Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo
könnt uns nicht ewig unterdrücken; ist mir egal, wie sehr ihr es versucht. Eine Tages werden wir sogar das Rechtzu wählen haben, und dann wollen wir mal sehen, was aus all euch wichtigtuerischen Männern wird! Wir werden eine Frau zur Präsidentin machen! Du wirst schon sehen!«
Dann, indem sie sich mit der Blitzesschnelle eines mongolischen Todeswurms bewegte, packte Lilly Bates mich bei den Schultern und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange.
»Der ist als Glücksbringer«, sagte sie. »Und zum Abschied. Vielleicht sehe ich dich niemals wieder, Will.«
Kurz darauf trafen die ersten beiden Jäger ein, der erfahrene Dobrogeanu und der junge Torrance, ein paar Minuten später gefolgt von Pelt, dessen herabhängenden Schnurrbart feine Schneekörnchen sprenkelten. Schlechtes Wetter sei im Anzug, sagte er, und Dobrogeanu stimmte ihm zu, indem er mit Nachdruck erklärte, der Schmerz in seinen Knien kündigte das immer an. Als Letzter traf Gravois ein. Er habe Schwierigkeiten gehabt, eine Droschke zu finden, erklärte er, während er sich Krümel von der Weste wischte.
Sein Gesicht erhellte sich beim Anblick Warthrops, der zusammenzuckte, als Gravois ihn umarmte. Der Doktor verbat sich die traditionelle Begrüßung des Kusses auf beide Wangen. Trotz der Kompresse vom Vortag war Warthrops Kiefer scheußlich geschwollen.
»Es ist gar nicht so schlimm«, meinte der Franzose zu den verzerrten Gesichtszügen meines Herrn. »Eine Verbesserung, meiner Ansicht nach. Was sagt der Arzt? Sie werden sich uns doch anschließen können, oder?«
»Ich bin hier, oder?«, antwortete Warthrop unwirsch.
Gravois’ Blick umflorte sich. »Pellinore, Worte können meinem Gram keinen Ausdruck verleihen. Der Verlust, er ist …«
»Unerklärbar«, sagte der Doktor. »Und vermeidbar.«
»Sie dürfen sich nicht die Schuld daran geben.«
»Wen schlagen Sie denn vor? Ich bin offen für Anregungen.«
Von Helrung rief die Versammlung zur Ordnung und hießWarthrop kurz, für ihn jedenfalls, in ihrer kleinen Gruppe willkommen.
»Schön, Sie wieder auf den Beinen zu sehen, Warthrop«, sagte Pelt. »Ich muss gestehen, dass ich meine Bedenken hatte, bis von Helrung mir mitteilte, dass Sie sich unserer Gruppe anschließen.«
»Sie werden sicher auf die Dienste eines Anwalts zurückgreifen, nehme ich an«, sagte Dobrogeanu. »Ich würde es jedenfalls. Eine offizielle Untersuchung verlangen, die Stadt in den Bankrott treiben, diesen entsetzlichen Menschen Byrnes wegen tätlicher Beleidigung hinter Gitter bringen!«
»Er ist gar nicht so anders als wir«, entgegnete mein Herr rätselhaft.
»Ja, danke, Pellinore«, sagte von Helrung schnell. »Und nun zur jüngsten Entwicklung, die sich direkt auf unsere Aufgabe auswirkt.«
Er berichtete den erstaunten Männern von den Vorfällen der Nacht zuvor. Eine lebhafte Diskussion entspann sich. Was hatte das zu bedeuten? War es, wie der Doktor vehement behauptete, bloß ein Albtraum – eine Halluzination, hervorgerufen vom Khorkhoi -Gift und verschlimmert von des Tages entsetzlichen Ereignissen? Oder war es, wie von Helrung mit gleicher Inbrunst vertrat, genau das, was es zu sein schien – ein Versuch ihrer Beute, mich zu rauben? Torrance schlug vor, letztere Möglichkeit für den Augenblick außer Acht zu lassen, und meinte, falls es uns nicht gelingen sollte, die Bestie mit anderen Mitteln aufzuspüren, könnten wir vielleicht ihr Verlangen gegen sie kehren.
»Lassen wir sie doch zu uns kommen«, sagte er.
»Ihr Plan ist also, den Jungen als Köder zu benutzen«, sagte der Doktor. »Weil er Stimmen in seinem Kopf hört.«
»Nur als letzte, verzweifelte Maßnahme«, erwiderte Torrance, der rot im Gesicht wurde. Warthrop schüchterte ihn offensichtlich ein.
»Das hat tatsächlich einen Anflug von Verzweiflung«, versetzte Warthrop.
»Was mich betrifft«, stimmte Pelt mit seiner sonoren Stimme an, »so bin ich durch die Neuigkeit von diesem Angriff ermutigt – falls es denn ein Angriff war; ich sage nicht, dass es das war, Pellinore –, denn es ist die einzige Neuigkeit, die ich von letzter Nacht gehört habe. Hat jemand von Ihnen die Zeitungen heute Morgen gesehen? Es freut mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass es nichts darin gibt, was zum Modus Operandi unseres Gesprächsgegenstands passt.«
Von Helrung winkte ab. »Das hat nichts zu sagen. Die Stadt wird jetzt alles vertuschen, was sie kann, um Panik und politische Bloßstellung zu vermeiden. Ich bezweifle, dass sich ein Reporter
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