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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Chanler. »Die Scheiße! Immer zur vollen Stunde, Eimer über Eimer von Scheiße!«
    Warthrop warf von Helrung einen schnellen Blick zu.
    »Er leidet an Stuhlinkontinenz«, erklärte der Österreicher entschuldigend.
    »Ruhr also auch noch – und du findest immer noch nicht, dass er einen Arzt braucht? Sie wird ihn binnen einer Woche umbringen.«
    »Weißt du, wie das ist, Pellinore?«, rief Chanler. »Dazuliegen und sich in seiner eigenen Scheiße zu suhlen?«
    »Wir wechseln die Laken immer sofort«, verwahrte sich von Helrung. »Und du könntest die Pfanne benutzen, John. Sie steht direkt hier neben dir.« Er wandte sich an Warthrop und sagte flehentlich: »Ich versuche, es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Versteh doch, mein Freund , es gibt Dinge, die –«
    Der Doktor schob ihn beiseite und kehrte ans Bett zurück.
    »Die falsche Metapher«, keuchte Chanler. »Die falsche Hölle. Nicht Sisyphos. Nicht griechisch. Christlich. Dantes Flüsse voller Scheiße. Das ist es.«
    »Ich bringe dich ins Krankenhaus, John«, sagte Warthrop zu ihm.
    »Wenn du das versuchst, werde ich auf dich scheißen.«
    »Das wirst du zweifelsohne, aber ich bringe dich trotzdem hin.«
    »Das ist alles, was ist es – es ist – Pell, aber wir vergessen es.«
    »Ich verstehe nicht, John. Was vergessen wir?«
    Chanler senkte die Stimme und sprach das Wort mit großer Feierlichkeit aus, als ob er eine tiefgründige Wahrheit mitteilte: »Scheiße.« Er kicherte. »Es ist alles Scheiße. Ich bin Scheiße. Du bist Scheiße.« Sein Auge fiel auf die affenartigen Züge Augustin Skalas. »Er ist definitiv Scheiße … Das Leben ist Scheiße. Liebe … Liebe ist Scheiße.«
    Warthrop wollte etwas sagen, aber von Helrung kam ihm zuvor.
    »Nicht, Pellinore. Es ist nicht John, der jetzt spricht. Es ist das wilde Tier.«
    »Du glaubst mir nicht«, sagte Chanler. »Du hast noch nicht darin gebadet, das ist alles. In dem Moment, wo sie deinen reinen Arsch besudelt, springst du in einen Fluss, nicht wahr?«
    Er hustete, und dicke grüne Gallenflüssigkeit kochte in seinem Mund und brodelte ihm über die Lippen. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er sie wieder herunterschluckte.
    »Du widerst mich an«, sagte Chanler. »Alles an dir ist abstoßend – ekelerregend – du grässliches, heuchlerisches Stück Rotz.«
    Der Doktor sagte nichts. Falls er sich daran erinnerte, dass er fast dieselben Worte selbst einmal gesagt hatte, so ließ er sich nichts anmerken. Aber ich erinnerte mich daran.
    »›Pellinore, Pellinore, vollkommen zu sein ist solch eine unangenehme Aufgabe!‹ Erinnerst du dich an den?«, fragte Chanler.
    »Ja«, antwortete der Doktor. »Einer der netteren, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ich hätte dich ertrinken lassen sollen.«
    Warthrop lächelte. »Wieso hast du es nicht?«
    »Wem hätte ich dann meine Streiche gespielt? Es war ohnehin alles nur Schau. In Wahrheit wolltest du dich gar nicht ertränken.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil ich bei dir war, du blödes Arschloch. Wenn du es wirklich vorgehabt hättest, dann hättest du gewartet, bis du allein bist.«
    »Ein Fehler, der der Unerfahrenheit zuzuschreiben ist.«
    »Ach, mach dir keine Gedanken, Pell. Du wirst noch dorthinkommen. Eines schönen Tages … wir alle … erstickend in Scheiße …«
    Seine Augen verdrehten sich zur Zimmerdecke. Die Lider flatterten. Der Doktor sah mich an und nickte. Er hatte genug gehört. Er zeigte auf die Tür. Wir waren halb dort, als Chanler laut rief: »Es wird nichts nützen, Pellinore! Er wird mich fertigmachen, bevor der Krankenwagen die Tore verlässt!«
    Der Doktor drehte sich um. Er schaute von Helrung an und lenkte den Blick dann in Skalas Richtung.
    »Was meinst du, was er in seiner Tasche hat, hm?«, sagte Chanler. »Er wird es mir in dem Augenblick ins Herz stoßen, wo du diese Tür zumachst. Er nimmt es heraus, wenn keiner in der Nähe ist, und macht sich die Nägel damit sauber – stochert sich damit in den Zähnen herum – kratzt sich den Dreck von seinem verkrusteten Spundloch.« Chanler grinste wie ein Ghul. »Amateur!«, verhöhnte er den stoischen Böhmen. »Weißt du denn gar nichts? Das ist eine Aufgabe für den Ogimaa . Bist du Ogimaa , du stinkender Immigrantenaffe?«
    Beim Gebrauch des Iyiniwok -Wortes versteifte sich Warthrop. »Woher kennst du dieses Wort, John?«
    Chanlers Kopf rollte schlaff auf das Kissen. Seine Augen drehten sich in ihren Höhlen wieder zurück. »Hab’s von dem alten Mann

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