Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo
träge und auf bewegungslosen Flügeln droben kreisten und direkt über uns auf dem hohen Wind glitten. Er nickte und wandte stumm den Blick ab.
»Buteos«, sagte er. »Truthahngeier.«
Der Doktor blieb mit dem Zeh an einem herabgefallenen Ast hängen. Er stürzte nach vorn und drehte sich, unmittelbar bevor er aufschlug, um, damit er seine wertvolle Fracht nicht unter sich zerdrückte.
»Es geht mir gut; alles in Ordnung!«, schnauzte er Hawk an, der hinuntergegriffen hatte, um ihm zu helfen. Er schlug die angebotene Hand weg.
»Lassen Sie mich ihn eine Weile tragen, Doc«, sagte der Sergeant ruhig. »Sie sehen völlig erledigt aus.«
»Rühren Sie ihn nicht an! Haben Sie verstanden? Ich werde Sie erschießen, wenn Sie ihn anfassen. Niemand berührt ihn außer mir!«
»Ich hab’s nicht bös gemeint!«, erwiderte Hawk. »Ich wollte nur helfen.«
»Das gehört mir!«, keuchte der Doktor. »Mir!« Er schob die Arme unter Chanlers Körper und mühte sich hoch, stand einen schrecklichen Moment lang schwankend da, bevor er wieder hinfiel und dieses Mal mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Hintern landete. Der Kopf seines Freundes hing schlaff an seiner Brust.
»Gott verdamme dich in die Hölle!«, wimmerte der Doktor an Chanlers Adresse, doch die Worte wurden von der Leere, die ihn auffraß, pulverisiert. »Warum bist du hierhergekommen? Was hast du gedacht, würdest du finden? Du Idiot … du schwachsinniger Narr … Was hast du gedacht, würdest du finden? «
Er streichelte das weiche, federleichte Haar. Er drückte die Wange an John Chanlers Schädeldecke.
»Ach, nun kommen Sie schon, Doc«, drängte Hawk ihn. »Ist doch alles halb so schlimm!« Er ging auf ihn zu, und der Doktor richtete den Revolver auf Hawks Stirn.
»Sie hätten das verhindern können!«, schrie er. »Sie waren vor einem Monat hier. Er war einen Steinwurf von Ihnen entfernt, und Sie haben ihn im Stich gelassen! Sie haben ihn im Stich gelassen!«
»Nun, Doc, Ich habe Ihnen ja erzählt, was Fiddler gesagt hat …«
»Dasselbe hat er mir gesagt, und habe ich auf ihn gehört? Habe ich ihn beim Wort genommen? Habe ich zugelassen, dass er mich zum Narren hält?«
»Tja«, antwortete Hawk angespannt, »vielleicht sind Sie einfach klüger als ich.«
»Das ist kein Kompliment.«
Mit diesen Worten schwand alle Leidenschaft aus dem Doktor; seine Augen wurden glasig; die Hand, die den Revolver hielt, fiel an seiner Seite herab. Seine Teilnahmslosigkeit kehrte zurück, dieselbe eigenartige Apathie, die auch Hawk und mich befallen hatte. Die Brut der Trostlosigkeit – das leblose Leben, jedes Wort sinnlos, jede Geste zwecklos, jede Hoffnung fruchtlos.
Ich kann nicht sagen, welcher Tag es war – es könnte der zehnte oder elfte nach unserer Flucht aus dem Lager der Sucker gewesen sein –, als Hawk meinen Herrn auf die Seite nahm und zu mir sagte: »Bleib bei Chanler, Will. Ich muss mal kurz mit deinem Boss sprechen.« Sie gingen einige Yards den Pfad hoch, und ich folgte ihnen – was bestimmt vollkommen verständlich ist. Ich arbeitete mich leise von hinten an sie heran, um ihre hastige und besorgte Unterhaltung zu belauschen.
»Sind Sie sicher?«, fragte der Doktor gerade. Er klang beunruhigt, aber zweifelnd.
Hawk nickte und befeuchtete sich die Lippen. »Zuerst dachte ich, mein Verstand würde mir einen Streich spielen. Das kommt vor in den Wäldern. Also habe ich nichts gesagt, aber es ist kein Irrtum möglich, Doktor. Ich bin mir sicher.«
»Seit …?«
»Hab’s zum ersten Mal gestern Morgen gehört. Während der Wache letzte Nacht nichts, heute dann ab und zu.«
»Die Iyiniwok ?«
Hawk zuckte die Schultern. Er befeuchtete sich die Lippen. » Etwas . Ich nehme an, es könnte ein Wolf sein, ein Bär allerdings nicht, nichts so Großes. Es ist … seltsam.«
»Wenn Fiddlers Leute für Larose verantwortlich waren …«, fing Warthrop an.
»Dann könnte es sein, wer auch immer ihn filetiert hat«, endete Hawk nickend. Wieder fuhr seine Zunge über die rissigen Lippen. »Dachte, Sie sollten’s erfahren.«
»Danke, Sergeant«, sagte der Doktor. »Vielleicht sollten wir eine Konfrontation erzwingen?«
Hawk schüttelte den Kopf. »Nur wir beide – und Gott weiß wie viele von denen. Und wir müssen auch an Chanler und Will denken.«
Ich kehrte zu Chanler zurück, während sich in meinem Kopf die Gedanken überschlugen. Chanlers Augen durchwanderten unter den schwarzen Lidern die Dunkelheit. Rings um uns lauerte der stumme Wald,
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