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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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antun, werden Sie es nie wissen!«
    »Was nie wissen? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich irgendwas gefragt zu haben.«
    Arkwright versuchte zu lachen. Es kam als erstickter Schluckauf heraus. Seine Hände waren um die Hinterbeine des Stuhls geschlossen, und sie zitterten, und deshalb zitterte auch der Stuhl. Die Luft selbst um Thomas Arkwright herum zitterte; die Staubpartikel vibrierten in Solidarität mit seinem Schrecken.
    Torrance fuhr fort: »Die Resorptionsgeschwindigkeit variiert je nach Lage der Aufnahmestelle. Eine Aufnahme über die obere Derma beispielsweise hat eine zeitlich gedehntere Entwicklung von Symptomen zur Folge als etwa die Aufnahme über den Mund oder die Augen oder die Nase – jede Körperhöhle eigentlich, so wie der Gehörgang oder der Anus.«
    Der Tonfall seiner Stimme war äußerst monoton, ähnlich dem, den ich oft beim Doktor gehört hatte, als würde er sich an ein unsichtbares Klassenzimmer mit Schülern wenden.
    »Sie sind geisteskrank«, stellte Arkwright sachlich fest.
    »Nein«, erwiderte Torrance. »Ich bin Monstrumologe. Das ist ein feiner Unterschied.«
    Dann fuhr er mit seinem Vortrag fort: »Und die Symptome … Nun, ich muss wahrscheinlich nicht auf all das eingehen. Ich nehme an, falls du neugierig bist, könnte Will hier es dir beschreiben – was du in den kommenden Stunden zu erwarten hast. Er hat es aus nächster Nähe gesehen.«
    Ich nickte. Ich war wie benommen. In meinen Ohren dröhnte das Blut. Und in meinem Herzen das fest zusammengewickelte Ding, das sich aufwickelte.
    »Will …«, echote Arkwright. »Will! Will, du darfst das nicht! Lass ihn das nicht machen! Lauf und such von Helrung! Schnell, Will! Geh!«
    »Ich würde nicht an Mr Henry appellieren, wenn ich du wäre«, sagte Torrance. »In Wahrheit war das alles hier nämlich seine Idee.«
    Arkwright starrte mich entgeistert an. Freiheraus begegnete ich seinem Blick; ich sah nicht weg.
    »Er ist derjenige, der rausgekriegt hat, dass du ein dreckiger Lügner bist. Ich an deiner Stelle würde Mr Will Henry also keine Befehle zubellen, nein, Sir!«
    Er machte einen Schritt auf den Sitzenden zu, und dieser eine Schritt bewirkte, dass Arkwright heftig zusammenzuckte. Die Stuhlbeine schrammten kreischend über den Betonboden. Der Revolver fiel von seinem Schoß.
    »Du lieber Gott, ich weiß nicht, was ihr von mir wollt!«, schrie er, denn seine gespielte Tapferkeit begann zu bröckeln.
    »Hörst du das, Will?«, erkundigte sich Torrance. »Klingt das wie ein Long-Island-Akzent für dich? Für mich nicht. Hört sich beinah englisch an.«
    »Ich bin britischer Bürger, Diener der Krone Ihrer Majestät Königin Victoria, und ich werde dafür sorgen, dass man Sie hängt, Sir!«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Torrance unbeschwert. Er ging um den Stuhl herum und stellte sich direkt hinter Arkwright, wobei er sich mit einer für einen Mann seiner Größe verblüffenden Schnelligkeit bewegte. Er zögerte nicht; er wartete nicht darauf, dass sein Gefangener den Kopf herumdrehte; er langte mit der freien Hand nach vorn und drückte ihm die Nase zu.
    Die Reaktion erfolgte augenblicklich. Arkwright bockte und krümmte sich, warf sich ohnmächtig gegen die Stricke, peitschte mit dem Kopf hin und her in dem vergeblichen Bemühen, Torrances schraubstockartigen Griff abzuschütteln. Aus dem Augenwinkel heraus musste er, bevor das Auge von der großen Hand seines Peinigers verdeckt wurde, den glänzenden Spatel in Torrances anderer Hand gesehen haben. Seine Lippen waren fest zusammengeklammert, doch er und Torrance wussten, dass er das nicht ewig durchhalten konnte. Er konnte die Luft anhalten, bis ihm die Besinnung schwand, aber was wäre damit erreicht? Es würde Torrance die Arbeit erleichtern, sonst nichts.
    Ihm blieb wenig Wahl. Die Lady oder der Tiger? Es war eine armselige Analogie.
    Er öffnete den Mund und keuchte: »Ich heiße nicht Arkwright!« Mit der zugehaltenen Nase hörte er sich an, als hätte er eine schwere Erkältung.
    »Es ist mir egal, wie du heißt.«
    »Ihr werdet dafür hängen!«, schrie er. »Sie und von Helrung und Ihr kleiner Drecksassistent!«
    »Will ist nicht mein kleiner Drecksassistent. Will ist Pellinore Warthrops kleiner Drecksassistent.«
    »Warthrop? Geht es darum? Sie wollen wissen, was mit Warthrop passiert ist? Warthrop ist tot. Er ist auf Masira gestorben, der verdammten Insel Masira im Arabischen Meer, genau wie ich es von Helrung erzählt habe!«
    Torrance sah mich über

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