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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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ist unser Feind, Will Henry?«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich schroff auf dem Absatz um und wiederholte seinen Rundgang um das Grab.
    »Die Pflöcke, Will Henry!«, rief er. »Und bleib in der Nähe!«
    Mit dem Pflockbündel in der Hand folgte ich ihm. Der Doktor hielt die Fackel im Gehen niedrig, um das Licht auf den Boden zu werfen. Dann und wann blieb er stehen, verlangte nach einem Pflock und griff mit der ausgestreckten Hand hinter sich, in die ich dann ein Holzstück drückte. Er stieß es in die Erde und ging dann weiter, bis auf diese Weise fünf gesetzt waren, einer auf jeder Seite des Grabsteins und drei weitere an Stellen, die alle ungefähr zwei Fuß von der frisch umgegrabenen Erde des Grabes entfernt waren. Ich konnte nicht erkennen, wieso er diese Punkte markierte; der unmarkiert gebliebene Boden sah genauso aus wie der, der einen Pflock erhalten hatte. Nach zwei weiteren Umkreisungen, jede einige Schrittweiter vom Grab weg, blieb er stehen, hielt die Fackel hoch und begutachtete sein Werk.
    »Äußerst merkwürdig«, murmelte er. »Will Henry, geh und drücke auf die Pflöcke.«
    »Auf die Pflöcke drücken, Sir?«
    »Versuch sie tiefer in die Erde zu stoßen.«
    Ich konnte keinen mehr als einen halben Zoll weiter in das steinige Erdreich drücken. Als ich mich wieder zu ihm gesellte, schüttelte er fassungslos den Kopf.
    »Mr. Gray!« rief er.
    Der alte Mann kam herübergeschlurft. Der Doktor drehte sich zu ihm um und hielt die Fackel hoch. Das Licht tanzte über die wettergegerbten Züge des alten Zausels und warf tiefe Schatten in die Spalten, die seine Stirn und seine Wangen durchfurchten.
    »Wie haben Sie das Grab gefunden?«, fragte der Doktor.
    »Oh, ich hab schon vorher gewusst, wo die Bunton-Parzelle war, Doktor«, entgegnete der Grabschänder.
    »Nein. Ich meine, war es überhaupt in Unordnung? Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, was darauf hingedeutet hätte, dass sich jemand nach der Beisetzung daran zu schaffen gemacht hat?«
    Erasmus schüttelte den Kopf. »In dem Fall hätte ich mich nicht damit abgegeben, Doktor.«
    »Und wieso das?«
    »Ich hätte angenommen, es bedeutet, dass mir jemand bei dem Preis zuvorgekommen ist.«
    Etwas war ihm bei dem »Preis« zuvorgekommen, natürlich, was der ganze Sinn der Nachfrage des Doktors war.
    »Dann haben Sie letzte Nacht also nichts Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Nur als ich den Sarg aufgemacht habe«, sagte der alte Mann trocken.
    »Keine Löcher oder Erdhaufen in der Nähe?«
    Erasmus schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Nichts dergleichen.«
    »Keine ungewöhnlichen Gerüche?«
    »Gerüche?«
    »Haben Sie etwas Eigenartiges gerochen, ähnlich wie verfaultes Obst?«
    »Erst als ich den Sarg kaputtgemacht habe. Aber der Geruch des Todes ist nicht so eigenartig für mich, Doktor Warthrop.«
    »Haben Sie etwas Ungewöhnliches gehört? Ein schnaubendes oder zischendes Geräusch?«
    »Zischend?«
    Der Doktor presste Luft durch die geschlossenen Zähne. »Etwa so.«
    Wieder schüttelte Erasmus den Kopf. »Es war in jeder Hinsicht eine normale Unternehmung, Doktor, bis ich den Sarg aufgemacht habe.« Er erschauderte bei der Erinnerung daran.
    »Und bis zu dem Moment ist Ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Der Grabräuber verneinte. Der Doktor wandte sich ab, um das Grab, die Familienparzelle, die Anlagen dahinter und die Reihe der Bäume rechts von ihm zu betrachten, die den Weg neben der Steinmauer säumten, welche jetzt hinter dichtem Unterholz verborgen lag.
    »Äußerst merkwürdig«, murmelte er ein zweites Mal.
    Sein Ton änderte sich jählings von nachdenklich zu lebhaft, als er sich mit einem Schütteln aus seiner Träumerei riss. »Das Rätsel wird größer, was sich aber nicht auf unseren Auftrag heute Nacht auswirkt. Fangen Sie an zu graben, Mr. Gray. Und du gräbst mit ihm, Will Henry. Wir werden bei Tagesanbruch zurückkehren und beten, dass unser Glück zusammen mit der Helligkeit zunimmt. Vielleicht wird das Tageslicht erleuchten, was der Schatten der Nacht verbirgt! Mach fix, Will Henry, und nicht viel Federlesens!«
    Damit ließ er uns stehen und eilte auf die Bäume zu, die Fackel tief haltend, beim Gehen nach vorn gebeugt, das Lichtnach links und rechts schwenkend und die ganze Zeit leise mit sich selbst redend.
    »Ich würde nicht zwischen diese Bäume gehen, wenn ich er wäre«, sagte Erasmus Gray eigensinnig. »Aber ich bin ja auch nicht der Monsterjäger, nicht wahr?« Er schlug mir mit einer

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