Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Aufmerksamkeit entging, während ich schwankend am Herd stand und darauf wartete, dass das Wasser kochte. Sie werden ihn überhaupt nicht überraschend finden, den schwachen Schrei, der meinen Lippen einen Moment später entfloh, nicht wegen des harten Klopfens in ein paar Fuß Entfernung, sondern wegen des Brüllens des Doktors aus dem Kellergeschoss unter mir.
    »Will Henry! Mach die Tür auf! Mach die Tür auf! «
    »Ja, Sir!«, antwortete ich. »Sofort, Sir!«
    Ich öffnete die Tür. Auf der Veranda stand krumm eine hochgewachsene, dürre Person, die ihre zerbrechliche Gestalt gewagt auf einen Spazierstock stützte und deren Kopf in eine Wolke aus süß riechendem Rauch gehüllt war, der träge von ihrer Meerschaumpfeife aufstieg. Die Morgensonne, die auf den Gläsern seines Kneifers glitzerte, zusammen mit dem fast vollkommenen Oval seines Gesichts und der Buschigkeit seines Schnurrbarts, verliehen dem Mann ein ausgeprägt eulenhaftes Aussehen.
    »Ah, da ist ja Will Henry! Schön, schön!«, rief Wachtmeister Morgan mit leiser Stimme, indes er mit schwächlichem Schwanken über die Schwelle schritt. »Wo steckt Warthrop? Ich muss mit ihm reden!«
    Der Doktor erschien mit ausdrucksloser Miene in der Kellertür. Das unerwartete Auftauchen des obersten Gesetzeshüters der Stadt schien ihn nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen.
    »Was gibt’s, Robert?«, fragte der Doktor in ruhigem und gleichmütigem Tonfall. Seine völlige Gelassenheit kontrapunktierte die offensichtliche Unruhe des Wachtmeisters.
    »Eine Scheußlichkeit!«, erwiderte der Wachtmeister. Spucke flog von seinen Lippen und blieb ihm an den Schnurrbarthaaren kleben. »Genau das ist es! Schrecklich! Völlig außerhalb des Bereichs meiner praktischen Erfahrung.«
    »Allerdings nicht, nehmen Sie an, außerhalb des meinigen.«
    Der Wachtmeister nickte mit einem Rucken seines Kopfes.
    »Es ist etwas passiert«, sagte er atemlos. »Sie müssen sofort kommen.«
    Wenige Augenblicke später befanden wir uns in der Kutsche des Wachtmeisters und jagten in halsbrecherischem Tempo durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen New Jerusalems. Die beiden Männer hoben die Stimmen, um das Rattern der Räder, das Donnern der Hufe und das Pfeifen des Windes, der durch die offenen Fenster blies, zu übertönen.
    Der Wachtmeister, dessen Vorhaben es ohne Zweifel gewesen war, aus dem Doktor Antworten hinsichtlich der unangenehmen Unwägbarkeiten des grausigen Fundes dieses Morgens herauszuholen, fand sich umgehend selbst, wie so viele, die ihm selbst mit einer ähnlichen Absicht gegenübertraten, als Objekt der geplanten Befragung wieder. Unter der Flut der scharfen inquisitorischen Fähigkeiten des Doktors wurde er gedrängt, gedrückt und genötigt. Als jemand, der selbst schon vergleichbare Überschwemmungen durchgemacht hatte, war ich nicht ohne Mitgefühl ob der Vereitelung der wachtmeisterlichen Ziele. Die Fragen kamen schnell und wurden in einem hämmernden Rhythmus hervorgestoßen.
    Der Doktor: »Wann wurde das Verbrechen gemeldet?«
    Der Wachtmeister: »Heute Morgen, kurz nach Tagesanbruch.«
    »Zeugen?«
    »Ja. Einen – den einzigen Überlebenden. Bis ich den Schauplatz mit eigenen Augen sah, glaubte ich, wie jeder vernünftige Mensch es getan hätte, dass er nicht nur Zeuge war, sondern auch der Täter sein musste. Seine Geschichte war so abwegig, dass sie eine Lüge sein musste.«
    »Sie haben ihn festgenommen?«
    Der Wachtmeister nickte, während er nervös mit der Spitze seines Spazierstocks auf die Bretter zwischen seinen Stiefeln klopfte. Weil ich dicht an ihn gedrängt war, konnte ich nicht umhin, den übelkeiterregenden Geruch wahrzunehmen, der wie eine Rauchwolke aus seiner Kleidung aufstieg, den mir mittlerweile allzu vertrauten Gestank des Todes, den der glimmende Inhalt seines Pfeifenkopfs nicht völlig verschleiern konnte.
    »Und halte ihn immer noch fest«, sagte der Wachtmeister. »Zu seinem Schutz, Warthrop, nicht für unsere Strafverfolgung. Sobald ich den Ort der Handlung untersucht hatte … Kein Mensch ist eines so abscheulichen Verbrechens fähig. Und ich fürchte, was er sah, hat seinen Verstand völlig gebrochen.«
    »Was hat er gesehen?«
    »Das zu erzählen überlasse ich ihm, aber was ich in diesem Haus gesehen habe, bestätigt seine Geschichte. Es ist … mit Worten nicht zu beschreiben, Warthrop, nicht zu beschreiben!«
    Der Doktor sagte nichts. Er drehte sich weg und wandte das Gesicht der Landschaft zu, die vom goldenen