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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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hat und dass nun aus der Hochzeit nichts werden soll!«
    »Halt die Klappe.« Daphne blieb stehen und drehte sich zu Fabio um. »Können wir auf Ihre Loyalität zählen?«
    »In welcher Beziehung?«
    »Sagen wir, in der einzig nur möglichen. Eine schöne große Hochzeit mit allen Schikanen, hier in diesem Haus. Ich sorge dafür, dass die Einladungen diese Woche noch rausgehen, und Sie sputen sich, bis dahin hier alles auf Vordermann zu kriegen.«
    »Meinetwegen«, sagte Fabio, der keinen Moment lang glaubte, dass es zu dieser Feier kommen würde. Schließlich hatte die Braut auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber man konnte ja nie wissen. Nächsten Monat konnte alles schon ganz anders aussehen.
    S chon am selben Abend war er völlig anderer Meinung. Er zweifelte ernsthaft, dass er hier überhaupt noch einen Fingerschlag würde tun können. Während des Dinners tauchte Giulio Caprini auf, und er sah aus, als wäre er zum Töten aufgelegt.
    »Hallo, Fabio«, sagte er, als er mit Nero im Schlepptau in die Küche marschiert kam.
    »Hallo, Giulio.« Fabio legte rasch das Messer weg, mit dem er gerade die Poularde tranchieren wollte. Giulio mochte es nicht, wenn Leute, die sich in einem Raum mit ihm aufhielten, bewaffnet waren.
    Giulio war ein Jahr älter als er und kompakt gebaut. Obwohl er ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte, sah er auf derbe Art gut aus mit seinen schwarzen, mit Gel gestriegelten Haaren und seinem kantigen Kinn. Fabio suchte manchmal nach Zeichen von Familienähnlichkeit zwischen sich und Giulio, doch bisher hatte er keine entdecken können. Das erfüllte ihn regelmäßig mit Erleichterung. Es musste ja nicht jeder gleich sehen, dass Giulio sein Cousin war.
    »Je später der Abend, desto mieser die Gäste«, meinte Natascha. Sie saß mit Harry am Tisch und wartete darauf, dass Fabio die Poularde auftrug.
    »Boss, ich würde ihr gern das Maul stopfen«, sagte Nero.
    »Kommt vielleicht noch«, sagte Giulio.
    »Ich kenne Johnny die Schlange«, erklärte Natascha.
    »Ich nicht. Also halt dich lieber zurück.«
    »Der Braten riecht gut«, sagte Nero schnuppernd. »Neues Rezept? Ich dachte, es gibt Fisch.«
    »Das war der erste Gang«, erklärte Natascha. »Ist leider alles weg.«
    Giulio kam zur Anrichte und trat dicht an Fabio heran. Von überflüssigen Erwägungen wie dem Bedürfnis seiner Mitmenschen nach einem Minimum an sozialer Distanz hatte er sich noch nie beeinflussen lassen. Ob er es absichtlich tat oder aus fehlgeleiteten Instinkten heraus – er ging stets auf Tuchfühlung. Es war so lästig, dass Fabio einen Schritt zur Seite trat. Giulio folgte ihm sofort, also musste es Absicht sein.
    Fabios Blicke wechselten zwischen dem Tranchiermesser und den aus dieser Nähe gut sichtbaren Mitessern auf Giulios Nase hin und her.
    »Versuch es doch«, sagte Giulio lauernd.
    Fabio ergriff das Messer, und Nero fuhr mit der Hand unter den Aufschlag seines Sakkos. Er förderte ein Schießeisen zu Tage, das fast so groß war wie er selbst, und als er damit auf Fabio anlegte, verstummten schlagartig alle Geräusche in der Restaurantküche.
    Fabio sah, wie Nero die Waffe entsicherte, und sein Inneres fühlte sich so schockgefrostet an wie das Filet von dem tropischen Fisch, bevor er den ersten Gang daraus gemacht hatte. »Aber, aber«, sagte Giulio. »Übertreib nicht so, Nero. Er will nur diese Poularde tranchieren, der gute Junge.«
    Fabio ließ sich von dem leutseligen Tonfall nicht täuschen. Er sah das hasserfüllte Funkeln in Giulios Augen. Der Kerl wartete nur auf ein paar gute Gründe, ihn zu erledigen. Sobald ihm genug Argumente eingefallen wären, mit denen er es der Verwandtschaft erklären konnte, würde er es bestimmt tun.
    Fabio tranchierte den Braten und wünschte sich, mit Giulio dasselbe zu machen. Er trug die Fleischplatte zum Tisch und tat Harry, Natascha und sich selbst jeweils ein Stück auf.
    »Nehmt euch von dem Salat«, sagte er.
    »Sieht gut aus, diese Kräuterfüllung«, sagte Natascha. »Schade, dass es nur für uns drei reicht. Wenn ich gewusst hätte, dass diese netten Burschen aus Neapel heute kommen, hätte ich einen Vogel mehr gekauft.«
    »Sie können meine Portion haben«, sagte Harry hustend. »Mir reicht noch ein Glas von dem Aperitif. Aber diesmal mit mehr Wodka drin.«
    »Mir kannst du auch einen geben«, sagte Giulio. Er ließ sich mit einer für seine Masse überraschenden Wendigkeit auf einem der freien Stühle nieder und legte beide Hände mit gespreizten Fingern

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