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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ginge sie zu einer erstklassigen Dinnerparty.
    Na schön, genau genommen war es eine Art erstklassige Dinnerparty, alle Leute hatten sich enorm aufgebrezelt, das war nicht zu übersehen. Sie stellte es fest, als sie vor dem Gastraum stehen blieb und hineinschaute. Nur ganz kurz und ausschließlich aus rein professionellem Interesse heraus. Sie wollte lediglich wissen, wie ihre Deko zur Geltung kam, wenn Leute mittendrin saßen und tafelten.
    Sie war förmlich erschlagen von dem Anblick. Das strahlende Licht von den Wandlüstern, das schimmernde Kristall auf dem weißen Damast der Tischdecken, der sanft glänzende dunkle Holzboden, die wunderbaren antiken Möbel … Und über allem die beschwingte Musik von Verdi und der köstliche Duft von Espresso und edlem Wein …
    Sie zuckte zusammen, als jemand sie von hinten beim Ellbogen fasste und vorwärts schob. Es war Fabio, der sie in die Mitte des Raumes zog und dann stehen blieb. Sie wollte sich losmachen, doch er hielt sie eisern fest.
    Sofort hatten sie die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich gezogen. Beifällige Bemerkungen wurden laut.
    »Ah, der Chef!«
    »Endlich lässt er sich blicken!«
    »Wer ist denn die junge Dame, die er da bei sich hat?«
    Isabel fühlte sich im Mittelpunkt zahlreicher Blicke und wand sich unbehaglich, doch er machte keine Anstalten, seinen Griff zu lockern. Im Gegenteil, er legte sogar seinen Arm um sie.
    »Guten Abend, meine Damen und Herren! Jetzt, nachdem Sie alle gegessen haben, kann ich es wohl wagen, Sie herzlich im neuen Schwarzen Lamm willkommen zu heißen. Man sagt ja, mit vollem Magen ist man bereit, so manchen Schnitzer zu verzeihen.«
    Gelächter war zu hören, und hier und da wurden launige Bemerkungen laut.
    »Von wegen Schnitzer«, sagte jemand. »Das war First Class, genau wie in Ihrem alten Laden, Signore!«
    »Sogar noch besser!«, rief eine Frau. »Es ist einfach wundervoll hier! Diese Atmosphäre! So einzigartig!«
    »Sie kochen genial!«
    »Kann man von diesen gefüllten Oliven das Rezept haben, oder ist es geheim?«
    Fabio holte Luft, und zu ihrer Bestürzung erkannte Isabel, dass er vor Anspannung zitterte. Sie hätte vorhin schon merken müssen, wie außer sich er war, denn sein italienischer Akzent war stärker hervorgetreten als je zuvor, seit sie ihn kannte. Sein Griff hatte sich gelockert, sie hätte sich ohne weiteres losreißen und weglaufen können, doch ihre Füße schienen am Boden zu kleben. Sie sagte sich, dass sie sich lächerlich machen würde, wenn sie jetzt losrannte, schon deswegen, weil Doktor Mozart und Hubertus Frost hier waren. Die beiden würden erwarten, dass sie ihnen zumindest Guten Abend sagte. Sie fühlte sich merkwürdig erleichtert, weil sie damit eine Erklärung dafür gefunden hatte, dass sie hier stand wie festgenagelt. Es hatte nichts mit Fabio zu tun. Überhaupt nichts!
    »Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für die Komplimente und freue mich, dass es Ihnen allen so gut geschmeckt hat!« Sein Akzent war noch deutlicher zu hören, und Isabel spürte, dass seine Anspannung sich steigerte.
    »Dass dieses Restaurant heute eröffnet werden konnte, ist aber nicht allein mein Verdienst. Vor allem nicht die Atmosphäre, die Sie vorhin erwähnt haben. Das habe ich einer wunderbaren Frau zu verdanken, die hier neben mir steht. Ihr Name ist Isabel, und eigentlich ist die Arbeit in einem Restaurant gar nicht ihr Ding. Trotzdem hat sie wochenlang ihre ganze Energie in diesen Laden hier gesteckt.«
    Die Leute klatschten und lachten.
    »Gut gemacht!«
    »Das hat sich wirklich gelohnt!«
    »Verraten Sie uns auch, wo man so eine Assistentin findet?«
    Fabio legte einen Arm und Isabels Schultern. »Assistentin? O nein, das ist sie nicht. Sie ist … Sie ist die Frau, die ich liebe.«
    Isabel wäre zu Boden gesunken, wenn er sie nicht gehalten hätte.
    »O mein Gott«, stammelte sie. »Das ist … Das ist …«
    »Die verdammte Wahrheit«, sagte er, so leise, dass nur sie es hören konnte. »Bleib bei mir, oder ich gehe zurück nach Neapel, kaufe mir ein Boot und werde Fischer.«
    Sie schaute zu ihm auf und fand es merkwürdig, dass sein Gesicht vor ihren Augen verschwamm. Dass sie angefangen hatte, zu weinen, begriff sie erst, als ihr die Tränen in den Ausschnitt tropften. Und dass sie kaum hörbar vor sich hinfluchte, wäre ihr überhaupt nicht aufgefallen, wenn Fabio sie nicht unterbrochen hätte.
    »Principessa« , sagte er sanft, während er sie vor den Augen aller Anwesenden in die Arme

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