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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Interpretation, und dann war da noch die Pierre Lebroques. Aber wir sind mehr als die Summe unserer Ängste. Wie sind größer als die Anziehungskraft des Abgrunds. Ich war aus einem Grund an diesen entsetzlichen Ort gekommen und nur aus einem:
    Weshalb zum Teufel gehst du noch mal?
    Um den Doktor zu retten.
    Wovor zu retten?
    Wovor immer er gerettet werden muss. Ich bin sein Lehrling.
    * * *
    Ich rannte durch den aufgewühlten Nebel und brüllte seinen Namen, und die Zähne sprangen vom Boden hoch, und die gebrochenen Knochen knirschten unter meinen Füßen, und der Nebel spuckte sie aus, die einstmals menschlichen Hände und Zähne des Magnificums , und ihre Arme öffneten sich weit, um mich zu empfangen, ihren neuen Bruder. Ich glaubte weiter rechts von mir Schüsse zu hören und wankte auf das Geräusch zu und schlug dabei so wild ich konnte mit den Armen um mich, um den Nebel zu vertreiben. Und dann trat ich ins Leere; ich war an den Felssims zurückgekommen, die acht Fuß hohe Wand am Ende des Pfades, der zum Schlafplatz des Magnificums führte. Einen schrecklichen Moment lang wankte ich auf der Kante und ruderte nutzlos mit den Armen, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen, ehe die Schwerkraft mich nach unten beförderte.
    Instinktiv zog ich die Schultern ein und landete mit einer Rolle auf dem Boden. Mit einem Schrei frustrierter Wut stand ich auf und sprang an die Wand, aber sie war zu hoch. Da hörte ich meine Verfolger, deren Schreie ein tieferes, kehligeres Echo meines eigenen waren, und ich wich zurück, hielt das Messer mit beiden Händen vor mich und schwang es hin und her. Oh, was für ein lächerlicher und erbärmlicher Anblick ich gewesen sein muss!
    Und diese Stimme, die mir beipflichtete: Was machst du da, Will Henry? Du kannst nicht zurück, um ihn zu holen. Du bist nasu. Du wirst ihn anstecken   – oder ihn den Bestien ausliefern, die dich jagen. Es ist zu spät für dich. Aber nicht für ihn.
    Noch einmal schrie ich seinen Namen, bevor ich den Pfad hinunterfloh und die Infektion mit mir nahm, fort von ihm.
    * * *
    Ich kam aus den Wolken heraus und erblickte die Welt, die vor mir ausgebreitet war, braun und schwarz und Grautöne, und ich betete darum, dass die lebenden Leichen dem Blutgeruch,der von meiner Haut aufstieg, folgen würden. Ich betete darum, dass sie mir, ihrem unreinen Bruder, nach unten folgen würden, ihrem Schicksal entgegen. Der Pfad gabelte sich; ich wählte den steileren, weil ich dachte, er würde mich schneller auf die Hochebene hinunterführen. Ich hatte die vage Idee, dass ich sie nach Gishub führen würde, der Stadt der Toten am Meer. Es war nicht der Weg, auf dem wir nach oben gestiegen waren, und stellenweise war der Pfad nahezu unpassierbar, übersät mit riesigen Felsbrocken, die mir kaum genug Platz ließen, um mich hindurchzuzwängen. Die Wunde in meiner rechten Hand pochte entsetzlich, die Blutung kam einfach nicht zum Stillstand, und meine linke Hand wurde taub. So fängt es also an , dachte ich und erinnerte mich an den Vortrag, den der Doktor Mr Kendall gehalten hatte. Zuerst die Taubheit, dann die Gelenkschmerzen, dann die Augen, dann …
    Ich gelangte an eine scharfe Wegbiegung. Ich ging um die Ecke und blieb stehen, denn der Weg wurde von einem Teich versperrt, der mit dem klarsten Wasser gefüllt war, das ich je gesehen hatte. Vom Wind geschützt durch die hoch aufragenden Gipfel, die ihn umgaben, wurde die Oberfläche des Wassers nicht vom leisesten Kräuseln gestört und warf den brütenden Wolken das Spiegelbild ihrer eigenen grauen Gesichter zurück.
    Ich war erschöpft. Ich war am Ende, am Ende von allem, und ich weinte am Rand des Wassers.
    Und die Wolken jagten über dem reinen Wasser über den Himmel.
    Und ich hob den Kopf und schaute in den Spiegel, und da war mein Gesicht, das auf mich zurückschaute.
    Ohne nachzudenken stand ich auf und riss mir die Jacke herunter. Ich zog das Hemd aus. Ich ging mit großen Schritten ins Wasser.
    Ich ging, bis das Wasser mir an die Brust schwappte, und dann ging ich weiter, bis es mein Kinn berührte. Ich war überrascht, wie kalt es war. Ich schloss die Augen und tauchte unter die Oberfläche. Da waren der Wind und die Wolken und derreine Teich und der Junge unter der unruhigen Oberfläche, und das Blut, das des Jungen und das des Monsters, das den Teich besudelte.
    * * *
    Ich bin jetzt nasu.
    Ich kam aus dem Wasser und warf mich wieder auf die Erde. Ich zitterte unkontrolliert; ich hatte kein Gefühl im

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