Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Miene und gezückter Pistole in der Tür aufgebaut hatte. Seine Augen flackerten, während er in die Runde schaute. Als er Raphaela sah, trat ein mörderischer Ausdruck auf sein Gesicht.
»Das war einmal zu viel«, zischte er. »Zuerst die Sache mit dem Fahrrad! Dann die Erbschaft von Oma! Und dann auch noch die Lüge über deine Verlobung! Die du nur erfunden hast, um dich ungestört wieder an meine Braut ranmachen zu können! Und heute gibst du mit diesem neuen Laden an, den du von meinem Geld aufgezogen hast! Jetzt reicht es endgültig!«
»Mir schon lange«, brummte Fabio.
»Ich will endlich mein Geld!«
»Willst du wirklich schießen?«, fragte Raphaela. Sie befeuchtete sich die Lippen und lächelte Giulio an. »Du bist so … cool!« Eilig fügte sie hinzu: »Aber du musst ihn wirklich nicht umbringen, weißt du. Ich fänd’s nicht gut, mit jemandem verheiratet zu sein, der lebenslänglich im Gefängnis sitzt.«
Giulio knirschte mit den Zähnen und schien sich zu besinnen. »Keine Sorge, damit mach ich mir selbst nicht die Hände schmutzig.« Sein Kopf bewegte sich zur Seite, wo gerade wie auf Kommando Nero auftauchte. »Wozu hat man Personal.«
»Da vorn steht er«, sagte eine kühle Stimme vom Gang her.
Fabios Kopf ruckte hoch. Isabel! Sie war hier!
Und im nächsten Moment trat sie auch schon in sein Blickfeld. Er merkte, wie ihm der Mund aufklappte, genau wie gestern, als er sie am Klavier gesehen hatte. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Kleid aus cremefarbener Seide, mit eng geschnittener Taille und glockig schwingendem Saum, und dazu ein paar helle Pumps, die aussahen, als wären sie auf die Haut gemalt. Ihr Haar schien weit stärker zu glänzen als sonst, ein einziger hell schimmernder Wasserfall aus sanften Löckchen.
Sie muss beim Friseur gewesen sein, durchfuhr es Fabio. Und der Schmuck … An ihren Ohrläppchen und ihrem Hals funkelte es nur so!
Doch er stellte sofort fest, dass ihre Augen den ganzen künstlichen Kram um ein Vielfaches überstrahlten.
»Meine Herren, hier ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe«, sagte sie zu irgendwelchen Leuten, die offenbar mit ihr hergekommen waren.
Fabio traute seinen Augen nicht, als wie aus dem Nichts zwei Männer vortraten und sich auf Giulio stürzten, der vergeblich versuchte, seine Pistole wieder wegzustecken. Einer der Männer packte seinen Arm und verdrehte ihn, bis ein knackendes Geräusch zu hören war, während ein anderer ihn von hinten in den Schwitzkasten nahm und ihm befahl, bloß nicht rumzuzicken.
»Das ist ein Missverständnis«, brachte Giulio wimmernd hervor. »Die Pistole ist nicht echt!«
»Das kann nicht sein«, meinte Raphaela. »Glauben Sie ihm nicht.«
»Es ist aber so!«, schrie Giulio.
Raphaela musterte ihn ungläubig. »Wenn das stimmt, wäre das ziemlich krank. Das ist für mich definitiv ein Grund, dich nicht zu heiraten.«
»Aber ich liebe dich doch!«, rief Giulio.
»Mit einer unechten Pistole? Mach dich nicht lächerlich!«
»Er hat Recht«, sagte der Mann, der Giulio die Pistole entrissen hatte und anscheinend ein Kriminalbeamter in Zivil war. »Ist so eine Art Faschingsfabrikat. Nicht mal Schreckschuss.«
»Macht nichts«, meinte sein Kollege ungerührt. »Schutzgelderpressung mit Faschingspistole ist genauso strafbar wie mit einer echten Waffe.«
»Es war keine Erpressung!«, schrie Giulio. Er rieb sich den schmerzenden Arm und funkelte wütend in die Runde, während ihm einer der beiden Beamten Handschellen anlegte und ihn vom Boden hochzerrte. »Er schuldet mir das Geld!«
»Das sagen sie alle«, meinte der Beamte.
»Nehmen Sie den Hinterausgang«, empfahl Isabel. »Dann können Sie auch gleich seinen Komplizen verfolgen.« Sie zeigte aus dem Fenster auf den Parkplatz. »Das ist dieser Typ mit dem Frettchengesicht, der eben in den gestohlenen Wagen dort steigt. Er hat auch eine Pistole.«
»Keine Sorge, den schnappen wir schnell, das ist ein auffälliges Fabrikat.«
»Der Wagen ist nicht gestohlen!«, protestierte Giulio. »Er gehört mir! Ich bin ein ehrlicher Kfz-Händler mit einem ordentlich angemeldeten Gewerbe, und Nero Foscarini ist mein persönlicher Assistent. Er ist bei mir als Prokurist angestellt, das können Sie jederzeit überprüfen!«
»Prokurist?«, fragte Raphaela pikiert. »Hoffentlich ist wenigstens seine Pistole echt!« Sie schaute zu, wie die Beamten Giulio durch den Hinterausgang hinaus auf den Parkplatz und zu ihrem Dienstwagen zerrten.
»Was seid Ihr bloß alles
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