi-Blut; das hatte ich ganz vergessen! Danke, Will.«
    Er drückte mit der Spitze der Klinge gegen einen Rand der Platte und versuchte, sie zwischen das Metall und den kalten Stein zu zwängen. Als seinen Bemühungen kein Erfolg beschieden war, versuchte er es am gegenüberliegenden Rand. Warthrop wollte wissen, was er da tue, doch Kearns antwortete nicht. Er betrachtete die Insignie, runzelte die Stirn, strich sich über den Schnurrbart.
    »Ich frage mich …« Er gab mir das Messer zurück und ergriff das silberne W . Es ließ sich entgegen dem Uhrzeigersinn drehen, bis es verkehrt

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