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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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vernünftige, wissenschaftliche Erklärung dafür gibt, wieso aus meinem Mann ein Monster geworden ist.«
    »Dein Mann leidet an einer gut dokumentierten Form der Psychose, Muriel, die nach der mythischen Kreatur benannt ist, die er so töricht war zu jagen. Sie ist verschlimmert worden durch körperliche Strapazen und Entbehrungen – vielleicht sogar Folter –«
    Sie befreite sich aus seinen Armen, rückte ihren Hut gerade und sagte mit einem Lachen: »Siehst du? Ich wusste, dass du dassagen würdest. Du bist so verdammt vorhersagbar, dass ich mich frage, wie ich jemals glauben konnte, dich zu lieben.«
    »Millionen lieben die Sonne. Die Sonne ist vorhersagbar.«
    »War das ein Versuch von Humor?«
    »Ich war bloß logisch.«
    »Damit solltest du vorsichtig sein, Pellinore. Eines Tages könnte deine Logik jemanden umbringen.«
    Sie war zwischen dem Diwan und Warthrop in die Enge getrieben. Als sie einen Schritt zur Seite machte, um zu entkommen, bewegte er sich mit ihr und versperrte ihr den Weg.
    »Was machst du da?«, wollte sie wissen.
    »Unvorhersehbar handeln.«
    Sie lachte nervös. »Ich kann mich nur an eine einzige andere Gelegenheit erinnern, bei der du das gemacht hast.«
    »John wirft mir vor, eine Schau abgezogen zu haben. Dass ich gesprungen bin, um gerettet zu werden.«
    »Trotzdem hat es mich überrascht. Ich war schockiert, als ich die Neuigkeit erfuhr.«
    »Welchen Teil davon? Dass ich gesprungen bin oder dass er mich gerettet hat?«
    »Ich habe nie verstanden wieso, Pellinore.«
    »Das haben wir gemeinsam, Muriel. Ich verstehe immer noch nicht wieso.«
    Er trat zur Seite, und ich konnte sie wieder sehen. Obwohl der Weg zum Ausgang freigegeben worden war, blieb sie.
    »Sollte ich gehen?«, fragte sie. Ich konnte nicht sagen, ob die Frage ihm galt – oder ihr selbst. Sie sah zur Tür, als stünde sie am Ende einer Reise von tausend Meilen.
    »Es wäre vermutlich das Beste«, antwortete er leise.
    »Es ist etwas, das du tun würdest«, sagte sie mit einem Unterton von Wehmut. »Völlig vorhersagbar.«
    »Und völlig logisch.«
    Wer sich zuerst bewegte, bekam ich nicht mit. Ob mir das Licht einen Streich spielte oder ob es die Folge meiner vergifteten Anatomie war, es schien, als bewegte sich keiner zuerst;ihre Hände berührten sich nicht … und dann berührten sich ihre Hände. Sie blieb halb der Tür zugewandt, Warthrop halb dem gegenüberliegenden Fenster, und ihre Hand berührte leicht den Rücken seiner.
    »Ich hasse dich, Pellinore Warthrop«, sagte sie, ohne ihn anzublicken. »Du bist selbstsüchtig. Und du bist eitel. Selbst ihn zu retten war ein Akt der Eitelkeit. Er war … ist zweimal so viel Mann wie du. Er hat sein Leben riskiert, weil er dich liebte. Du hast deins riskiert, nur um zu beweisen, dass er im Irrtum war.«
    Der Doktor antwortete nicht. Er stand, den Kopf leicht gebeugt, kerzengerade wie in Gebetshaltung da.
    »Ich bete jede Nacht, dass es einen Gott gibt – dass es ein Strafgericht für unsere Sünden gibt«, fuhr sie mit ruhiger Stimme fort und ließ jetzt die Finger, federleicht, seinen Arm auf und ab gleiten. »Damit du eine Ewigkeit im tiefsten Höllenschlund mit all den anderen Verrätern verbringen magst.«
    »Wen habe ich verraten?«, fragte er sich laut. Er klang nicht ärgerlich, nur neugierig. »Ich habe ihn herausgeholt.«
    Ihre Hand fiel herab. Er versteifte sich, als sei der Verlust ihrer Berührung ein Schlag.
    » Du hast ihn dorthingeschickt . Wärst du nicht gewesen, wäre er niemals gegangen.«
    »Das ist lächerlich. Ich wusste nicht einmal davon, bis du es mir erzählt hast –«
    »Er wusste immer, dass es eine Abrechnung geben würde. Er wollte es sich nicht eingestehen – er war kein introspektiver Mann wie du –, aber in seinem Herzen wusste er, dass es einen Preis geben würde und dass er derjenige sein würde, der ihn bezahlte.«
    »Einen Preis, sagst du. Einen Preis wofür?«
    »Für Liebe. Für deine Liebe zu mir und –« Ihre Stimme stockte. »Und für meine Liebe zu dir.«
    »Aber du hasst mich doch. Das hast du gerade gesagt.«
    Sie lachte. »Ach, Pellinore. Wie kann ein so intelligenter Mann so schwer von Begriff sein? Wieso ist John Chanler mein Mann?«
    Wieder blieb er ihr die Antwort schuldig. Sie trat näher an ihn heran; noch immer sah er sie nicht an.
    »John kannte die Antwort auf diese Frage«, sagte sie. »Und John ist nicht halb so klug wie du.«
    »Mir fällt eine bessere Frage ein: Wieso bist du seine Frau?«
    Sie schlug ihm

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